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Darmmikrobiom

Probiotika gegen Depressionen?

Die Bedeutung einer »guten« Mikrobiota für die allgemeine Gesundheit wird immer offensichtlicher. Aktuell deuten Beobachtung darauf hin, dass die Einnahme von Probiotika dazu beitragen könnte, die Aktivität der Darm-Hirn-Achse dahingehend zu verbessern, dass Risiken für mit Stimmungs- und Angststörungen verbundenen Symptome reduziert werden.
Theo Dingermann
30.09.2022  16:30 Uhr

Im Rahmen einer kleinen, achtwöchigen, offenen Pilotstudie mit zehn therapienaiven Patientinnen und Patienten, bei denen eine mäßig schwere Depression diagnostiziert wurde, eruierte ein Forscherteam um Dr. Caroline Wallace von der Queen's University in Kingston, Kanada, inwieweit der Einsatz eines probiotischen Nahrungsergänzungsmittels das depressive Symptomenspektrum der Patienten beeinflussen könnte. Die eingeschlossenen Personen waren zwischen 19 und 41 Jahre alt und sieben der zehn Probanden waren Frauen.

Ziel der Studie war es, anhand der erhobenen Daten zu entscheiden, ob man der Frage nach dem Nutzen einer Probiotika-Einnahme bei depressiven Patienten in einer größeren doppelblinden, randomisierten, placebokontrollierten Studie nachgehen sollte. Die Resultate der Pilotstudie wurden jetzt im Fachjournal »Frontiers in Psychiatry« publiziert.

Als Probiotikum verwendeten die Forschenden ein Präparat, das 3 × 109 kolonieformenden Einheiten einer Mischung aus Lactobacillus helveticus (90 Prozent) und Bifidobacterium longum (10 Prozent) enthielt. Diese Bakterienmischung wurde in Mikrokapseln magensäureresistent formuliert eingesetzt, sodass eine Freisetzung erst im Darm erfolgte.

Tatsächlich fanden die Forschenden bereits nach vier Wochen Einnahme des Probiotikums signifikante Verbesserungen der affektiven klinischen Symptome. Diese Verbesserungen hielten zudem bis zur achten Woche, dem Ende der Studie, an. Signifikante Verbesserungen der subjektiven Schlafqualität wurden in der achten Behandlungswoche beobachtet. Über Nebenwirkungen oder unerwünschte Wirkungen im Zusammenhang mit der Einnahme des Probiotikums berichteten die Studienteilnehmer nicht.

Die Forschenden resümieren, dass die Ergebnisse der Pilotstudie darauf hinweisen, dass Probiotika zur Linderung von Depressionssymptomen bei therapienaiven, mäßig depressiven Patienten beitragen können, und dass eine probiotische Nahrungsergänzung für solche Patienten sicher und gut verträglich ist. Eine abschließende Bewertung des Nutzens einer probiotischen Nahrungsergänzung ist aber erst nach Durchführung einer randomisierten kontrollierten Studie möglich.

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