Regelmäßiger Abführmittel-Gebrauch erhöht Demenzrisiko |
Sven Siebenand |
24.03.2023 17:00 Uhr |
Schätzungen zufolge wenden circa 20 Prozent der Allgemeinbevölkerung regelmäßig Abführmittel an. / Foto: Adobe Stock/ Pixel-Shot
Im Fachjournal »Neurology« hat ein Team um Dr. Zhirong Yang von der Universität Cambridge in Großbritannien die Ergebnisse einer Kohortenstudie hochrangig publiziert. Die Arbeit untersuchte den Zusammenhang zwischen der Anwendung verschiedener Laxanzien und dem Demenzrisiko. Die Wissenschaftler nutzen Daten von insgesamt 502.229 Menschen im Alter zwischen 40 und 69 Jahren, bei denen zu Beginn der Untersuchung keine Diagnose einer Demenz vorlag. Der selbstberichtete Laxanzien-Gebrauch an den meisten Tagen einer Woche in den vier Wochen vor Studienaufnahme wurde für die Analyse als regelmäßige Anwendung eingestuft. Von den mehr als 500.000 Teilnehmern traf dies auf 18.235 Personen zu. Die Nachbeobachtung betrug im Durchschnitt knapp zehn Jahre. In dieser Zeit erhielten 218 Teilnehmer (1,3 Prozent) eine Demenzdiagnose. In der wesentlich größeren Kontrollgruppe waren es 1969 Personen mit der Diagnose, was einen Anteil von lediglich 0,4 Prozent bedeutet.
Die Ergebnisse wurden hinsichtlich soziodemografischer Merkmale, Begleiterkrankungen, Familienanamnese und sonstiger regelmäßiger Medikamenteneinnahme statistisch adjustiert. Insgesamt errechneten Yang und Kollegen bei regelmäßigem Gebrauch von Abführmitteln ein signifikant erhöhtes Risiko für Demenz jeglicher Ursache von 50 Prozent. Das Risiko für vaskuläre Demenzen war um 65 Prozent erhöht, das Risiko für eine Alzheimer-Demenz war dagegen nicht signifikant gesteigert.
Ferner kamen die Forschenden zu dem Ergebnis, dass das Risiko für Demenzen insgesamt sowie für vaskuläre Demenz mit der Zahl der eingenommenen unterschiedlichen Laxanzien anstieg. 5800 Studienteilnehmer hatten angegeben, dass sie nur eine Art von Abführmittel verwenden. Hier stach insbesondere die Gruppe jener hervor, die osmotisch wirksame Abführmittel verwendet hatte. Das Risiko für Demenz jeglicher Ursache war in dieser Gruppe signifikant erhöht (64 Prozent). Auch das Risiko für eine Demenz vaskulärer Ursache war in dieser Subgruppe deutlich gesteigert (97 Prozent).
Anlässlich der Publikation in »Neurology« hat die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) eine Pressemitteilung verfasst. Darin stellt der DGN-Generalsekretär Professor Dr. Peter Berlit klar: »Die Studie ist keine randomisierte kontrollierte Studie, daher nicht beweisgebend, dass Abführmittel das Demenzrisiko tatsächlich erhöhen. Weitere Untersuchungen sind notwendig.« Dennoch rate die DGN angesichts des Ergebnisses zur Vorsicht im Umgang mit Laxanzien.