Pharmasuisse will Gesundheitskioske ausbremsen |
Jennifer Evans |
26.01.2023 11:00 Uhr |
Nach zwei Jahren Pandemie herrscht noch immer keine Normalität in den Apotheken. Pharmasuisse plant für 2023 noch weitere Projekte, um das Angebot der Schweizer Offizinen zu erweitern. / Foto: Imago Images/Andreas Haas
Ohne Atempause sind die Apothekenteams nicht nur in der Schweiz von den Schwierigkeiten während der Coronavirus-Pandemie nahtlos in ein Arzneimittel-Versorgungsproblem geschlittert. Aktuell sind nach Angaben von Pharmasuisse rund 780 Medikamente, die mehr als 360 Wirkstoffe umfassen, in der Schweiz nicht erhältlich. Den Kosten- und Zeitaufwand für das Managen der Engpässe erstattet den Präsenzapotheken aber niemand, kritisiert die Dachorganisation der Schweizer Apothekerinnen und Apotheker. Dabei sei es den Fachkenntnissen des Berufsstands zu verdanken, dass größere Probleme bei nötigen Therapieänderungen ausgeblieben sind. »In manchen Fällen können Apotheker sogar Medikamente selbst herstellen, um Fehlbestände abzudecken«, heißt es.
Pharmasuisse wünscht sich, dass Apothekerinnen und Apotheker in Zukunft dauerhaft mehr Dienste für das Gesundheitswesen leisten und nicht nur bei Krisen an die Front gerufen werden. Ihr Potenzial sei noch lange nicht ausgeschöpft, hob der Verband hervor.
Immerhin hat der Schweizer Bundesrat in einem zweiten Maßnahmenpaket zur Kostendämpfung in der Obligatorischen Krankenpflegeversicherung (OKP) bereits den Wert der Apotheken erkannt und will nun ermöglichen, dass die Grundversicherung gewisse Leistungen der Apotheken übernimmt. Konkret geht es um Präventionsangebote wie Impfungen und pharmazeutische Dienstleistungen wie Medikationsanalysen sowie Unterstützung bei der Therapietreue. Allerdings müssen all diese Services die Vorgabe erfüllen, wirksam, zweckmäßig und wirtschaftlich zu sein und zugleich eine kostendämpfende Wirkung nachweisen.
Wie in anderen Ländern auch, ist den Schweizern noch nicht ausreichend bewusst, welche Leistungen ihre Offizinen eigentlich anbieten. So verfügten Apothekerinnen und Apotheker beispielsweise über Grundwissen zur Diagnose und Behandlung von häufig vorkommenden gesundheitlichen Problemen und Krankheiten, betonte Pharmasuisse-Präsidentin Martine Ruggli. Außerdem sieht sie die Pharmazeuten in der Lage, bei Bedarf in der Notaufnahme die Triage zu übernehmen.
Mit dem Ausbau der Dienstleistungen in den Apotheken will der Verband nach eigenen Angaben auch den Bemühungen des Bundesrats, in Zukunft mehr Gesundheitskioske zu schaffen, einen Riegel vorschieben. Demnach plant Pharmasuisse für 2023 Projekte, die zunächst die Wahrnehmung der Apothekenleistungen in der Bevölkerung verbessern und die Berufe in der Apotheke fördern – auch mit Blick auf den Nachwuchs.
Außerdem drängt die Standesvertretung der Schweizer Apothekerinnen und Apotheker auf eine nationale Lösung für ein sicheres und gesetzeskonformes E-Rezept, das für Patienten, Ärzte und Pharmazeuten gleichermaßen nutzerfreundlich ist. Wichtig für das laufende Jahr erscheint dem Verband ebenfalls, die Belastung einzelner Leistungserbringer im Grundsystem besser zu verteilen, vor allem in diesem Zusammenhang die interprofessionelle Zusammenarbeit auszubauen.
Das Virus SARS-CoV-2 hat unsere Welt verändert. Seit Ende 2019 verbreitet sich der Erreger von Covid-19 und stellt die Wissenschaft vor enorme Herausforderungen. Sie hat sie angenommen und rasch Tests und Impfungen, auch für Kinder, entwickelt. Eine Übersicht über unsere Berichterstattung finden Sie auf der Themenseite Coronavirus.