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Apotheker hat richtig reagiert

Pikrinsäure-Alarm in Hamburger Apotheke

Am Freitagabend sorgte mal wieder die Chemikalie Pikrinsäure für Wirbel. Ein Apotheker in Hamburg hatte Medienberichten zufolge nach der Übernahme der Betriebsstätte im Keller der Apotheke einen Altbestand an getrockneter Pikrinsäure entdeckt. Fachkundig wie Apotheker sind hat er gleich Alarm geschlagen.
Sven Siebenand
15.08.2020  18:24 Uhr

Die Feuerwehr rückte aus, ein Einkaufszentrum in Hamburg-Horn wurde teilweise evakuiert. Die bis zu 10 Gramm getrocknete Säure wurden von einem Entschärfer aus dem Gebäude geholt und soll nun fachmännisch entsorgt werden.

Der Apotheker hat absolut richtig reagiert: In trockenem Zustand ist Pikrinsäure explosionsgefährlich. Sie kann dann auf geringe Reibung, Erwärmung und Schlag reagieren. Wichtig ist daher, dass die Säure immer mit Wasser bedeckt gelagert wird. Dann besteht keine Gefahr. Die Substanz kommt deshalb nur mit Wasser angefeuchtet in den Handel. Ein Wassergehalt über 33 Prozent sollte dauerhaft sichergestellt sein. Datum und Gesamtmasse des Gefäßes sind auf dem Behältnis festzuhalten. Nach sechs Monaten sollte man die Masse der Substanz überprüfen und bei Bedarf Wasser ergänzen und durch Umdrehen des Behältnisses gleichmäßig verteilen.

Besonders gefährlich wird es, wenn das 2,4,6-Trinitrophenol »Pikrinsäure« unerlaubterweise in einem Metallgefäß verpackt ist oder das Gefäß einen Metallverschluss aufweist. Dadurch können sich hochexplosive Metallpikrate bilden.

Eine Pflicht zur Bevorratung von Pikrinsäure in der Apotheke besteht heute nicht mehr. Früher wurde sie häufiger zur Identitätsprüfung eingesetzt. Denn die Chemikalie bildet mit vielen Stoffen charakteristisch gefärbte Salze, die sogenannten Pikrate.

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