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Kinder

Pandemie hat Standardimpfungen nicht beeinträchtigt

Den Impfquoten bei den Standardimpfungen für Kinder wie Tetanus und Masern hat die Pandemie im Vergleich zu den Vorjahren offenbar nicht geschadet, wie ein aktueller Report der Techniker Krankenkasse (TK) zeigt. Allerdings erhält nur knapp die Hälfte der Kinder die kompletten empfohlenen Impfungen bis zum zweiten Geburtstag. Es ist also immer noch viel Luft nach oben.
Daniela Hüttemann
24.02.2022  13:00 Uhr

Gerade zu Beginn der Pandemie wurde befürchtet, dass Eltern die Vorsorgeuntersuchungen mit den verbundenen Impfungen für ihre Babys und Kleinkinder nicht wahrnehmen oder nach hinten schieben. Zumindest für die TK-versicherten Kinder mit Geburtsjahrgang 2018 sowie die erste Hälfte 2019 hat sich laut dem neuen TK-Verordnungsreport »Kinder und Arzneimittel« diese Annahme nicht bewiesen.

48,4 Prozent der 2018 geborenen Kinder hatten demnach alle empfohlenen Impfungen gegen Masern, Keuchhusten und Co. bis zu ihrem zweiten Geburtstag komplett wie vorgesehen erhalten. Weitere 48,3 Prozent waren teilweise geimpft. Nur 3,2 Prozent wurden gar nicht geimpft. »Das erste Pandemiejahr hatte keinen negativen Effekt auf die Impfquoten«, sagte TK-Chef Jens Baas bei der Vorstellung des Reports. »Die Quoten der 2018 geborenen Kleinkinder sind mit denen der 2017 und 2016 geborenen vergleichbar, die Quote der komplett ungeimpften Kinder ist leicht gesunken.« Auch die Vorsorgeuntersuchungen seien nicht weniger als sonst in Anspruch genommen worden. 

Auch die ersten Zahlen für den Jahrgang 2019, die bislang nur für die in der ersten Jahreshälfte geborenen Kinder vorliegen, wertet die TK positiv. Hier sei die Durchimpfungsquote noch einmal leicht gestiegen auf 51,9 Prozent; die Zahl der komplett ungeimpften Kinder sank auf 2,8 Prozent.

Auffällig sei besonders der Rückgang der Masern-Impfverweigerer. Bei den 2016 geborenen Kindern hatten noch 7,3 Prozent bis zu ihrem zweiten Geburtstag keine der zwei vorgesehenen Spritzen (fix in Kombination mit der Immunisierung gegen Mumps und Röteln) erhalten. Im Jahrgang 2018 waren es noch 5,8 Prozent, 2019 dann 4,7 Prozent. »Hier könnte die seit März 2020 geltende Impfpflicht für Kindergarten- und Schulkinder bereits eine Rolle spielen beziehungsweise auch die öffentliche Diskussion darüber«, so Baas.

Tim Steimle, Apotheker und Leiter des Fachbereichs Arzneimittel der TK, ergänzte in seiner Präsentation, dass trotz des leichten Anstiegs die Impfquoten bei Masern oder auch Meningokokken Typ C immer noch etwas unter den angestrebten Zielen liegen, während sie bei manchen neueren Impfungen wie Rotaviren mit 63 Prozent noch deutlich ausbaufähig seien. Hier könne eine Rolle spielen, dass diese Impfungen den Eltern noch nicht so bekannt sind.

Ein besseres (digitales) Impfmanagement mit regelmäßigen Erinnerungen der Eltern könnte die Impfquoten noch erhöhen, meinte TK-Chef Baas und sprach von einem »antiken Gesundheitswesen«. 

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