Prophylaxe mit Pflanzen |
Eine der bekanntesten Heilpflanzen in der Vorbeugung von Atemwegsinfekten ist der Sonnenhut. Dabei scheint es weniger sein antimikrobielles und antivirales, sondern eher sein immunmodulierendes Wirkvermögen zu sein, das Extrakt- beziehungsweise Produkt-spezifisch relativ annehmbare Daten liefert. »Die Studienlage ist zwar nicht hervorragend, doch es ist daraus eine gewisse Evidenz für das Abfangen eines Infekts zu Beginn einer Erkältung abzuleiten«, informiert der Fachmann. So sind die Presssäfte und die getrockneten Presssäfte aus dem frischen Kraut des Purpursonnenhuts mit einem Droge-Extrakt-Verhältnis (DEV) von 1,5 – 2,5:1 positiv zu bewerten (wie Echinacin®, Esberitox® mono, Episcorit®, Echinacea ratiopharm). Die HMPC-Monographie vergibt Echinacea purpurea herba auch ein Well-established-Use mit Bezug auf diesen Extrakt. Alle anderen Zubereitungen wie aus E. pallidae radix oder E. angustifolia radix sind lediglich Arzneizubereitungen nach traditioneller Anwendung.
»Echinacea hat ein gewisses Problem. Die Präparategruppe ist extrem heterogen. Und auch im Cochrane-Review von 2014, einer großen Metaanalyse, werden Äpfel mit Birnen verglichen und alles ausgewertet, was die Gattung Echinacea betrifft. So werden etwa das Kraut des Purpursonnenhuts (Echinacea purpurea herba), die Wurzeln des Blassfarbenen Sonnenhuts (E. pallidae radix) und Drogen aus dem Schmalblättrigen Sonnenhut (E. angustifolia) miteinander verglichen, außerdem Kombinationen davon, verschiedene Auszüge bis hin zum CO2-Auszug oder Presssäfte. So ist es schwierig, klare Aussagen zu machen.« Unterschiedliche Pflanzen, von denen unterschiedliche Pflanzenteile zu unterschiedlichen Zubereitungen verarbeitet werden, bringen zwangsläufig unterschiedliche Anteile bioaktiver Substanzen mit sich. »So wundert es nicht, dass die Metaanalyse zu folgendem Ergebnis kam: nur ein geringer Effekt bei der Prävention und kein Effekt bei der Therapie.«
Um grippalen Infekten vorzubeugen beziehungsweise sie zu Beginn noch abzufangen, empfiehlt der Apotheker: »Die Sonnenhut-Präparate sind kurzzeitig, etwa für zehn Tage, ab dem geringsten Anflug von Erkältungszeichen einzunehmen. Diese Art Stoßtherapie lässt erwarten, den Infekt ein bis zwei Tage früher überstanden zu haben.« Mehr könne man auch nicht erwarten, rückt Fürst überzogene Erwartungen zurecht. »Da Erkältungen selbstlimitierend verlaufen, kämpfen die Hersteller immer gegen die Zeit. Außerdem gibt es immer einen ausgeprägten Placeboeffekt. Es geht dabei meist um Scores wie die Symptomverteilung und Intensität, nicht um harte Messparameter. Bei selbstlimitierenden Erkrankungen ist es gar nicht so einfach, gute Effekte in Studien nachweisen zu können.«
Zur unterstützenden Therapie viraler Erkältungskrankheiten verweist Fürst auch auf einen Trockenextrakt (DEV 4 – 9:1, Auszugsmittel 30 Prozent Ethanol) aus einer Mischung von vier verschiedenen pflanzlichen Drogen, die das Immunsystem anregen: Esberitox® besteht aus dem Wurzelstock der Färberhülse (Baptisia tinctoria), den Wurzeln des Purpursonnenhuts und des Blassfarbenen Sonnenhuts und den Spitzen und Blättern des Lebensbaums (Thuja occidentalis). Esberitox® hat eine gute Studie vorzuweisen, die die Verkürzung der Infektionsdauer um ein bis zwei Tage und die Senkung der Symptomlast zeigt, erklärt der Phytopharmaka-Experte. Ob die Fixkombination auch für die Prävention sinnvoll ist, ist nach Fürsts Aussagen unklar, da es hierfür keine klinischen Daten gibt.