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Schlaganfall

Risiko hängt auch mit der Blutgruppe zusammen

Menschen mit der Blutgruppe A haben einer neuen Metaanalyse zufolge ein leicht erhöhtes Risiko, in jüngeren Jahren einen Schlaganfall zu erleiden. Die Blutgruppe 0 scheint dagegen davor zu schützen.
Annette Rößler
05.09.2022  16:43 Uhr

Bluthochdruck, Bewegungsmangel, Übergewicht und Rauchen zählen zu den bekannten Risikofaktoren für einen ischämischen Schlaganfall. Da die meisten davon Lebesstilfaktoren sind und diese sich erst im Lauf der Zeit immer stärker auswirken, steigt das Risiko für einen Schlaganfall mit dem Lebensalter. Kommt es dagegen bereits im jüngeren Alter zu einem Schlaganfall, ist eher mit einer genetischen Veranlagung zu rechnen.

Das International Stroke Genetics Consortium (ISGC), ein Zusammenschluss von Wissenschaftlern, die sich der Erforschung der genetischen Ursachen des Schlaganfalls widmen, hat daher eine eigene Arbeitsgruppe für den frühen Schlaganfall (Early Onset Stroke, EOS), also den Schlaganfall vor dem 60. Lebensjahr. Diese Arbeitsgruppe hat jetzt im Fachjournal »Neurology« eine Metaanalyse zu den möglichen genetischen Ursachen für EOS veröffentlicht.

Eingeschlossen waren 48 genomweite Assoziationsstudien mit Daten von insgesamt 16.730 Schlaganfallpatienten zwischen 18 und 59 Jahren sowie 599.237 Kontrollpersonen, die keinen Schlaganfall erlitten hatten. Das Risiko für einen EOS war demnach signifikant mit zwei Varianten im AB0-Locus assoziiert, der über die Blutgruppe entscheidet. So hatten Personen mit der Blutgruppe A ein 16 Prozent höheres Risiko für einen EOS als Personen mit anderen Blutgruppen. Bei Personen mit der Blutgruppe 0 war dagegen eine Risikoabnahme um 12 Prozent zu verzeichnen. Bezogen auf einen Schlaganfall ab dem 60. Lebensjahr (Late Onset Stroke, LOS) war der Effekt zwar auch zu sehen, aber sehr viel schwächer: Bei Personen mit der Blutgruppe A war das Risiko um 5 Prozent erhöht und bei Personen mit der Blutgruppe 0 um 4 Prozent gesenkt.

Dieses Ergebnis passt zu der These, dass die genetische Veranlagung beim Schlaganfall im Lauf des Lebens an Bedeutung verliert, weil lebensstilabhängige Risikofaktoren, die sich offenbar stärker auswirken, wichtiger werden. In einer Pressemitteilung betonen die Forscher, dass die blutgruppenabhängige Risikoerhöhung sehr moderat ausfiel und dass für Menschen mit der Blutgruppe A kein Anlass zur Besorgnis oder für zusätzliche Vorsorgeuntersuchungen bestehe.

Als möglichen Mechanismus verweist Seniorautor Professor Dr. Steven Kittner von der University of Maryland auf ein erhöhtes Risiko für die Bildung von Thromben bei Blutgruppe A, das in früheren Studien bereits beobachtet worden sei und das vermutlich auf bestimmte Oberflächeneigenschaften unter anderem der Thrombozyten und des Gefäßendothels zurückzuführen sei. Um die genauen Zusammenhänge zu beleuchten, bedürfe es weiterer Forschung.

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