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Studie

Profi-Fußballer haben erhöhtes Demenz-Risiko

Männliche Profifußballer haben einer schwedischen Studie zufolge ein rund anderthalb Mal so hohes Risiko für Alzheimer und andere neurodegenerative Erkrankungen wie der Durchschnitt der Bevölkerung. Als Ursache seien Kopfbälle anzunehmen, schreiben die Forschenden im Fachmagazin »Lancet Public Health«.
dpa
17.03.2023  12:00 Uhr

Sie hatten Gesundheitsdaten von gut 6000 Spielern aus der schwedischen Top-Liga der vergangenen Jahrzehnte ausgewertet und mit denen einer großen Vergleichsgruppe aus der Normalbevölkerung verglichen.

Von den Top-Spielern, die zwischen 1924 und 2019 in der höchsten Liga spielten, entwickelten demnach neun Prozent im Verlauf ihres bisherigen Lebens neurodegenerative Krankheiten und damit eineinhalb Mal so viele wie in der Vergleichsgruppe, wo es nur sechs Prozent waren. Dieses erhöhte Risiko konnte dabei nur für Feldspieler festgestellt werden, bei Torwarten nicht. »Im Gegensatz zu Feldspielern köpfen Torhüter den Ball nur selten, sind aber während ihrer Fußballkarriere und vielleicht auch danach ähnlichen Umgebungen und Lebensgewohnheiten ausgesetzt«, erklärte der beteiligte Forscher Peter Ueda vom Karolinska Institut.

Wiederholte, leichte Hirnverletzungen

Angenommen werde, dass wiederholte leichte Hirnverletzungen, wie sie durch das Köpfen des Balls verursacht werden können, die Ursache für das erhöhte Risiko von Fußballspielern sind. Diese Hypothese werde durch den nun festgestellten Unterschied zwischen Feldspielern und Torwarten gestützt.

In den vergangenen Jahren ist rund um Hirnverletzungen im Fußball eine Debatte über langfristige Schäden entbrannt. Eine Studie aus Schottland hatte sogar ein dreieinhalb Mal höheres Risiko für neurodegenerative Erkrankungen bei Profi-Fußballspielern festgestellt. »Unsere Ergebnisse bestätigen, dass Profifußballer ein höheres Risiko für diese Krankheiten im Verlauf ihres Lebens haben, auch wenn wir ein nicht ganz so hohes Risiko festgestellt haben wie die Studie aus Schottland«, sagte Ueda.

Die schwedischen Forscher geben zu bedenken, dass ihre Ergebnisse nur begrenzt auf den heutigen Profifußball übertragbar sind, weil sich der Sport verändert hat. Auf der einen Seite stehe dabei etwa ein auf weniger Kopftrauma abzielender Spiel- und Trainingsstil, etwa durch das Vermeiden von Kopfbällen nach langen Pässen – auf der anderen Seite könne das Risiko aber auch höher sein, da heutzutage von klein auf intensiver trainiert werde.

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