OTC-Switch nur mit guter Apotheken-Beratung möglich |
Daniela Hüttemann |
16.06.2023 13:30 Uhr |
Nach den Erfahrungen mit bisherigen OTC-Switches sei aus Sicht der Patienten eine gute Apothekenberatung gewährleistet, so Arnold weiter. Apotheken seien für viele eine zentrale Anlaufstelle in Gesundheitsfragen und genießen großes Vertrauen. Die Apotheken selbst sähen sich auch bei sensiblen Krankheitsbildern durch positive Vorerfahrungen gut gerüstet – damit spielte Arnold wohl auf den OTC-Switch der »Pille danach« mit Ulipristalacetat 2015 auf EU-Ebene an.
»Einige Länder wie das Vereinigte Königreich setzen auf eine intensive Beratungspflicht der Apotheken bei der Abgabe von Sildenafil. Dieser Ansatz ist auch in Deutschland zu prüfen«, schlussfolgerte Arnold. »Die Analyse gibt gute Hinweise, dass sowohl Patienten als auch das Gesundheitssystem von einem OTC-Switch von Sildenafil profitieren würden.«
Und wie sehen das die Apotheken? Die pharmazeutische Perspektive vertrat Holger Seyfarth, Vorstandsvorsitzender des Hessischen Apothekerverbands (HAV). Er schätzte Sildenafil als Wirkstoff mit gutem Sicherheitsprofil ein, begleitet von einer Beratung zur sicheren Anwendung als eine der Kernkompetenzen von Apothekerinnen und Apothekern.
»Wir bieten bereits seit vielen Jahren erfolgreich Beratungsleistungen für Arzneimittel, die aus der Verschreibungspflicht entlassen wurden, an«, betonte Seyfarth. »Das ist Teil unserer täglichen Aufgaben in der Apotheke. Wir sind überzeugt davon, dass wir durch den einfacheren Zugang zu Sildenafil für Betroffene und durch unsere ausdrückliche Empfehlung für eine ärztliche Konsultation zu einer insgesamt besseren Versorgung unserer Patienten beitragen.« Und ihm als Apotheker sei natürlich auch der Schutz vor illegalen Arzneimitteln aus unkontrollierter Produktion für die Patientensicherheit wichtig.
Zustimmung gab es auch von Privatdozent Dr. Tobias Jäger aus Essen, Urologe und Vorstand der anfangs zitierten Gesellschaft für Mann und Gesundheit: »Die Entstigmatisierung der erektilen Dysfunktion ist so wichtig«, sagte der Mediziner. Dazu und eben auch zur Früherkennung von Grund- und Folgeerkrankungen könne die Entlassung von Sildenafil aus der Verschreibungspflicht verbunden mit dem niedrigschwelligen Beratungsangebot in der Apotheke vor der Medikamentenabgabe einen wichtigen Beitrag leisten.
Ob sich die Sachverständigen am 11. Juli davon überzeugen lassen, bleibt abzuwarten. Neben Sildenafil und Tadalafil stehen übrigens auch noch ein weiteres Triptan zur Akuttherapie der Migräne (Rizatriptan 5 mg, in Maxalt® und Generika) und eine weitere antiallergische Kombination (Azelastin plus Fluticasonpropionat, in Dymista® Nasenspray) auf der Tagesordnung.
Hier geht es zum Wirkstoff-Steckbrief Sildenafil.