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Mögliche Kooperation

Passen Verbändeportal und »gesund.de« zusammen?

Eine Branche, ein Portal – so lautet das Credo der Gesellschaft Gedisa. Beim PZ-Management-Kongress erläuterte der Aufsichtsratvorsitzende Peter Froese, was mit der Plattform alles möglich ist – und unter welchen Bedingungen eine Kooperation mit »gesund.de« möglich wäre.
Jennifer Evans
11.04.2022  13:31 Uhr

Die Gedisa (Gesellschaft für Digitale Services der Apotheken) ist »der digitale Maschinenraum und ich bin ihr Hauptheizer«, sagte Peter Froese in seinem Vortrag beim PZ-Management-Kongress auf Mallorca, in dem er das Verbändeportal der deutschen Apothekerschaft vorstellte. Die Gedisa baut und betreibt die digitale Plattform und Froese steht ihrem Aufsichtsrat vor.

Nicht müde wird er, die Vorteile und den Nutzen der neuen Branchenlösung aufzuzählen. Das liegt daran, dass Froese nach eigenen Angaben für das »mutige Projekt« brennt, mit dem er das Vertrauen und die Empathie aus der analogen Welt der Offizinen in die digitale Welt übertragen will. Grundgedanke des Portals ist es, die Kunden an die Apotheke vor Ort zu binden, ohne dass wirtschaftliche Partikularinteressen dahinterstehen. Außerdem hat das Verbändeportal einen großen Startvorteil: Es besitzt bereits 95 Prozent Marktanteil. Als einziger Verband in Deutschland hatte sich nur der Apothekerverband Westfalen-Lippe (AVWL) gegen einen Beitritt zur Gedisa entschieden. Alle übrigen 16 Apothekerverbände sind hingegen seit Mitte November 2021 Gründungsmitglieder.

Der Gedisa-Aufsichtsratchef warb außerdem für den niedrigschwelligen Zugang sowie die hohen Qualitäts- und Sicherheitsansprüche des Portals. Die Plattform solle die Apothekenrepräsentanz in Deutschland steigern und auf neue Beratungsangebote aufmerksam machen und außerdem Botendienste, E-Rezepte sowie Telepharmazie-Leistungen managen. Auch ein pharmazeutisches Dossier soll künftig integriert sein. Idealerweise entsteht laut Froese dadurch »ein Sog«, der nicht nur mehr Kunden bringt, sondern die Plattform zu einem digitalen Ökosystem werden lässt, über das »alle Dienste rund um die Apotheke« abgewickelt werden können.

Passen die Grundsätze von Gedisa und Noventi zusammen?

Technisch ist es möglich, über Schnittstellen auch Dritte an das Verbändeportal anzubinden. Froese schloss in der anschließenden Diskussionsrunde nicht aus, eine solche auch für die Noventi Group zu öffnen. Wörtlich sagte er: »So kann man zusammenkommen«. Voraussetzung dafür aber sei es, dass Noventi »unsere Bibel liest«, wie er mit einem Schmunzeln bemerkte. Damit gemeint sind unter anderem die Unternehmensgrundsätze, die im Wesentlichen den E-Health-Grundsätzen entsprechen. Dazu gehören etwa heilberufliche Verantwortung zu wahren, Daten nicht zu verkaufen, die Vereinfachung bürokratischer Prozesse voranzutreiben sowie eine enge TI 2.0-Anbindung. Schließlich ist der DAV Mitgesellschafter der Gematik. Ein weiterer Pluspunkt in Froeses Augen, um so etwa schnell auf neue Anforderungen der Telemantik-Infrastruktur (TI) reagieren zu können.

Der Vorstandsvorsitzende von Noventi Hermann Sommer entgegnete Froese: »Nur, wenn Sie unser Gebetsbuch für Apotheken kennen«. Derzeit ist Noventi der Ansatz des Verbändeportals nämlich noch nicht hybrid und patientenorientiert genug.

Was den Zeithorizont für die Lösung aus der Apothekerschaft betrifft, antworte Froese auf eine Frage aus dem Publikum nur vage: »Wir schaffen das in diesem Jahr«. Zugeben musste er aber, dass die Entwicklerkapazität aktuell »ein knappes Gut« sei. Mit den rund 100 Programmierern, die hingegen Noventi nach eigenen Angaben derzeit für das Portal »gesund.de« im Einsatz hat, kann die Gedisa nicht mithalten. Ob das allerdings Grund genug sein kann, künftig die Ressourcen zu bündeln, bleibt abzuwarten. 

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