Pflanzliche Arzneimittel bei Erkältung |
Robert Fürst |
Ilse Zündorf |
21.08.2020 06:59 Uhr |
Foto: Adobe Stock/Peter Atkins
Nur die Droge Purpur-Sonnenhutkraut (Echinaceae purpureae herba) erhielt vom HMPC eine Well-established-Use-Einstufung für die Anwendung bei Erkältung (EMA/HMPC/48704/2014 Corr. 24. November 2015). Bei der Droge handelt es sich laut Ph. Eur. um die zur Blütezeit gesammelten, ganzen oder geschnittenen, getrockneten, oberirdischen Teile von Echinacea purpurea (L.) Moench aus der Familie der Korbblütengewächse (Asteraceae). Empfohlen wird die Einnahme von mehrmals 1,5 bis 4,5 ml des Pflanzenpresssafts (Droge-Extrakt-Verhältnis, DEV 1,5 bis 2,5:1) bis zu einer Tagesdosis von 6 bis 9 ml bereits bei den ersten Anzeichen einer Erkältung.
Alternativ können entsprechende Mengen des getrockneten Presssafts angewendet werden. Allerdings sollte der (getrocknete) Presssaft nicht länger als zehn Tage eingenommen werden. Bestehen dann noch die Erkältungssymptome oder haben sie sich während der Einnahme sogar verschlimmert mit zusätzlichem hohen Fieber, wird ein Besuch beim Arzt empfohlen. Wegen fehlender Daten sollen Kinder unter zwölf Jahren sowie schwangere und stillende Frauen keinen Echinacea-Presssaft anwenden.
Das Kraut des Purpur-Sonnenhuts (Echinacea purpurea) hat als einzige Droge einen Well-established-Use-Status bei Erkältung. / Foto: Your Photo Today
Nach der Einnahme von Echinacea-Zubereitungen wurde über Hautausschlag, Urtikaria, Juckreiz und Gesichtsschwellung berichtet. Bei atopischen Personen können Echinacea-Zubereitungen schwere Überempfindlichkeitsreaktionen wie Stevens-Johnson-Syndrom, Angioödem der Haut, Quincke-Ödem, Bronchospasmus mit Atemwegsobstruktion, Asthma und anaphylaktischen Schock auslösen. Besondere Vorsicht sollten diejenigen Patienten walten lassen, die unter progressiven systemischen Störungen, Autoimmunerkrankungen, Immundefekten, Immunsuppression und Erkrankungen des Leukozyten-Systems leiden.
Tabelle 1 sowie die Tabellen 4 bis 6 stellen eine Auswahl entsprechender Präparate dar, die auf dem deutschen Markt verfügbar sind (gemäß ABDA-Artikelstamm). Sie sind oft unabhängig von der HMPC-Monographie beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte zugelassen beziehungsweise nachzugelassen oder registriert.
Präparat | Extrakt-Charakteristika | Dosierung | |
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Echinacea-ratiopharm® 100mg | Getrockneter Presssaft, DEV 22 bis 65:1 | Jugendliche ab zwölf Jahren und Erwachsene: drei- bis viermal täglich 1 Tablette mit 100 mg. Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren: zwei- bis dreimal täglich 1 Tablette mit 100 mg | Zul.-Nr.: 40423.00.00 |
Echinacea-ratiopharm® Liquid | Presssaft, DEV 1,5 bis 2,5:1 | Jugendliche ab zwölf Jahren und Erwachsene: dreimal täglich circa 2,5 ml | Zul.-Nr.: 6029885.00.00 |
Echinacea-ratiopharm® Liquid alkoholfrei | Getrockneter Presssaft, DEV 22 bis 65:1. 3,75 g in 100 g Lösung | Jugendliche ab zwölf Jahren und Erwachsene: drei- bis viermal täglich 3 ml. Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren: drei- bis viermal täglich 2 ml | Zul.-Nr.: 41481.00.00 |
Echinacea STADA® Classic | Presssaft, DEV 1,5 bis 2,5:1 | Jugendliche ab zwölf Jahren und Erwachsene: vier- bis fünfmal täglich 2 ml | Zul.-Nr.: 29044.00.00 |
Echinacin® Liquidum Madaus | Presssaft, DEV 1,7 bis 2,5:1 | Jugendliche ab zwölf Jahren und Erwachsene: drei- bis viermal täglich 2,5 ml. Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren: dreimal täglich 2 ml. Kinder zwischen vier und sechs Jahren: dreimal täglich 1,25 ml | Zul.-Nr.: 6093473.00.00 |
Echinacin® Saft MADAUS | Getrockneter Presssaft, DEV 31,5 bis 53,6. 2,34 g in 100 g Lösung | Jugendliche ab zwölf Jahren und Erwachsene: dreimal täglich 5 ml. Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren: zweimal täglich 5 ml. Kinder zwischen vier und sechs Jahren: dreimal täglich 2,5 ml | Zul.-Nr.: 6381373.00.00 |
Echinacin® Tabletten Madaus | Getrockneter Presssaft, DEV 22 bis 65:1 | Jugendliche ab zwölf Jahren und Erwachsene: drei- bis viermal täglich 1 Tablette mit 100 mg | Zul.-Nr.: 35955.00.00 |
Episcorit® Auszug | Presssaft, DEV 1,7 bis 2,5:1 | Erwachsene: drei- bis viermal täglich 2,75 ml (55 Tropfen) | Zul.-Nr.: 30993.00.00 |
Esberitox® mono Tropfen | Presssaft, DEV 1 bis 2:1 | Jugendliche ab zwölf Jahren und Erwachsene: dreimal täglich 4 ml | Zul.-Nr.: 6433667.00.00 |
Immunobion | Getrockneter Presssaft, DEV 38 bis 56:1 | Jugendliche ab zwölf Jahren und Erwachsene: zwei- bis dreimal täglich 1 Tablette mit 175 mg | Zul.-Nr.: 54819.00.00 |
Immunobion forte | Getrockneter Presssaft, DEV 38 bis 56:1 | Jugendliche ab zwölf Jahren und Erwachsene: zweimal täglich 1/2 Tablette mit 196 mg | Zul.-Nr.: 55485.00.00 |
Resistan mono Echinacea Saft | Getrockneter Presssaft, DEV 22 bis 65:1, 1,076 g in 100 g Lösung | Jugendliche ab zwölf Jahren und Erwachsene: zweimal täglich 15 ml. Kinder zwischen vier und zwölf Jahren: zwei- bis dreimal täglich 10 ml. Kinder zwischen einem und vier Jahren: zwei- bis dreimal täglich 5 ml | Zul.-Nr.: 41416.00.00 |
Echinacea naturreiner Heilpflanzensaft Schoenenberger | Presssaft, DEV 0,65 bis 0,85:1 | Jugendliche ab 16 Jahren und Erwachsene: zweimal täglich 5 ml. Kinder und Jugendliche zwischen 10 und 16 Jahren: einmal täglich 6 ml oder zweimal täglich 4 ml. Kinder zwischen vier und zehn Jahren: zwei- bis dreimal täglich 2 ml | Zul.-Nr.: 6178324.00.00 |
Bei Erkältungen können nach Meinung des HMPC einige Arzneipflanzen die Symptome verbessern, weshalb sie den Traditional-Use-Status zugeteilt bekommen haben (Tabelle 2):
Droge | Definition | Stammpflanze | Familie | Monographie |
---|---|---|---|---|
Purpur-Sonnenhut-Wurzel Ph.Eur. (Echinaceae purpureae radix) | Ganze oder geschnittene, getrocknete, unterirdische Teile | Echinacea purpurea (L.) Moench | Korbblütengewächse (Asteraceae) | EMA/HMPC/424583/2016 vom 30. Mai 2017 |
Schmalbla?ttriger-Sonnenhut-Wurzel Ph.Eur. (Echinaceae angustifoliae radix) | Ganze oder geschnittene, getrocknete, unterirdische Teile | Echinacea angustifolia (DC.) | Korbblütengewächse (Asteraceae) | EMA/HMPC/688216/2008 vom 27. März 2012 |
Blasser-Sonnenhut-Wurzel Ph.Eur. (Echinaceae pallidae radix) | Ganze oder geschnittene, getrocknete, unterirdische Teile | Echinacea pallida (Nutt.) Nutt. | Korbblütengewächse (Asteraceae) | EMA/HMPC/737380/2018 vom 5. Juni 2018 |
Pelargoniumwurzel Ph.Eur. (Pelargonii radix) | Zerkleinerte, getrocknete, unterirdische Organe | Pelargonium sidoides DC, Pelargonium reniforme Curt. | Storchschnabelgewächse (Geraniaceae) | EMA/HMPC/444244/2015 vom 5. Juni 2018 |
Kamillenblüten Ph.Eur. (Matricariae flos) | Getrocknete Blütenköpfchen | Matricaria recutita L. | Korbblütengewächse (Asteraceae) | EMA/HMPC/55843/2011 vom 7 Juli 2015 |
Holunderblu?ten Ph.Eur. (Sambuci flos) | Getrocknete Blüten | Sambucus nigra L. | Moschuskrautgewächse (Adoxaceae) | EMA/HMPC/611512/2016 vom 27. März 2018 |
Lindenblüten Ph.Eur. (Tiliae flos) | Ganze, getrocknete Blütenstände | Tilia cordata Mill., Tilia platyphyllos Scop., Tilia × vulgaris Hayne | Malvengewächse (Malvaceae) | EMA/HMPC/337066/2011 vom 22. Mai 2012 |
Mädesüßblüten (Filipendulae ulmariae flos) | Die zur Blütezeit gesammelten, getrockneten Blüten | Filipendula ulmaria (L.) Maxim. | Rosengewächse (Rosaceae) | EMA/HMPC/434894/2010 vom 12. Juli 2011 |
Mädesüßkraut Ph.Eur. (Filipendulae ulmariae herba) | Ganze oder geschnittene, getrocknete blühende Stängelspitzen | Filipendula ulmaria (L.) Maxim. | Rosengewächse (Rosaceae) | EMA/HMPC/434881/2010 vom 12. Juli 2011 |
Weidenrinde Ph.Eur. (Salicis cortex) | Ganze oder zerkleinerte, getrocknete Rinde junger Zweige oder die ganzen, getrockneten Stücke der Jahrestriebe verschiedener Arten der Gattung Salix | z.B. Salix purpurea L., Salix daphnoides Vill. und Salix fragilis L. | Weidengewächse (Salicaceae) | EMA/HMPC/80630/2016 – Korrektur vom 31. Januar 2017 |
Vogelkno?terichkraut Ph.Eur. (Polygoni avicularis herba) | Ganze oder zerkleinerte, getrocknete, blühende oberirdische Teile | Polygonum aviculare L. s. l. | Knöterichgewächse (Polygonaceae) | EMA/HMPC/143658/2015 vom 5. April 2016 |
Knoblauchzwiebel (Allii sativi bulbus) (Allii sativi bulbi pulvis Ph.Eur.) | Die von der harten, äußeren Schale befreiten, geschnittenen, gefriergetrockneten oder bei einer Temperatur von höchstens 65 °C getrockneten Zwiebeln | Allium sativum L. | Amaryllisgewächse (Amaryllidaceae) | EMA/HMPC/7685/2013 vom 12. Juli 2016 (Entwurf) |
Tabelle 3 listet die empfohlenen Zubereitungen dieser Drogen auf:
Droge | Zubereitung | Dosierung |
---|---|---|
Purpur-Sonnenhut-Wurzel Ph.Eur. (Echinaceae purpureae radix) | Trockenextrakt DEV 5,5 bis 7,5:1, Extraktionsmittel 45 Prozent V/V Ethanol | Alle zwei Stunden: 40 mg. Tagesdosis: 360 mg |
Schmalbla?ttriger-Sonnenhut-Wurzel Ph.Eur. (Echinaceae angustifoliae radix) | Geschnittene Droge | Dreimal täglich 1 g in 150 ml als Infus oder als Dekokt (zehn Minuten) |
Schmalbla?ttriger-Sonnenhut-Wurzel Ph.Eur. (Echinaceae angustifoliae radix) | Pulverisierte Droge | Bis zu dreimal täglich 500 mg |
Schmalbla?ttriger-Sonnenhut-Wurzel Ph.Eur. (Echinaceae angustifoliae radix) | Tinktur DEV 1:5, Extraktionsmittel 45 Prozent V/V Ethanol | Dreimal täglich 1 bis 2 ml |
Schmalbla?ttriger-Sonnenhut-Wurzel Ph.Eur. (Echinaceae angustifoliae radix) | Fluidextrakt DEV 1:1, Extraktionsmittel 45 Prozent V/V Ethanol | Dreimal täglich 0,25 bis 1 ml |
Blasser-Sonnenhut-Wurzel Ph.Eur. (Echinaceae pallidae radix) | Trockenextrakt DEV 4 bis 8:1, Extraktionsmittel 50 Prozent V/V Ethanol | Einzeldosis: 24 bis 30 mg. Tagesdosis: 90 bis 96 mg |
Blasser-Sonnenhut-Wurzel Ph.Eur. (Echinaceae pallidae radix) | Tinktur DEV 1:5, Extraktionsmittel 50 Prozent V/V Ethanol | Einzeldosis: 25 Tropfen. Tagesdosis: 125 Tropfen |
Kamillenblüten Ph.Eur. (Matricariae flos) | Geschnittene Droge | Jugendliche ab zwölf Jahre und Erwachsene: mehrmals täglich 3 bis 10 g in 100 ml heißem Wasser. Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren ein- bis zweimal täglich 2 bis 5 g in 100 ml heißem Wasser |
Kamillenblüten Ph.Eur. (Matricariae flos) | Fluidextrakt DEV 1:1, Extraktionsmittel 48 Prozent V/V Ethanol : 10 Prozent m/m Ammoniak (39:1) | Jugendliche ab zwölf Jahre und Erwachsene: mehrmals täglich 5 ml in 150 ml heißem Wasser |
Kamillenblüten Ph.Eur. (Matricariae flos) | Fluidextrakt DEV 1:1, Extraktionsmittel 45 Prozent V/V Ethanol : 10 Prozent m/m Ammoniak (14,7:1) | Jugendliche ab zwölf Jahre und Erwachsene: ein- bis zweimal täglich 1 ml in 100 ml heißem Wasser |
Kamillenblüten Ph.Eur. (Matricariae flos) | Fluidextrakt DEV 1:1,7 bis 2,6, Extraktionsmittel 48 Prozent V/V Ethanol | Jugendliche ab zwölf Jahre und Erwachsene: ein- bis zweimal täglich 15 ml in 1 Liter heißem Wasser |
Kamillenblüten Ph.Eur. (Matricariae flos) | Fluidextrakt DEV 1:1, Extraktionsmittel 55 Prozent V/V Ethanol | Jugendliche ab zwölf Jahre und Erwachsene: ein- bis dreimal täglich 15 ml in 1 Liter heißem Wasser |
Kamillenblüten Ph.Eur. (Matricariae flos) | Fluidextrakt DEV 1:4,1 bis 4,6, Extraktionsmittel 55 Prozent V/V Ethanol : Poloxamer 188 (993:3) | Jugendliche ab zwölf Jahre und Erwachsene: ein- bis zweimal täglich 40 ml in 1 Liter heißem Wasser |
Kamillenblüten Ph.Eur. (Matricariae flos) | Fluidextrakt DEV 1:1,8 bis 2,1, Extraktionsmittel 52 Prozent V/V Ethanol : Macrogol-Hydroxystearat (99,5:0,5) | Jugendliche ab zwölf Jahre und Erwachsene: ein- bis mehrmals täglich 10 bis 20 ml in 1 Liter heißem Wasser |
Kamillenblüten Ph.Eur. (Matricariae flos) | Fluidextrakt DEV 1:4 bis 4,5, Extraktionsmittel 38,5 Prozent m/m Ethanol (mit 1,36 Prozent Natriumacetat-Trihydrat, 0,45 Prozent Natriumascorbat und 0,41 Prozent Natriumhydroxid) | Jugendliche ab zwölf Jahre und Erwachsene: ein- bis zweimal täglich 20 ml in 1 Liter heißem Wasser |
Pelargoniumwurzel Ph.Eur. (Pelargonii radix) | Fluidextrakt DEV 1:8 bis 10, Extraktionsmittel 11 Prozent m/m Ethanol | Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren: Dreimal täglich 0,79 bis 0,83 ml. Jugendliche über zwölf Jahre und Erwachsene: Dreimal täglich 1,19 bis 1,25 ml |
Pelargoniumwurzel Ph.Eur. (Pelargonii radix) | Trockenextrakt DEV 4 bis 25:1, Extraktionsmittel 11 Prozent m/m Ethanol | Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren: Zweimal täglich 20 mg. Jugendliche über zwölf Jahre und Erwachsene: Dreimal täglich 20 mg |
Holunderblu?ten Ph.Eur. (Sambuci flos) | Geschnittene Droge | Dreimal täglich 2 bis 5 g in 150 ml als Infus oder 3 bis 6 g in 200 ml als Dekokt, aufgeteilt in zwei Dosen |
Holunderblu?ten Ph.Eur. (Sambuci flos) | Fluidextrakt DEV 1:1, Extraktionsmittel 25 Prozent V/V Ethanol | Dreimal täglich 2 bis 5 ml |
Holunderblu?ten Ph.Eur. (Sambuci flos) | Tinktur DEV 1:5, Extraktionsmittel 25 Prozent V/V Ethanol | Dreimal täglich 10 bis 25 ml |
Lindenblüten Ph.Eur. (Tiliae flos) | Geschnittene Droge | Erwachsene: Zwei- bis viermal täglich 1,5 g in 150 ml kochendem Wasser als Infus. Tagesdosis: 3 bis 6 g. Kinder zwischen vier und zwölf Jahren: Zwei- bis viermal täglich 1 g in 150 ml kochendem Wasser als Infus. Tagesdosis: 2 bis 4 g |
Lindenblüten Ph.Eur. (Tiliae flos) | Fluidextrakt DEV 1:1, Extraktionsmittel 25 Prozent V/V Ethanol | Ein- bis zweimal täglich 2 ml. Tagesdosis: 2 bis 4 ml |
Lindenblüten Ph.Eur. (Tiliae flos) | Tinktur DEV 1:5, Extraktionsmittel 45 Prozent V/V Ethanol | Ein- bis zweimal täglich 1 ml. Tagesdosis: 1 bis 2 ml |
Mädesüßblüten (Filipendulae ulmariae flos) | Geschnittene Droge | Tagesdosis: 2,5 bis 6 g als Infus, aufgeteilt in 1 bis 3 Einzeldosen |
Mädesüßkraut Ph.Eur. (Filipendulae ulmariae herba) | Geschnittene Droge | Einzeldosis: 1,5 bis 6 g als Infus: Tagesdosis: 2 bis 18 g |
Mädesüßkraut Ph.Eur. (Filipendulae ulmariae herba) | Pulverisierte Droge | Einzeldosis: 250 bis 500 mg. Tagesdosis: 250 bis 1500 mg |
Weidenrinde Ph.Eur. (Salicis cortex) | Geschnittene Droge | Dreimal täglich 1 bis 3 g in 150 ml als Infus oder: Dreimal täglich nach dem Essen ein Glas Dekokt trinken: 4 g in 200 ml Wasser abgedeckt 15 Minuten kochen, 15 Minuten stehen lassen, abseihen |
Weidenrinde Ph.Eur. (Salicis cortex) | Pulverisierte Droge | Drei- bis achtmal täglich 260 bis 500 mg mit einer größeren Menge heißen Wassers nach dem Essen |
Weidenrinde Ph.Eur. (Salicis cortex) | Trockenextrakt DEV 8 bis 20:1, Extraktionsmittel Wasser | Zweimal täglich 600 mg |
Weidenrinde Ph.Eur. (Salicis cortex) | Trockenextrakt DEV 16 bis 23:1, Extraktionsmittel Wasser | Zweimal täglich 480 mg |
Weidenrinde Ph.Eur. (Salicis cortex) | Fluidextrakt DEV 1:1, Extraktionsmittel 25 Prozent V/V Ethanol | Dreimal täglich 1 bis 3 ml |
Weidenrinde Ph.Eur. (Salicis cortex) | Tinktur DEV 1:5, Extraktionsmittel 25 Prozent V/V Ethanol | 15 bis 24 ml pro Tag |
Vogelkno?terichkraut Ph.Eur. (Polygoni avicularis herba) | Geschnittene Droge | Drei- bis viermal täglich 1,5 bis 2 g in 150 ml als Infus |
Knoblauchzwiebel (Allii sativi bulbus) | Trockenextrakt DEV 5:1, Extraktionsmittel 34 Prozent V/V Ethanol | Ein- bis zweimal täglich 100 bis 200 mg. Tagesdosis: 100 bis 400 mg |
Ganz analog zu den Angaben zum Presssaft aus Purpur-Sonnenhutkraut sind auch die Einnahmeempfehlungen und Warnhinweise für Zubereitungen aus Wurzeln des Purpur-Sonnenhuts, des Schmalblättrigen Sonnenhuts und des Blassen Sonnenhuts.
Präparat | Extrakt-Charakteristika | Dosierung | |
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aar Vir | Trockenextrakt, DEV 5 bis 7:1, Extraktionsmittel: 30 Prozent V/V Methanol | Jugendliche ab zwölf Jahren und Erwachsene: dreimal täglich 1 Dragee mit 100 mg | Zul.-Nr.: 30135.00.00 |
Echinacea-Tropfen Salus | Fluidextrakt, DEV 1 : 6,3 bis 7, Extraktionsmittel: 96 Prozent V/V Ethanol : 16 Prozent Likörwein V/V (1:1,5) | Kinder ab sechs Jahren und Erwachsene: dreimal täglich 20 bis 50 Tropfen | ? |
Generell gilt, dass auch bei der Anwendung von Kamillenblüten-Zubereitungen ähnliche allergische Reaktionen auftreten können wie jene, vor denen bei Verwendung verschiedener Sonnenhut-Wurzeln gewarnt wird. Für die Indikation »Erkältung« dienen Kamillenblüten und -zubereitungen ausschließlich zur Inhalation.
Sehr gängig im täglichen Gebrauch ist mittlerweile auch die Anwendung von Pelargoniumwurzel-Präparaten. Allerdings muss dabei auf eine mögliche Hepatotoxizität geachtet werden; auch eine Hepatitis kann auftreten. Im Zweifelsfall sollte frühzeitig ein Arzt zurate gezogen werden. Als seltene Nebenwirkungen wurden leichte gastrointestinale Beschwerden, leichte Nasen- und Zahnfleischblutungen und allergische Reaktionen berichtet. Vorsichtshalber dürfen Kinder unter sechs Jahren keine Zubereitungen aus Pelargoniumwurzeln einnehmen.
Präparat | Extrakt-Charakteristika | Dosierung | |
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Pelargonium-ratiopharm® Bronchialtropfen | Fluidextrakt, DEV 1:8 bis 10, Extraktionsmittel: 11 Prozent m/m Ethanol | Jugendliche ab zwölf Jahren und Erwachsene: dreimal täglich 30 Tropfen. Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren: dreimal täglich 20 Tropfen. Kleinkinder zwischen einem und sechs Jahren: dreimal täglich 10 Tropfen | Zul.-Nr.: 65142.00.00 |
Umckaloabo® | Fluidextrakt, DEV 1:8 bis 10, Extraktionsmittel: 11 Prozent m/m Ethanol | Jugendliche ab zwölf Jahren und Erwachsene: dreimal täglich 30 Tropfen. Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren: dreimal täglich 20 Tropfen. Kleinkinder zwischen einem und sechs Jahren: dreimal täglich 10 Tropfen | Zul.-Nr.: 6189629.00.00 |
Umckaloabo® 20 mg Filmtabletten | Trockenextrakt, DEV 6,25 bis 11,1:1, Extraktionsmittel: 11 Prozent m/m Ethanol | Jugendliche ab zwölf Jahren und Erwachsene: dreimal täglich 1 Tablette mit 20 mg | Zul.-Nr.: 67993.00.00 |
Umckaloabo® Saft fu?r Kinder | Trockenextrakt, DEV 6,25 bis 11,1:1, Extraktionsmittel: 11 Prozent m/m Ethanol. 0,2506 g in 100 g Sirup | Kinder zwischen sieben und zwölf Jahren: dreimal täglich 5 ml. Kleinkinder zwischen einem und sechs Jahren: dreimal täglich 2,5 ml | Zul.-Nr.: 70150.00.00 |
Als schweißtreibende Drogen sind Linden- und Holunderblüten bekannt, die allerdings wegen fehlender Daten nicht von Kindern unter vier beziehungsweise unter zwölf Jahren eingenommen werden sollten.
Salicylate sind sowohl in Mädesüß als auch in der Weide enthalten und erklären deren Anwendungsempfehlung bei einer Erkältung. Während jedoch in der HMPC-Monographie zur Weidenrinde umfassende Warnhinweise aufgelistet sind, beschränken sich die beiden Mädesüß-Monographien darauf, dass ohne ärztlichen Rat keine weiteren Salicylate oder nicht steroidale Antirheumatika (NSAR) gleichzeitig eingenommen werden sollten.
Präparat | Extrakt-Charakteristika | Dosierung | |
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Weidenrinde Schmerzdragees | Weidenrinde-Pulver | Jugendliche ab zwölf Jahren und Erwachsene: bis zu viermal täglich 2 Dragees | Zul.-Nr.: 13815.00.00 |
Mädesüß-Zubereitungen sind wegen fehlender Daten nicht für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren geeignet. Konnte das Fieber mit Weidenrinde-Zubereitungen nicht innerhalb von drei Tagen gesenkt werden, soll ein Arzt aufgesucht werden. Da Salicylate die Plazenta überwinden und auch in die Muttermilch gelangen, wird die Anwendung von Weidenrindenextrakten während der ersten sechs Monate der Schwangerschaft und der Stillzeit nicht empfohlen. Im dritten Schwangerschaftstrimenon wie auch bei aktiven Magengeschwüren, Glucose-6-phosphat-Dehydrogenase-Mangel, schwerer Leber- oder Nierendysfunktion, Blutgerinnungsstörungen und Asthma aufgrund einer Überempfindlichkeit gegen Salicylate darf Weidenrinde nicht eingenommen werden.
Als unerwünschte Wirkungen können allergische Reaktionen wie Hautausschlag, Juckreiz, Urtikaria, Asthma, Exantheme und gastrointestinale Symptome wie Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen, Durchfall, Dyspepsie und Sodbrennen auftreten. Auch wenn Zubereitungen aus Weidenrinde die Thrombozytenaggregation wesentlich weniger beeinflussen als Acetylsalicylsäure, kann die Wirkung gleichzeitig angewendeter Antikoagulanzien wie Cumarinderivate verstärkt werden.
Weniger bekannt ist vermutlich, dass auch ein Tee aus Vogelknöterichkraut bei Erkältungen hilft. Kinder unter zwölf Jahren sollten allerdings wegen fehlender Daten davon Abstand nehmen.
Knoblauch ist nicht nur ein schmackhaftes Gewürz, sondern auch ein pflanzliches Arzneimittel bei Erkältung. Vorsicht ist allerdings bei gleichzeitiger Einnahme bestimmter HIV-Mittel geboten. / Foto: Shutterstock/Maria Bobrova
Ebenfalls wegen fehlender Daten nicht für Kinder unter zwölf Jahren empfohlen ist die Anwendung von Knoblauchzwiebeln bei einer Erkältung. Knoblauchpräparate können die Blutungszeit verlängern. Deshalb sollten Patienten, die eine orale Antikoagulations- und/oder Antithrombozytentherapie durchführen, vorsichtig mit entsprechenden Zubereitungen sein. Absolut kontraindiziert ist die gleichzeitige Einnahme von Saquinavir/Ritonavir, da das Risiko besteht, dass die Plasmakonzentration der HIV-Medikamente sinkt. Dadurch ist das virologische Ansprechen gefährdet und es kann zu einer Resistenz der Viren gegen eine oder mehrere Komponenten des antiretroviralen Regimes kommen.
Mögliche unerwünschte Nebenwirkungen der Therapie mit Knoblauchzwiebeln sind: übelriechender Atem oder Körpergeruch, Bauchschmerzen, Blähungen, Völlegefühl, Magersucht, manchmal schwere allergische Reaktionen wie Kontaktdermatitis, Bindehautentzündung, Rhinitis oder Bronchospasmen, außerdem Kopfschmerzen, Schwindel und starkes Schwitzen sowie Blutungen.
Für alle Drogen mit Ausnahme der Weidenrinde gilt, dass ein Arzt konsultiert werden sollte, falls die Symptome während der Behandlung länger als eine Woche anhalten oder sich verschlimmern und Dyspnoe, Fieber oder eitriges Sputum auftreten. Außerdem wird schwangeren und stillenden Frauen wegen fehlender Daten von einer Anwendung abgeraten.