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Psychische Störungen

Schatten des Diabetes

Diabetes und psychische Störungen beeinflussen sich wechselseitig negativ. Ein Diabetes kann nicht nur zu körperlichen Schäden, sondern ebenso zu psychischen Störungen führen. Eine psychodiabetologische Behandlung kann den Patienten helfen.
Ilsabe Behrens
09.07.2023  08:00 Uhr

Aufeinander abgestimmt therapieren

Eine nicht behandelte Depression oder andere psychische Störungen beeinträchtigen die Lebensqualität stark und gehen mit schlechter Blutzuckereinstellung einher. Dabei ist es unerheblich, ob ein Mensch mit Diabetes zusätzlich an einer psychischen Störung erkrankt ist oder ob die psychische Störung durch den chronischen Stress im Rahmen der diabetischen Erkrankung aufgetreten ist.

In jedem Fall ist die psychische Störung konsequent zu behandeln; diese Therapie ist in die Diabetestherapie einzubinden. Dabei sollten die Fachärzte eng zusammenarbeiten und bei der Auswahl der Medikamente die möglichen negativen Effekte auf die antidiabetische Therapie, zum Beispiel Gewichtszunahme durch trizyklische Antipsychotika (Mianserin, Mirtazapin, Clozapin), Blutzuckersteigerung durch Nortriptylin oder Fettstoffwechselstörungen durch Clozapin, berücksichtigen.

Therapieoptionen bei Depression

Therapieziel ist es, die seelischen Belastungen und die Symptome der Depression dauerhaft zurückzudrängen. Die Lebensqualität soll ebenso gesteigert werden wie die schulische, berufliche und psychosoziale Leistungsfähigkeit. In der Folge gelingt dem Patienten auch die Umsetzung der gesamten diabetischen Therapie wieder besser. Langfristig verringern sich die Komorbiditäten durch Optimierung der diabetischen Therapie und Erreichen der Therapie ziele. Die gegenseitige negative Wechselwirkung wird durchbrochen, sodass Erfolge bei der Depressionsbehandlung den gesamten Menschen wieder aktivieren und die weitere Therapieadhärenz erleichtern. Ein regelmäßiges Depressions-Screening hilft, sehr früh eine adäquate Therapie einzuleiten.

Bei einer Depression, möglicherweise mit Suizidgefahr, ist sofort die Therapie durch einen Facharzt zu starten. Bei der Auswahl der Medikation ist zu berücksichtigen, dass Antidepressiva die antidiabetische Therapie beeinflussen können. Beim Einsatz von trizyklischen Antidepressiva sollte beachtet werden, dass Amitriptylin, Doxepin und Opipramol zu einer deutlichen Gewichtszunahme (5 bis 8 kg nach einem Jahr) führen und damit das Risiko für das metabolische Syndrom deutlich steigern können. Imipramin hingegen ist stoffwechselneutral und damit eine gute Alternative aus der Gruppe der Trizyklika. Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) sind die bevorzugte Arzneistoffgruppe zur Behandlung der Depression (Kasten). Jedoch ist bei Fluoxetin zu beachten, dass es über Cytochrom P450 verstoffwechselt wird und besonders das CYP-Isoenzym 2D6 hemmt, was wiederum mit Lipidsenkern und oralen Antikoagulanzien klinisch relevant interagieren kann. Ebenso hemmt Norfluoxetin das CYP3A4, das an der Verstoffwechselung diverser Arzneistoffe beteiligt ist.

Bei leichten depressiven Episoden sollte der Arzt ein Antidepressivum nur bei ausdrücklichem Wunsch des Patienten verordnen. Immer sollten eine psychotherapeutische Gesprächstherapie und eine begleitende Diabetesschulung angeboten werden. Diese spezifischen Schulungen behandeln Inhalte wie den Umgang mit diabetesbezogenen Ängsten und vermitteln »Techniken«, wie man selbst aus der depressiven Stimmung oder Angst herauskommt und kompetent damit umgehen kann. Körperliches Training, am besten in einer Gruppe, ist ein weiterer Pfeiler der Therapie, um das Wohlbefinden zu steigern.

Bei mittelschwerer und schwerer Depression lässt sich die Hinzunahme eines Antidepressivums meist nicht vermeiden. Mittel der ersten Wahl sind SSRI, obwohl es Risiken gibt und eine individuelle Nutzen-Risiko-Abwägung erforderlich ist (Kasten). Trizyklische Antidepressiva sollten aufgrund ihrer Nebenwirkungen nur dann eingesetzt werden, wenn ein positiver Effekt auf Folgeerkrankungen wie die diabetische Neuropathie zu erwarten ist. Als Beispiel: Amitriptylin wirkt vergleichbar gut bei neuropathischen Schmerzen wie Gabapentin und kann deshalb eingesetzt werden, wenn der Patient an einer Depression und neuropathischen Schmerzen leidet.

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