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Schweizer Apotheken

Pharmasuisse will Gesundheitskioske ausbremsen

Nach der Coronavirus-Pandemie macht sich trotz des derzeit anstrengenden Managements von Arzneimittel-Engpässen in den Offizinen langsam Ermüdung breit. Doch der Fahrplan des Schweizerischen Apothekerverbands Pharmasuisse für das Jahr 2023 bleibt weiter ehrgeizig: Er drängt auf eine nationale E-Rezept-Lösung und das Ausbremsen der Gesundheitskioske.
Jennifer Evans
26.01.2023  11:00 Uhr

Ohne Atempause sind die Apothekenteams nicht nur in der Schweiz von den Schwierigkeiten während der Coronavirus-Pandemie nahtlos in ein Arzneimittel-Versorgungsproblem geschlittert. Aktuell sind nach Angaben von Pharmasuisse rund 780 Medikamente, die mehr als 360 Wirkstoffe umfassen, in der Schweiz nicht erhältlich. Den Kosten- und Zeitaufwand für das Managen der Engpässe erstattet den Präsenzapotheken aber niemand, kritisiert die Dachorganisation der Schweizer Apothekerinnen und Apotheker. Dabei sei es den Fachkenntnissen des Berufsstands zu verdanken, dass größere Probleme bei nötigen Therapieänderungen ausgeblieben sind. »In manchen Fällen können Apotheker sogar Medikamente selbst herstellen, um Fehlbestände abzudecken«, heißt es.

Pharmasuisse wünscht sich, dass Apothekerinnen und Apotheker in Zukunft dauerhaft mehr Dienste für das Gesundheitswesen leisten und nicht nur bei Krisen an die Front gerufen werden. Ihr Potenzial sei noch lange nicht ausgeschöpft, hob der Verband hervor.

Immerhin hat der Schweizer Bundesrat in einem zweiten Maßnahmenpaket zur Kostendämpfung in der Obligatorischen Krankenpflegeversicherung (OKP) bereits den Wert der Apotheken erkannt und will nun ermöglichen, dass die Grundversicherung gewisse Leistungen der Apotheken übernimmt. Konkret geht es um Präventionsangebote wie Impfungen und pharmazeutische Dienstleistungen wie Medikationsanalysen sowie Unterstützung bei der Therapietreue. Allerdings müssen all diese Services die Vorgabe erfüllen, wirksam, zweckmäßig und wirtschaftlich zu sein und zugleich eine kostendämpfende Wirkung nachweisen.

Leistungen der Apotheker präsenter machen

Wie in anderen Ländern auch, ist den Schweizern noch nicht ausreichend bewusst, welche Leistungen ihre Offizinen eigentlich anbieten. So verfügten Apothekerinnen und Apotheker beispielsweise über Grundwissen zur Diagnose und Behandlung von häufig vorkommenden gesundheitlichen Problemen und Krankheiten, betonte Pharmasuisse-Präsidentin Martine Ruggli. Außerdem sieht sie die Pharmazeuten in der Lage, bei Bedarf in der Notaufnahme die Triage zu übernehmen.

Mit dem Ausbau der Dienstleistungen in den Apotheken will der Verband nach eigenen Angaben auch den Bemühungen des Bundesrats, in Zukunft mehr Gesundheitskioske zu schaffen, einen Riegel vorschieben. Demnach plant Pharmasuisse für 2023 Projekte, die zunächst die Wahrnehmung der Apothekenleistungen in der Bevölkerung verbessern und die Berufe in der Apotheke fördern – auch mit Blick auf den Nachwuchs.

Außerdem drängt die Standesvertretung der Schweizer Apothekerinnen und Apotheker auf eine nationale Lösung für ein sicheres und gesetzeskonformes E-Rezept, das für Patienten, Ärzte und Pharmazeuten gleichermaßen nutzerfreundlich ist. Wichtig für das laufende Jahr erscheint dem Verband ebenfalls, die Belastung einzelner Leistungserbringer im Grundsystem besser zu verteilen, vor allem in diesem Zusammenhang die interprofessionelle Zusammenarbeit auszubauen.

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