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Psychische Störungen

Schatten des Diabetes

Diabetes und psychische Störungen beeinflussen sich wechselseitig negativ. Ein Diabetes kann nicht nur zu körperlichen Schäden, sondern ebenso zu psychischen Störungen führen. Eine psychodiabetologische Behandlung kann den Patienten helfen.
AutorKontaktIlsabe Behrens
Datum 09.07.2023  08:00 Uhr

Ein Diabetes mellitus entsteht aufgrund eines Mangels oder einer verminderten Wirkung von Insulin und manifestiert sich in verschiedenen Stoffwechselstörungen. Unbehandelt oder unzureichend behandelt führt er, unabhängig von der Form, zu Gefäß- und Nervenschäden, Durchblutungsstörungen in Organen und Gliedmaßen sowie zu Wundheilungsstörungen. Die Folge ist eine erhöhte Mortalität durch Herzinfarkt, Schlaganfall und Unterzuckerung.

Menschen mit Diabetes haben ein doppelt so hohes Risiko für psychische Erkrankungen wie stoffwechselgesunde Menschen; diese Erkrankungen erhöhen ihr Risiko für Folgeerkrankungen und Tod. Ausgehend von etwa 8 bis 10 Millionen Menschen mit Diabetes in Deutschland rechnet man mit 800.000 bis 900.000 Patienten, die zusätzlich eine komorbide seelische Störung haben (1). Deshalb können sich Menschen mit Diabetes seit einigen Jahren von Psychodiabetologen ganzheitlich behandeln lassen (2). Auch die Apothekenteams sollten auf das seelische Befinden ihrer Diabetespatienten achten.

Die Zusammenhänge zwischen psychischen Störungen und Diabetes sowie die Behandlungsoptionen werden in zwei Leitlinien näher beschrieben: in der (längst abgelaufenen) S2-Leitlinie Psychosoziales und Diabetes, Teil 1 und 2 (1), sowie der Nationalen Versorgungsleitlinie Unipolare Depression (3). In der NVL ist das Kapitel Komorbiditäten aktuell noch in Bearbeitung. Die aktuelle S2k-Leitlinie zu Diabetes im Alter geht immerhin auf die Depression als Komorbidität ein (8).

Erschreckende Diagnose

Die Diagnose Diabetes löst bei den meisten Patienten Verunsicherung, Angst, Stress, Hilflosigkeit und viele weitere negative Empfindungen aus, die das Wohlbefinden und die Lebensqualität langfristig beeinträchtigen. Erschreckend ist die Information, dass es sich um eine chronische Erkrankung handelt, die eine lebenslange Therapie erfordert. Zwar gibt es die Möglichkeiten, die Medikation bei einem Diabetes mellitus Typ 2 wieder zu reduzieren, doch der Verlauf ist meistens progredient und die medikamentöse Therapie muss verstärkt werden. Die Behandlung des Diabetes Typ 1 muss ohnehin lebenslang erfolgen.

Der Patient muss quasi rund um die Uhr Eigenverantwortung, Disziplin, Selbstkontrolle und Compliance aufbringen. Es gibt keinen »Urlaub« und keine Entspannung von der Erkrankung. Bei Kindern mit Diabetes erstreckt sich diese Belastung auch auf die Eltern, Geschwister und die weiteren betreuenden Personen.

Dabei dreht sich die Auseinandersetzung mit der Erkrankung nicht nur um die optimale Blutzuckereinstellung, sondern auch um die Prävention von Folgeerkrankungen wie Retinopathie, Bluthochdruck und Niereninsuffizienz sowie die Behandlung von Komorbiditäten wie Fettstoffwechselstörungen. Das belastet enorm. Da die Behandlung meist (nur) auf medikamentöse Maßnahmen fokussiert, fühlen sich viele Patienten alleingelassen. Angst, Stress und mangelnde Krankheitsakzeptanz können die Folge sein.

Wie eine Person mit Stress umgeht, hängt von vielen Faktoren ab (Grafik). Stressoren können Akutereignisse wie Tod des Partners oder eine Hochzeit sein. Hinzu kommen chronische Stressoren wie Diabetes, Straßenverkehr oder private Konflikte sowie sogenannte Makrostressoren wie Krieg, Terroranschläge oder Erdbeben. Dem wirken die individuellen Ressourcen (Resilienzfaktoren) als Stresspuffer entgegen. Diese Stresspuffer setzen sich zusammen aus der sozialen Einbindung, der familiären Unterstützung, finanziellen Bedingungen, Sicherheit und persönlichen Faktoren wie körperlicher Zustand, allgemeine Leistungsfähigkeit und Selbstwertgefühl.

Jede Person bewertet Stressoren – je nach bisheriger persönlicher Erfahrung und Verfassung – als unwichtig/harmlos oder wichtig. Mögliche Stressfolgen betreffen Körper (Beispiel: Kopfschmerzen), Geist (Denkblockaden), Gefühle (Antriebslosigkeit, Rastlosigkeit) und Verhalten (Beispiel: Gereiztheit, Gefühl der Überforderung).

Ein Diabetes erhöht die psychische Belastung und diese wiederum verstärkt die Risikofaktoren für einen Diabetes. Aus der dauerhaften psychischen Belastung kann sich eine eigenständige psychische Erkrankung wie eine Depression oder Essstörung als Komorbidität entwickeln – mit allen negativen Folgen auf den Krankheitsverlauf des Diabetes. So weiß man heute, dass Patienten mit Diabetes und einer psychischen Störung ein erhöhtes Risiko für Folgeerkrankungen und Tod haben.

▶ Die heutige erkrankungsorientierte Medizin zielt darauf ab, Überlebenszeit und Lebensqualität zu erhöhen. Jedoch wäre eine patientenzentrierte Behandlung nachhaltiger, die die biologische Veranlagung, die psychische Veranlagung (Befinden, Verhalten) und die soziale Situation mit Ausmaß von Stress, Arbeits- oder Schulsituation und sozialem Umfeld berücksichtigt.

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