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Semaglutid-Engpass

Patienten fragen vermehrt nach »Fett-Weg-Spritze«

Spritzen allein reicht nicht – Jojo-Effekt befürchtet

Spritzen allein reicht nicht – Jojo-Effekt befürchtet

Die DGE warnte bereits im November vor Risiken und Nebenwirkungen bei «einer von den Zulassungsbehörden nicht freigegebenen, unkontrollierten Anwendung». «Es ist unklar, ob ein übergewichtiger Patient, der aber nicht adipös ist, überhaupt Gewicht verliert», so der Endokrinologe Petersenn zur Wirksamkeit. Auch Nebenwirkungen wie Übelkeit und Durchfall sind möglich und könnte bei nicht fettleibigen Anwendern möglicherweise stärker ausfallen. Generell soll die Anwendung von Semaglutid gemäß Zulassung eingebettet sein in ein Gesamt-Therapiekonzept mit Ernährung und Sport unter ärztlicher Überwachung.

Fraglich ist auch der dauerhafte Effekt. In der STEP-1- Studie spritzen sich die Teilnehmenden über 68 Wochen lang. Wie der Körper auf eine jahrelange Anwendung reagiert, ist noch nicht bekannt. Petersenn wendet ein, das Medikament könne nur solange wirken, wie man es anwende. «Es ist keine Wunderwaffe und ändert nichts an genetischen Faktoren oder dem Lebensstil.» Wer Adipositas habe, müsse also entweder eine Einnahme auf Jahre einkalkulieren – oder «erhebliche Disziplin» nach dem Absetzen aufbringen, um das Gewicht zu halten.

Indikationsgemäß verwendet, versprechen sich Endokrinologen jedoch große Erfolge bei Adipösen. So könnte das Medikament eine Magen-Verkleinerung bei vielen überflüssig machen. Dass die Krankenkassen die Kosten derzeit für die als »Lifestyle-Medikamente« gebrandmarkten Arzneimittel nicht übernehmen, sei diskriminierend. 

«Die neuen Wirkstoffe könnten zu Game-Changern in der Behandlung von Adipositas werden, wenn der Gesetzgeber den Weg dafür freimacht», sagte Professor Dr. Jens Aberle, Präsident der Deutschen Adipositas-Gesellschaft, der dpa. Dass Menschen mit starkem Übergewicht ihre Behandlung aus eigener Tasche bezahlen sollen, wertet er als «Ausdruck der allgegenwärtigen Stigmatisierung der Betroffenen».

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