Psychiatrische Patienten optimal betreuen |
»Psychiatrische Patienten haben ebenso somatische Erkrankungen wie der Rest der Bevölkerung, mit der Besonderheit, dass noch eine psychiatrische Medikation obendrauf kommt«, erklärte Sebastian Lenhart, Apothekenleiter im bayerischen Friedberg und Fachapotheker für Klinische Pharmazie. Dies sei bei etwa einem Drittel der Patienten, die in die Apotheke kommen, der Fall.
»Apotheker sind prädestiniert dafür, arzneimittelbezogene Probleme zu sehen, das ist ihre große Stärke.« Sie seien unabhängig von der Fachrichtung an nahezu jeder medikamentösen Therapie beteiligt und könnten auf Risiken und Unklarheiten hinweisen. Ab vier gleichzeitig verordneten Medikamenten steige die Wahrscheinlichkeit für eine ärztliche Intervention nach Apothekergespräch signifikant an, so Lenhart.
Er empfahl, beim Medikationsmanagement zusätzlich immer noch einmal in die Fachinformation zu schauen. In der schriftlichen Kommunikation mit dem Verordner sei es wichtig, einen kurzen und prägnant formulierten »Apothekerbrief« zu schreiben, der keine Checklisten oder Floskeln enthalten sollte.
Apotheker sollten wissen, vor welchen Nebenwirkungen sich die Patienten fürchten. »Die Angst vor Nebenwirkungen mit sichtbarer Komponente oder sozialem Stigma wie Zittern, Abhängigkeit oder Gewichtszunahme ist weit verbreitet«, so Lenhart.
Die Wissensvermittlung allein fördere aber die Adhärenz nicht, sagte der Apotheker. Viel wichtiger sei es, die Zufriedenheit mit der Aufklärung zu verbessern, denn sie korreliere in höchstem Maße mit der einstellungsbezogenen Adhärenz.
Positive Emotionen und ein entspanntes, zugewandtes Verhalten gegenüber Patienten scheinen einen guten Einfluss auf die Zufriedenheit mit der Beratung zu haben. Erst, wenn ein gutes Verhältnis zu Patienten hergestellt wurde, Sorgen und Zweifel ernst genommen und Einsicht gefördert wurde, könnten Informationen wie Art der Anwendung, Einnahmezeitpunkte und Therapiedauer vermittelt werden.