Pralsetinib im Handel |
Die häufigsten beobachteten Nebenwirkungen von Pralsetinib sind Anämie, Neutropenie, Obstipation, Schmerzen des Muskel- und Skelettsystems, Fatigue, Leukopenie, Hypertonie sowie erhöhte Leberenzymwerte. Zu den häufigsten schwerwiegenden Nebenwirkungen zählen Pneumonie und Pneumonitis. Zur Pneumonitis findet sich in der Fachinformation von Gavreto ein separater Warnhinweis. Die Patienten sind darüber aufzuklären, sich umgehend an einen Arzt zu wenden, wenn neue oder sich verschlechternde Atemwegssymptome bei ihnen auftreten.
Einen anderen Warnhinweis gibt es zum Thema Bluthochdruck. Eine vorbestehende Hypertonie ist vor Beginn der Behandlung mit Pralsetinib ausreichend unter Kontrolle zu bringen. Eine Überwachung des Blutdrucks wird nach einer Woche und danach mindestens monatlich sowie falls klinisch angezeigt empfohlen. Eine antihypertensive Behandlung ist entsprechend einzuleiten oder anzupassen. Mit Vorsicht sollte der neue Wirkstoff unter anderem auch bei Patienten eingesetzt werden, bei denen eine QT-Intervall-Verlängerung in der Anamnese vorliegt.
Die gleichzeitige Anwendung von Pralsetinib mit bekannten starken CYP3A4-Inhibitoren oder kombinierten P-gp- und starken CYP3A4-Inhibitoren ist zu vermeiden. Wenn dies nicht möglich ist, ist die aktuelle Dosis von Pralsetinib gemäß den Empfehlungen in der Fachinformation zu reduzieren. Die gleichzeitige Verabreichung mit starken CYP3A4-Induktoren kann die Plasmakonzentrationen von Pralsetinib senken, was die Wirksamkeit des Wirkstoffs verringern kann. Daher ist auch diese Kombination möglichst zu vermeiden. Sollte dies nicht möglich sein, ist die Dosis von Pralsetinib laut der Fachinformation ab Tag 7 der gleichzeitigen Verabreichung auf das Doppelte der aktuellen Dosis zu erhöhen.
Pralsetinib kann den Fetus schädigen. Patientinnen im gebärfähigen Alter müssen während der Behandlung und für mindestens zwei Wochen nach der letzten Dosis eine hochwirksame Verhütungsmethode anwenden. Der Einsatz von Gavreto in der Schwangerschaft wird nicht empfohlen und das Stillen sollte während der Behandlung mit dem neuen Präparat und für mindestens eine Woche nach der letzten Dosis eingestellt werden.
Pralsetinib weist vom Wirkprinzip keinen relevanten Fortschritt auf. Bereits im März kam mit Selpercatinib ein selektiver RET-Kinasehemmer in den Handel. Die Einstufung als Schrittinnovation ist aber dennoch gerechtfertigt. Denn Pralsetinib ist anders als Selpercatinib auch für die Erstlinientherapie beim fortgeschrittenen RET-Fusions-positiven NSCLC zugelassen. Es ist eine positive Nachricht, dass nun auch Patienten mit dieser Krebsart frühzeitiger mit einem zielgerichteten Kinasehemmer behandelt werden können. Bereits von anderen NSCLC-Subtypen mit einer Treiberalteration, zum Beispiel im ALK-Gen, ist bekannt, dass der Einsatz einer zielgerichteten Therapie in der Erstlinie für die Prognose der Patienten einen bedeutenden Vorteil bieten kann.
Sven Siebenand, Chefredakteur