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Ohrenschmerzen

Oft kurz, immer heftig

Die meisten Menschen wissen aus ihrer Kindheit: Ohrenschmerzen können sehr heftig sein. Auf der Suche nach schneller Linderung führt der erste Weg zumeist in die Apotheke. Ohrenerkrankungen sind allerdings nur selten ein Fall für die Selbstmedikation. Sie erfordern eine ärztliche Diagnose und – wenn möglich – eine ursächliche Therapie.
Annette Immel-Sehr
03.11.2019  08:00 Uhr

Ohrenschmerzen können in jedem Lebensalter auftreten. Kinder sind jedoch weitaus häufiger betroffen als Erwachsene. Während Säuglinge und Kleinkinder sehr oft unter einer Mittelohrentzündung leiden, stechen als Ursachen bei Jugendlichen neben Verletzungen oder auch Fremdkörpern im Ohr eher Entzündungen des Gehörgangs hervor. Auch »durchbrechende« Weisheitszähne können mit Ohrenschmerzen einhergehen.

Die häufigsten Ursachen von Ohrenschmerzen bei Erwachsenen sind neben Entzündungen des Gehörgangs unter anderem Erkrankungen des Kiefergelenks, HWS-Syndrome, Paukenergüsse, Trigeminusneuralgien und kariöse Backenzähne. Ältere Menschen leiden oft unter Furunkeln im Gehörgang oder Ohrenschmerzen infolge von Zoster oticus, Zahnschäden, Kieferentzündungen sowie malignen Tumoren (1).

Immer sollte daher im Vorfeld einer Therapie eine (Ausschluss-)Diagnose des HNO-Arztes erfolgen. Der Arztbesuch ist unumgänglich insbesondere, wenn die Schmerzen von Fieber, Tinnitus, Hörminderung oder gar Schwindel begleitet werden.

Therapie der Otitis media

Die akute Mittelohrentzündung (akute Otitis media, AOM) ist eine Entzündung der Schleimhaut im Mittelohr. Charakteristisch ist ein plötzlich einsetzender starker Schmerz vor allem am Abend oder in der Nacht. Er ist pulsierend oder stechend und wird von einem Druckgefühl im Ohr begleitet. Häufig gehen Fieber und ein Krankheitsgefühl damit einher. Der Warzenfortsatz reagiert bei Berührung manchmal empfindlich.

Eine AOM kann entstehen, wenn bei einem Trommelfellriss Keime in das Mittelohr eindringen. Meist geht sie aber auf einen Schnupfen oder grippalen Infekt zurück. Die Schleimhaut im Nasen-Rachen-Raum ist geschwollen und die Belüftung des Mittelohrs ist eingeschränkt. Dies erleichtert es Bakterien, sich auszubreiten und über die Eustachische Röhre aufzusteigen. Schließlich lösen sie im Mittelohr eine eitrige Entzündungsreaktion aus. Die Erkrankung kann einseitig oder beidseitig auftreten.

Kleine Kinder sind besonders anfällig. Da ihre Ohrtrompete kürzer ist, können Bakterien leichter in das Mittelohr gelangen. Zudem leiden Kinder häufig an einer Vergrößerung der Rachenmandeln. Dadurch wird die Öffnung der Ohrtrompete stark verengt und damit die Belüftung des Mittelohrs eingeschränkt. Dies begünstigt das Keimwachstum.

Fast 70 Prozent der Kinder erkranken bis zum sechsten Lebensjahr mindestens einmal an einer AOM (2). Auch im Erwachsenenalter kann eine akute Mittelohrentzündung noch auftreten, doch dies ist selten.

Bei der Entzündung sammelt sich meist im Mittelohr Sekret an. Mediziner sprechen dann von einem Paukenerguss. Wenn sehr viel Sekret vorhanden ist und es nicht durch die geschwollene Ohrtrompete ablaufen kann, steigt der Druck unter Umständen so stark, dass das Trommelfell einreißt. Das Sekret fließt nach außen ab und der Schmerz verschwindet. Der Ohrenfluss (Otorrhö) ist meist geruchlos, trübe und wässrig, eventuell leicht blutig, im weiteren Verlauf zunehmend dickflüssig und eitrig.

Wenn ein Baby oder Kleinkind sich dauernd an ein Ohr greift, kann das ein Hinweis sein, dass eine AOM vorliegt. Meist sind die betroffenen Kinder unzufrieden, weinerlich, unruhig und haben keinen Appetit. Der Arzt erkennt eine AOM an Veränderungen des Trommelfells. Es ist rosa verfärbt und ein bestehender wässriger Erguss schimmert gegebenenfalls hindurch. Bei eitrigem Sekret wölbt sich das Trommelfell nach außen; möglicherweise ist bereits ein Riss erkennbar.

Seltene Sonderformen der AOM sind die Scharlach- und Masern-Otitis, bei der die betreffenden Erreger über das Blut in das Mittelohr gelangen. Nach Abheilung der Entzündung bleiben meist Defekte am Trommelfell zurück.

Die Therapie der AOM besteht aus Bettruhe und der Gabe eines oralen nicht steroidalen Antiphlogistikums. Es bekämpft die Entzündung, nimmt zugleich den Schmerz und senkt das Fieber. Abschwellende Nasentropfen sind sinnvoll, wenn die Mittelohrentzündung infolge eines Schnupfens aufgetreten ist. Die Belüftung in der Ohrtrompete wird verbessert. Oft kann das Kind dann besser schlafen. Ob die Nasentropfen jedoch einen Effekt auf den Verlauf der AOM haben, wird von Fachleuten bezweifelt (1).

Analgetische Ohrentropfen haben in der Behandlung einer akuten Mittelohrentzündung nur einen geringen Stellenwert. Einzelfallstudien zeigten zwar eine Reduktion von Schmerz und lokalen Entzündungsparametern, doch reichen diese Daten den Leitlinien-Autoren nicht für eine Empfehlung (1).

Hausmittel wie Wärmebehandlung mit Rotlicht oder ein auf das Ohr gelegtes Säckchen mit feingeschnittenen Zwiebeln empfinden viele Patienten als wohltuend. Die Wirksamkeit ist allerdings wissenschaftlich nicht erwiesen.

Da eine AOM meist folgenlos nach einigen Tagen von selbst heilt, genügt bei einem normalen Krankheitsverlauf die symptomatische Therapie. Antibiotika sind bei einer AOM in den meisten Fällen nicht angezeigt. Eine Literaturauswertung der Cochrane Collaboration zeigte, dass Antibiotika die Heilung meist nicht beschleunigen (3). Nur bei einem Teil der Kinder klangen Ohrschmerzen mit Antibiotika schneller ab als ohne diese Medikamente. Am ehesten scheinen Kinder mit eitrigem Ausfluss aus dem Ohr zu profitieren sowie Kinder unter zwei Jahren, bei denen beide Ohren entzündet sind.

Abwarten mit Antibiotika

Nach den Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM), Berlin, soll bei einer unkomplizierten AOM und bei Patienten ohne weitere Risiken zunächst nur mit einem Antiphlogistikum behandelt werden. Eine antibiotische Therapie ist nur dann zu beginnen, wenn sich die Beschwerden nicht nach 24 beziehungsweise 48 Stunden gebessert haben oder in dieser Zeit verschlechtern. Die Zeitspanne ist dabei abhängig vom Alter des Patienten (1).

Bei Kindern von sechs bis 24 Monaten mit wenig ausgeprägten Krankheitssymptomen kann bei guter Überwachung 24 Stunden abgewartet werden. Bei älteren Kindern dürfen bis zu 48 Stunden verstreichen. Bei hohem Fieber oder Erbrechen sollte sofort mit Antibiotika behandelt werden. Babys unter sechs Monaten sollten sicherheitshalber immer eine antibiotische Therapie erhalten. Kinder mit chronischen Erkrankungen oder Immunsuppression benötigen sofort ein Antibiotikum. In diesen Fällen ist ein beobachtendes Abwarten nicht vertretbar.

Dieses Vorgehen setzt eine gute Aufklärung und Absprache mit den Eltern voraus. Ist eine Wiedervorstellung in der Praxis nach 24 beziehungsweise 48 Stunden zum Beispiel aufgrund von Wochenenden oder Feiertagen nicht möglich, soll der behandelnde Arzt den Eltern laut Leitlinie ein Antibiotikum-Rezept mitgeben und ihnen erklären, in welchem Fall das Medikament gegeben werden soll. Mittel der ersten Wahl zur antibiotischen Behandlung der AOM ist Amoxicillin.

Bei anhaltendem Fieber, starken Schmerzen und Wölbung des Trommelfells ohne Rissbildung kann der HNO-Arzt unter Narkose einen Schnitt im Trommelfell setzen, damit das Sekret abläuft oder abgesaugt werden kann.

Manchmal hört ein Kind nach überstandener Mittelohrentzündung schlechter als zuvor. Dies kann daran liegen, dass die Durchgängigkeit der Ohrtrompete nicht wiederhergestellt ist. Ärzte empfehlen dann oft das sogenannte Vasalva-Manöver: Bei geschlossenem Mund hält das Kind die Nase mit den Fingern zu und versucht, Luft durch die geschlossene Nase auszublasen. Dies muss einige Tage lang mehrmals durchgeführt werden. Alternativ können Kinder spezielle Nasenballons zur Belüftung der Paukenhöhle nutzen.

Bei wiederholten Mittelohrentzündungen wird oft ein feines Röhrchen aus Kunststoff oder Metall (Paukenröhrchen) unter Vollnarkose in das Trommelfell eingesetzt, damit das Mittelohr besser belüftet wird und ausheilen kann. Der Körper stößt das Röhrchen innerhalb von sechs bis zwölf Monaten ab und das Trommelfell wächst an der Stelle wieder zusammen. Der langfristige Nutzen des Paukenröhrchens auf das Hörvermögen und damit auf die Sprachentwicklung wird kontrovers diskutiert (4, 5). Viele Ärzte setzen eher auf Selbstheilung gemäß der Devise, »das wächst sich aus«.

Mögliche Komplikationen

Komplikationen einer AOM sind heutzutage sehr selten. Sie entstehen, wenn sich die Entzündung im umliegenden Gewebe ausbreitet. Die häufigste, dennoch seltene Komplikation der AOM ist die Mastoiditis, eine eitrige Entzündung des knöchernen Warzenfortsatzes. Von 100.000 Kindern unter 14 Jahren sind pro Jahr ein bis sechs betroffen. In der Vor-Antibiotika-Ära sah das noch ganz anders aus. Etwa ein Fünftel der Kinder mit einer AOM entwickelte damals eine Mastoiditis. Diese war oft sogar lebensbedrohlich (6, 7).

Typischerweise verstärken sich bei einer Mastoiditis plötzlich die Ohrenschmerzen. Schwerhörigkeit und Fieber nehmen zu. Es bildet sich Sekret und hinter der Ohrmuschel eine ödematöse gerötete starke Schwellung, die das Ohr abstehen lässt. Die Mastoiditis gilt als schwere Erkrankung, da sich die Infektion weiter ausbreiten kann. Es muss operiert werden. Ist nicht der Knochen selbst, sondern lediglich die Schleimhaut des Mastoids betroffen, wird dies als Begleitmastoiditis bezeichnet.

Die Entzündung des Mittelohres kann auch auf das Innenohr übergehen (Labyrinthitis), was sich durch Drehschwindel, Höreinschränkung und Erbrechen zeigt. Bei einer eitrigen Labyrinthitis besteht das Risiko einer Hirnhautentzündung. Eine Meningitis kann sich auch direkt aus einer akuten Mittelohrentzündung heraus entwickeln. Es handelt sich jedoch um eine sehr seltene Komplikation. Sicherheitshalber sollten Eltern ihr Kind immer einem Arzt vorstellen, wenn eine AOM nach zwei bis drei Wochen nicht vollständig abgeheilt ist.

Entzündungen der Ohrmuschel

Die Ohrmuschel kann von verschiedenen Erkrankungen betroffen sein, die zumeist mit starken Beschwerden einhergehen. Ohrmuschel und Gehörgang sind mit einer feinen Haut überzogen, die reich mit sensiblen Nerven ausgestattet ist. Das macht sie sehr schmerzempfindlich.

HNO-Ärzte berichten, dass immer öfter Piercings oder »trendige« Körpermodifikationen wie das sogenannte Elfenohr Ursache für Infektionen am Ohr sind (1, 8). Auch andere kleine Verletzungen bilden oft die Eintrittspforte für Bakterien. Eine Entzündung des Ohrmuschelgewebes wird als Ohrmuschelperichondritis bezeichnet. Dabei können Teile des Ohrmuschelknorpels absterben und die Ohrmuschel kann schrumpfen. Die Behandlung besteht aus kühlenden Alkoholumschlägen und einer systemischen antibiotischen Therapie.

Auch ein Erysipel (Wundrose) kann sich an der Ohrmuschel entwickeln. Es handelt sich um eine Infektion oberer Hautschichten und Lymphwege durch ß-hämolysierende Streptokokken der Gruppe A. Die Ohrmuschel sowie das Ohrläppchen sind dann hochrot verfärbt. Betroffene fühlen sich meist »richtig krank«, haben Fieber und Schüttelfrost. Neben körperlicher Schonung und lokalen Feuchtverbänden mit isotonischer Kochsalzlösung soll der Patient eine systemische antibiotische Therapie und eine fiebersenkende Begleitmedikation erhalten, so die DEGAM in ihrer Leitlinie zu Ohrenschmerzen (1).

Des Weiteren kann sich eine Gürtelrose (Herpes zoster) am Ohr manifestieren. Neben starken Schmerzen treten eine Hörminderung und manchmal Lähmungen der betroffenen Gesichtshälfte auf.

Doch auch schmerzlose Veränderungen an der Ohrmuschel sollten aufhorchen lassen. Wenn ein Patient in der Apotheke über nicht schmerzhafte Knötchen und Erhebungen an der Ohrmuschel berichtet, sollte ihm eine Vorstellung beim HNO-Arzt oder Dermatologen angeraten werden. Es könnte sich um ein Basaliom handeln. Dieses zeigt sich als ein von einem Wall umgegebenes kleines Knötchen. Auch Plattenepithelkarzinome können an der Ohrmuschel entstehen.

Akute Otitis externa

Häufiger als an der Ohrmuschel treten Entzündungen im äußeren Gehörgang auf. Etwa jeder Zehnte ist im Lauf des Lebens einmal von einer akuten Otitis externa (AOE) betroffen (9). Am Anfang steht meist Juckreiz, ausgelöst beispielsweise durch Psoriasis, Neurodermitis oder eine allergische Reaktion. Durch Kratzen kommt es zu Verletzungen des Gehörgangs.

Fast immer sind es Bakterien, die diese Eintrittspforte nutzen. Nur ein Zehntel der Infektionen im Gehörgang beruht auf Pilzen.

Entzündungen verstärken meist den Juckreiz und führen zu starken Ohrenschmerzen und zur Sekretbildung. Die Haut des Gehörgangs ist gerötet, fein geschuppt und oft auch geschwollen, was das Hörvermögen reduziert. Bei ausgedehnten Entzündungen kommen Fieber und Lymphknotenschwellungen hinzu.

Bei einer unkomplizierten AOE benötigt der Patient zunächst ein Analgetikum zur Linderung der Schmerzen. Bewährt haben sich Ibuprofen und Paracetamol in oraler Form. Topische Lokalanästhetika können ebenfalls eingesetzt werden, wenn das Trommelfell intakt ist (9).

Zur ursächlichen Behandlung werden bei unkomplizierter AOE lokale Antibiotika- und Corticoidzubereitungen empfohlen. Glucocorticoide sollen vor allem die Schwellung, Rötung und Sekretbildung reduzieren. Als Antibiotika für die topische Anwendung sind Ciprofloxacin, Neomycin und Polymyxin B erprobt. Manchmal werden Ohrentropfen auf einen Mullstreifen aufgebracht und in den Gehörgang eingelegt. Dies soll die lokale Wirksamkeit verbessern.

In der Praxis verordnen Ärzte nicht selten off-label ophthalmologische Antibiotika-Präparate. Falls die Gefahr besteht, dass sich die Infektion über den Gehörgang ausbreitet, erfolgt eine orale antibiotische Therapie. Dies ist grundsätzlich auch bei schlecht eingestellten Diabetikern und immunsupprimierten Patienten sinnvoll. Bei nachgewiesener Pilzinfektion werden topisch Ciclopirox, Nystatin, Clotrimazol oder Miconazol eingesetzt. Ist das Trommelfell defekt, sollte systemisch therapiert werden.

Viele Präparate enthalten Alkohol. Dieser desinfiziert, entzieht dem Gewebe Wasser und lässt es dadurch abschwellen. Die Absenkung des pH-Werts durch saure Präparate wie Essigsäure hemmt das Bakterienwachstum. Bei leichteren Infektionen zeigen Essigsäure-Ohrentropfen vergleichbare Effekte wie Antibiotika-Corticoid-Tropfen (10).

Damit die topischen Medikamente wirken können, muss der HNO-Arzt zunächst Sekret und Verkrustungen aus dem äußeren Gehörgang entfernen. Dies geschieht unter Lokalanästhesie und mikroskopischer Kontrolle mittels Sauger oder Häkchen.

Der Schwimmbad-Otitis vorbeugen

Als Schwimmbad-Otitis oder Taucher-Ohr wird umgangssprachlich eine durch häufiges Schwimmen und Tauchen verursachte Otitis externa bezeichnet. Durch das langanhaltende feuchte Milieu quillt die Haut im Gehörgang. Dies wiederum begünstigt die Ansiedelung von Keimen. Zudem kann durch viel Wasser die Schutzschicht aus Ohrenschmalz reduziert werden. Auch die häufige Anwendung von Ohrstöpseln oder das Tragen geschlossener Hörgeräte kann die Haut im Gehörgang quellen lassen.

Schwimmer und Taucher nutzen zur Vorbeugung einer Schwimmbad-Otitis oft essigsaure Ohrentropfen, um den Säureschutzmantel der Gehörgangshaut zu stabilisieren. Auch Ohrentropfen, die Glycerin und Alkohol enthalten, werden von Wassersportlern zur Prophylaxe verwendet.

Wichtig ist es, dass nach dem Baden kein Wasser im Gehörgang verbleibt. Fast jedes Kind kennt die einfache Maßnahme, mit zur Seite geneigtem Kopf zu hüpfen. Wenn nach dem Schwimmen oder Tauchen tagelang ein dumpfes Gefühl im Ohr zurückbleibt, ist möglicherweise Ohrenschmalz im Gehörgang aufgequollen. Wegen der Verletzungsgefahr, zum Beispiel bei der Benutzung von Wattestäbchen, sollten Betroffene die Entfernung dem HNO-Arzt überlassen.

Sehr schmerzhaft ist es, wenn sich im Gehörgang ein Furunkel bildet. Anatomisch bedingt hat es hier wenig Platz zum Wachsen und übt starken Druck auf die Nerven aus. Bei einem Furunkel sind der Haarbalg und das umgebende Bindegewebe entzündet und es entsteht ein mit Eiter gefüllter Hohlraum, ein Abszess.

Der HNO-Arzt wird gegebenenfalls zunächst den Eiter aus dem Furunkel ausleiten. Danach folgt die topische Behandlung mit einem Antibiotikum. Lokale Feuchtverbände mit isotonischer Kochsalzlösung wirken antientzündlich. Bei Fieber und Schüttelfrost ist oft eine systemische antibiotische Therapie angezeigt.

Eine seltene Form der Gehörgangsentzündung ist die Otitis externa maligna (necroticans). Sie ist die Folge eines geschwächten Immunsystems und tritt besonders bei Menschen mit Diabetes mellitus im höheren Lebensalter auf. Da diese von Pseudomonas aeruginosa verursachte Infektion leicht auf den Schädelknochen und die Hirnnerven übergehen kann, ist die Erkrankung als sehr schwer einzustufen.

Eine bakterielle Infektion des Gehörgangs kann auch als Komplikation eines grippalen Infekts oder einer Grippe auftreten. Die Grippe-Otitis ist sehr schmerzhaft und häufig durch Blutblasen im Gehörgang und auf dem Trommelfell gekennzeichnet.

Fremdkörper im Ohr

Immer wieder kommt es vor, dass sich kleine Kinder beim Spielen Gegenstände in den Gehörgang schieben. Bei Erwachsenen stecken mitunter Ohrstöpsel fest. Um Verletzungen und ein Verkanten oder Tiefergleiten des Gegenstands zu verhindern, sollte dieser nur vom Arzt entfernt werden. Wird der Fremdkörper nicht beseitigt, kann sich eine bakterielle Entzündung des Gehörgangs entwickeln.

Eine akute Trommelfellverletzung zeigt sich mit einem kurzen stechenden Ohrenschmerz, kurzzeitiger Schwerhörigkeit und manchmal einer leichten Blutung aus dem Gehörgang. Ursachen können Verletzungen mit spitzen oder stumpfen Gegenständen, ein heftiger Schlag auf das Ohr, ein Überdruck in der Paukenhöhle oder eine rasche Änderung des Umgebungsdrucks, beispielsweise bei einer Explosion oder Auslösung eines Airbags, sein.

Kleine Trommelfellrisse heilen in der Regel von selbst. Bei größeren Verletzungen oder ausgefransten Wundrändern kann der HNO-Arzt die Heilung durch Schienung mit einer Folie oder einen operativen Eingriff unterstützen.

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