Nur selten steckt Nachtblindheit dahinter |
Echte Nachtblindheit ist ein eher seltenes Phänomen. Häufiger sind Kurzsichtigkeit oder eine Linsentrübung der Grund, warum man nachts eher geblendet wird und dadurch schlechter sieht. / © Adobe Stock/Fotolyse
Manchen Menschen bereitet das Sehen bei Nacht besonders große Probleme. Ein Begriff, der vielen Menschen in den Kopf schießen dürfte, ist Nachtblindheit. Die ist allerdings ein seltenes Phänomen, meist stecken andere Ursachen hinter schlechtem Sehen bei Nacht.
Warum sehen wir im Dunkeln schlechter als am Tag? Dafür muss man sich ansehen, wie Sehen überhaupt funktioniert. »Wir haben lichtempfindliche Zellen, die auf das Dunkel (Stäbchen) und die Helligkeit (Zapfen) spezialisiert sind«, sagt Professor Dr. Ulrich Kellner, ärztlicher Leiter und Geschäftsführer des Augenzentrums in Siegburg. Sie sitzen in der Netzhaut unseres Auges.
Die Zapfen haben eine höhere Auflösung und Farbwahrnehmung. Stäbchen hingegen haben die Stärke, dass sie auch sehr schwaches Licht in ein Signal umwandeln können, mit dem unser Gehirn etwas anfangen kann. Das hat allerdings seinen Preis, dann ist nämlich die Auflösung schwächer und das Sehen schlechter«, so Kellner. Farben können die Stäbchen übrigens nicht wahrnehmen, nur Grautöne.
Dafür gibt es verschiedene mögliche Gründe – nur selten steckt eine echte Nachtblindheit dahinter. Was sehr viel häufiger vorkommt: Kurzsichtigkeit.
»Viele Patienten sagen: Sie sehen nachts nicht so gut. Aber sie meinen nicht, dass sie im Dunkeln schlecht sehen, sondern dass ihnen ein Auto entgegenkommt und sie durch die Blendung schlecht sehen«, sagt Ulrich Kellner. Eine mögliche Erklärung: »Kurzsichtige Augen sind länger, haben eine höhere Reflexion im Auge, dadurch sind sie empfindlicher auf Licht.«
Zudem können Linsentrübungen wie der Graue Star die Sicht verschlechtern. »Es gibt Licht, das durch die Linse fällt und dabei teilweise gestreut wird. Dadurch kommt es zu mehr Blendung«, sagt Kellner. Besonders störend kann das bei entgegenkommenden Autoscheinwerfern sein.