Schälen, verätzen oder vereisen |
Keratolytika werden punktuell auf das lädierte Gewebe aufgetragen. Die umgebende gesunde Haut ist mit Fettcreme zu schützen. / Foto: Your Photo Today
Warzen bilden sich aufgrund einer Infektion der Haut mit einem der mehr als 100 humanen Papillomaviren (HPV). Die Übertragung erfolgt durch direkten Körperkontakt oder über an Hautschuppen haftende Viren in Umkleidekabinen, Hotelteppichböden oder Schwimmbädern. Kleinste, oft unsichtbare Verletzungen ebnen den Erregern den Weg in die Epidermiszellen, wo sie sich vermehren. Auch Selbstansteckung infolge wiederholten Kratzens, bei dem das virenhaltige Zellmaterial verbreitet wird, ist keine Seltenheit.
Form und Aussehen von Warzen sind stark von ihrer Lokalisation sowie vom HPV-Typ abhängig. An den Füßen finden sich vorrangig Dorn- oder Mosaikwarzen (Verrucae plantares), die auf das Konto der HPV-Typen 1,2 und 4 gehen. Weil sie plan mit der Hautoberfläche abschließen, wachsen sie tief ins Gewebeinnere hinein. Und das kann auf Schritt und Tritt schmerzen. Ihre Größe kann im Inneren erheblich größer sein als von außen sichtbar. Das Warzengewebe ist oft von winzigen, schwarzen Pünktchen durchsetzt, Ausdruck minimaler Einblutungen. Manchmal lagern sich auch mehrere Warzen dicht mosaikartig zusammen.
Ebenfalls häufig sind gewöhnliche Warzen, vorwiegend an den Fingern, im Gesicht, aber auch an den Zehen zu finden. Diese Verrucae vulgares, auch Stachelwarzen genannt, werden von den HPV-Typen 1 bis 4 verursacht. Zunächst nur stecknadelkopfgroß, wird die halbkugelig nach außen gewölbte Wucherung etwa so groß wie eine Erbse. Die uneinheitliche, höckrige Oberfläche erinnert an einen Blumenkohl.
Andere Warzenarten wie Flach-, Pinsel- oder Dellwarzen siedeln sich meist nicht im Fußbereich an, sondern sitzen eher im Gesicht oder an den Händen. Bevorzugter Ort von Warzen sind auch die Genitalien. In jedem Fall empfiehlt es sich, vor der Selbstmedikation vom Arzt abklären zu lassen, um welche Art von Warzen es sich handelt.
Die gutartigen Hautwucherungen sind in der Regel selbstlimitierend. Etwa die Hälfte heilt nach rund zwei Jahren ohne Behandlung spontan ab. Dabei scheinen ein intaktes Immunsystem und die psychische Konstitution eine gewisse Rolle zu spielen. Rituale und Zaubersprüche wirken vor allem bei Kindern recht gut. Und auch die alternative Medizin kennt zahlreiche Rezepte. Homöopathisch wird meist Thuja D6 genutzt.
Alle Behandlungsarten können die Infektion nicht heilen, sondern nur den Organismus bei der Ausheilung unterstützen. Die hornhautlösenden Präparate, die Salicylsäure teils in Kombination mit Milchsäure (wie Clabin® plus, Duofilm®) enthalten, werden meist zur Selbstmedikation von vulgären und Fußsohlenwarzen eingesetzt. Während die Pflaster (wie Guttaplast®, Wartner® Pflaster) zwei bis vier Tage auf der Haut verbleiben, muss der Patient die Salicylsäure-haltigen Tinkturen (wie Verrucid®) zwei- bis viermal täglich auftragen. Pflaster sind demnach weniger arbeitsintensiv. Jedesmal muss der Lack gut antrocknen. Vor dem nächsten Auftragen muss er abgelöst werden, beispielsweise mithilfe eines Fußbads. Bei regelmäßiger Anwendung lässt sich die aufgeweichte weiße Hornschicht gut mit einem Rosenholzstäbchen oder mit einem Bimsstein abtragen. Allerdings darf es nicht immer wieder der gleiche Bimsstein sein, da sonst die Gefahr einer Reinfektion besteht.
Egal ob Pflaster oder Tinktur: Die umliegende gesunde Haut gilt es, vor dem Wirkstoff zu schützen. So muss das Pflaster größenmäßig der Warze entsprechen, und auch die filmbildende Lösung sollte möglichst punktgenau aufgetragen werden. Am besten schützt man die umliegende Haut mit Zinkpaste oder Vaseline.
Bei hartnäckigen, älteren Warzen und tief sitzenden Dornwarzen kann der Dermatologe eine Warzensalbe mit Dithranol (wie Warzensalbe NRF 11.31) oder eine Lösung mit dem Antimetaboliten 5-Fluorouracil, Salicylsäure und dem Hilfsstoff Dimethylsulfoxid (Verrumal®) verschreiben. Letzterer soll die Penetration der Arzneistoffe in das Warzengewebe beschleunigen. In einer Vergleichsstudie war die 5-Fluorouracil-Kombination besser wirksam als Salicylsäure allein. Dazu muss sie allerdings dreimal täglich aufgetragen werden.
Warzen-Urheber: Von den mehr als 100 verschiedenen Typen an humanen Papillomaviren können einige Warzen auslösen. / Foto: Science Photo Library/ Public Health England/Centre for Infections
Vulgäre Warzen kann man, wenn sie nicht zu groß sind, in Eigenregie auch wegätzen. Dazu tupft man eine Monochloressigsäure-haltige Lösung (wie Acetocaustin®) mit einem speziellen Spatel oder in Stiftform punktgenau auf die Warze und lässt den Lack trocknen. Bei nebeneinander liegenden Warzen sollte die Behandlung zunächst an einer Warze begonnen und die Reaktion abgewartet werden. Bevor Eltern das Präparat bei ihren Kindern einsetzen möchten, sollten sie den Arzt befragen.
Vorteil gegenüber der Keratolyse: Die Anwendung muss nur einmal pro Woche erfolgen. Monochloressigsäure dient als Schälmittel des Warzengewebes. Deshalb muss man auch hier die weiß gewordenen Zellschichten nach der Behandlung vom Hautuntergrund ablösen. Die Lösung ist stark ätzend und deutlich hautreizender als Salicylsäure, umliegende Haut könnte sich röten und stark brennen. Umso penibler ist darauf zu achten, dass die Haut rund um die Warze mit einer gut haftenden Salbe wie Vaseline oder Zinkpaste geschützt wird.
Auf diesem Abschälverfahren basiert auch ein Gel mit hochkonzentrierter Trichloressigsäure (Wartner® Stift gegen Warzen & Fußwarzen). Durch die Handhabung als Stift ist ein besonders präzises Auftragen möglich. Trotzdem sollte die umliegende Haut abgedeckt werden. Präparate mit einer Kombination aus Essig-, Oxal-, Milch- und Salpetersäure (Solco-Derman®) sind rezeptpflichtig. Nach Einweisung durch den Arzt kann der Patient die Lösung auch zu Hause in Eigenregie anwenden.
Die Vereisungs- oder auch Kryotherapie war lange Zeit eine Behandlungsoption, die allein den Dermatologen oblag. Der Arzt arbeitet mit flüssigem Stickstoff, dessen Siedetemperatur bei minus 196 °C liegt. Der Kälteschock rückt besonders neuen Warzen erfolgreich zu Leibe. Sitzen sie an der Hand, reicht meist die einmalige Anwendung. Bei Wucherungen unter der Fußsohle sind mitunter mehrere Sitzungen notwendig.
Mittlerweile können die Patienten ihre Warzen nun auch selbst gefrieren lassen. Für die Selbstmedikation stehen Dimethylether-Propan-Gemische (wie Wartner®) zur Vereisung zur Verfügung. Dabei hält der Patient einen Schaumstoffapplikator entweder in das Gemisch oder tränkt diesen durch Auslösen eines Sprayknopfs. Je nach Warzenart und -lage wird der Applikator dann 10 bis 40 Sekunden auf die Warze gedrückt, wobei eine Temperatur von etwa minus 50 °C erreicht wird. Unter der Warze entsteht eine Blase, die sich innerhalb der nächsten Tage anhebt und das Warzengewebe abfallen lässt. Unter der Warze hat sich bereits neue gesunde Haut gebildet.
In der Regel genügt die einmalige Anwendung. Doch auch hierbei zeigen sich die Dornwarzen mitunter als sehr hartnäckig. Dann kann die Anwendung nach einer jeweils zweiwöchigen Pause bis zu dreimal wiederholt werden, und zwar immer mit einem neuen Applikator. Für Kinder unter vier Jahren ist die Vereisung nicht geeignet.