Risiko über die Geburt hinaus |
Die Schwangerschaft ist eine aufregende Zeit – die allerdings nicht immer ohne Komplikationen verläuft. / © Adobe Stock/Andrey Popov
Hypertensive Erkrankungen zählen zu den häufigsten Komplikationen in der Schwangerschaft und betreffen etwa 6 bis 8 Prozent aller Schwangeren. Abzugrenzen davon ist die chronische Hypertonie, die bereits vor der Schwangerschaft bestand oder spätestens im ersten Trimester diagnostiziert wird. Bei der Betrachtung der hypertensiven Schwangerschaftskomplikationen muss zwischen einer Gestationshypertonie und einer Präeklampsie unterschieden werden, da sich beide Entitäten hinsichtlich ihrer Prognose und ihres Risikoprofils deutlich unterscheiden.
Bei der Gestationshypertonie handelt es sich um einen nach der 20. Schwangerschaftswoche neu aufgetretenen Bluthochdruck (≥140 mmHg systolisch und/oder ≥90 mmHg diastolisch), bei dem es weder zu einer erhöhten Proteinausscheidung im Urin (Proteinurie) noch zu anderen Organmanifestationen kommt. Die Prognose dieser hypertensiven Form ist relativ gut: In der Regel ist die fetale Entwicklung nicht beeinträchtigt und nur in sehr seltenen Fällen kommt es zu einer relevanten iatrogenen Frühgeburt, also einer induzierten vorzeitigen Entbindung.
Die Präeklampsie dagegen wird diagnostiziert als eine hypertensive Komplikation mit neu aufgetretener Hypertonie nach der 20. Schwangerschaftswoche und mindestens einer zusätzlichen Organmanifestation. Dies kann die Leber, Nieren und das zentrale Nervensystem, aber auch die Plazenta betreffen. Entwickelt sich eine Präeklampsie in der zweiten Schwangerschaftshälfte bei einer vorbestehenden (chronischen) Hypertonie, spricht man von einer Pfropfpräeklampsie.
Bezüglich der Prognose ist die Präeklampsie im Vergleich zur Gestationshypertonie deutlich ernster, weil es hier in vielen Fällen – in Ermangelung einer kausalen Therapie – zu einer iatrogenen Frühgeburt kommt. Bei einem schweren Verlauf ist eine vorzeitige Entbindung oft notwendig, um lebensbedrohliche Komplikationen für Mutter und Kind zu vermeiden.
Häufig ist eine Präeklampsie mit einer intrauterinen Wachstumsverzögerung des Fetus assoziiert. Weitere Risiken für das Baby sind unter anderem eine Frühgeburt und im schlimmsten Fall sogar der Tod. Zudem sind die späteren kardiovaskulären Folgeschäden der Mutter bei einer Präeklampsie deutlich ausgeprägter im Vergleich zur Gestationshypertonie. Für die Diagnostik von jeder Form der hypertensiven Schwangerschaftskomplikation beziehungsweise um zwischen ihnen zu unterscheiden, ist es heute Standard und unerlässlich, zusätzlich zur konventionellen Blutdruckmessung und Proteinurie-Diagnostik auch bestimmte angiogene Biomarker im mütterlichen Blut zu bestimmen.