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Paracetamol-Saft

Nur noch ein Hauptanbieter übrig

Paracetamol wird häufig bei Kindern zur Fiebersenkung eingesetzt. Doch die Versorgungslage ist angespannt: Nachdem sich 1A Pharma nun aus der Produktion eines PCM-Safts zurückgezogen hat, müsste Ratiopharm nach Schätzung von Pro Generika etwa 90 Prozent des Bedarfs für diese Formulierung alleine decken.
Svea Türschmann
11.05.2022  13:32 Uhr

Bereits im März informierten mehrere Apotheken die PZ darüber, dass insbesondere in den Bereichen Suppositorien und Fiebersäfte Lieferengpässe bei Paracetamol bestünden. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) sah damals zwar eine verstärkte Nachfrage und einen erhöhten Absatz, aber keinen Versorgungsengpass. Nun meldet der Branchenverband Pro Generika, dass mittlerweile nur noch ein Hauptanbieter übrig sei, der Paracetamol-Saft produziere. Da 1 A Pharma zu Monatsbeginn ankündigte, die Produktion mangels Wirtschaftlichkeit einzustellen, müsse die Teva-Tochter Ratiopharm nunmehr 90 Prozent des Bedarfes produzieren – und auch die habe bereits mit Lieferengpässen zu kämpfen. Dazu, ob oder inwieweit aktuell Lieferengpässe bestehen, äußerte sich das BfArM bisher nicht.

Progenerika kritisiert Kostendruck auf Generika

Pro Generika sieht den Grund für die sinkende Zahl der Hersteller – vor zwölf Jahren seien es immerhin noch elf Anbieter flüssiger Paracetamol-Zubereitungen gewesen – im Festbetrag, der seit zehn Jahren auf demselben Niveau sei. Hersteller erhielten gerade mal 1,36 Euro pro Flasche. Gleichzeitig seien die Preise für Energie und Logistik gestiegen, aber auch der Wirkstoff Paracetamol sei in den letzten zwölf Monaten um 70 Prozent teurer geworden, heißt es in der Mitteilung.

»Rasant steigende Wirkstoff- und Produktionspreise bei eingefrorenen Preisen machen die Produktion von Arzneimitteln wie Paracetamol-Säften zum Verlustgeschäft. Kein Unternehmen hält das auf Dauer durch«, erklärt Andreas Burkhardt, General Manager Teva Deutschland & Österreich und stellvertretender Vorsitzender von Pro Generika. Man müsse den Kostendruck auf Generika endlich lockern – vor allem bei kritischen Arzneimitteln, die nur noch von wenigen Herstellern produziert werden. Festbeträge und Rabattverträge müssten so lange ausgesetzt werden, bis wieder mehr Unternehmen in die Versorgung eingestiegen sind. »Ansonsten kommt es zu Versorgungsengpässen – das wissen wir nicht erst seit Tamoxifen«, so Burkhardt.

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