Ökotest bewertet Vitamin-B12-Präparate |
Daniela Hüttemann |
26.01.2023 09:00 Uhr |
»Mangelhaft« schneiden nur zwei Nahrungsergänzungsmittel ab: Bei den Vitamin-B12-Minitabletten von Doc Morris fand das Labor 50 Prozent mehr Vitamin als die deklarierte Konzentration, in den Vitamaze Vitamin B12-Tropfen 20 Prozent weniger. Beide Produkte überschreiten deutlich die Höchstmengen-Empfehlung für Vitamin B12 des Bundesinstituts für Risikobewertung von maximal 25 µg pro Tag; dafür gibt es Punktabzug.
Damit stehen die beiden Produkte jedoch nicht allein da: Fast alle frei verkäuflichen Nahrungsergänzungsmittel sind demnach teils deutlich überdosiert (bis zu 500 µg), während lediglich drei Produkte unter 25 µg bleiben. Der tatsächliche Bedarf an Vitamin B12 ist ohnehin viel geringer: Jugendliche und Erwachsene brauchen schätzungsweise 4 µg pro Tag, Schwangere und Stillende etwas mehr (4,5 beziehungsweise 5,5 µg).
Sehr hoch dosiert mit 1000 µg sind das Arzneimittel B12 Ankermann (es gibt von Ankermann auch eine 100-µg-Version als Nahrungsergänzungsmittel) sowie die bilanzierte Diät von Dr. Loges. Überschüssiges Vitamin B12 scheidet der Körper aus und produziert damit laut Ökotest »sozusagen jede Menge teuren Urin«.
Ökotest empfiehlt nur Veganern und streng vegetarisch ernährten Menschen, ein Vitamin-B12-Präparat auf eigene Faust anzuwenden und einmal im Jahr den Spiegel vom Arzt bestimmen zu lassen. Viele Präparate, aber nicht alle, sind als vegan ausgelobt, ausgerechnet die drei Arzneimittel jedoch nicht. Diagnose und Behandlung eines Vitamin-B12-Mangels zum Beispiel aufgrund einer Magen-Darm-Erkrankung gehören in ärztliche Hand, Gleiches gilt dann für die Dosierung.
Ökotest-Redakteurin Annette Dohrmann erinnert aber auch daran: »Die meisten Menschen brauchen kein extra Vitamin B12. Anbieter sollten daher nicht mit der diffusen Angst vor vermeintlichen Nährstoffmängeln Kasse machen.«