Norovirus-Impfstoffkandidat induziert mukosale Immunität |
Theo Dingermann |
15.05.2025 07:00 Uhr |
Aktuell wurden jetzt ebenfalls von dem Team um Flitter die Daten einer Phase-II-Studie zu dem selben Impfstoff im Fachjournal »Science Translational Medicine« publiziert. Für diese Studie rekrutierte und randomisierte das Forscherteam insgesamt 165 gesunde Erwachsene im Alter von 18 bis 49 Jahren. 86 Probanden erhielten die VXA-G1.1-NN-Vakzine, 79 ein Placebo. Am Tag 28 nach der oralen Immunisierung wurden die Probanden mit einer standardisierten Dosis von Norovirus GI.1 kontrolliert infiziert. Die primären Endpunkte der Studie umfassten Infektionsraten, Immunantworten (Serum und mukosal), Virus-Ausscheidung sowie die Sicherheit.
Die Impfung reduzierte die Rate der qPCR-bestätigten Norovirus-Infektionen signifikant um 30 Prozent im Vergleich zur Placebogruppe. Die Rate der klinischen Gastroenteritiden war zwar ebenfalls reduziert, jedoch erreichte diese nicht ein Signifikanzniveau. Signifikant hingegen war eine reduzierte Viruslast im Stuhl und im Erbrochenem, insbesondere an den Tagen 2 bis 8 nach Exposition.
Immunologisch zeigten sich wie in der ersten Studie deutliche Erhöhungen von VP1-spezifischen IgA- und IgG-Antikörpern im Serum. Ebenfalls war die Konzentration an funktionell neutralisierenden Antikörpern erhöht. Zusätzlich stimulierte der VXA-G1.1-NN-Impfsstoffkandidat die mukosale IgA-Antwort im Speichel, in der Nasenschleimhautflüssigkeit und in der Fäzes.
Diese Studien liefern den bislang umfassendsten Nachweis, dass ein oraler Norovirus-Impfstoff sowohl eine systemische und als auch eine mukosale Immunität induzieren kann und dabei gleichzeitig die Viruslast und das Übertragungspotenzial senkt. Insbesondere die Wahl eines oralen im Gegensatz zu einem parenteralen Impfstoff scheint entscheidend für die Effektivität gegen Noroviren zu sein. Wie die Autoren mitteilen, befindet sich ein bivalenter Nachfolgeimpfstoff, der sowohl GI.1- als auch GII.4-Stämme abdeckt, bereits in klinischer Entwicklung.
Aber auch an herkömmlichen, injizierbaren Impfstoffkandidaten wird gearbeitet und diese sind zum Teil schon weiter in der Entwicklung. So ist zu dem mRNA-basierten Impfstoff mRNA-1403 von Moderna bereits eine Phase-III -Studie gestartet, die bis Mitte 2027 laufen soll. Bei mRNA-1403 handelt es sich um einen trivalenten Impfstoff, der Boten-RNA enthält, die für virusähnliche Partikel (VLP) codiert. Das Pharmaunternehmen Hillevax mit Hauptsitz in Boston, USA, entwickelt HIL-214, einen bivalenten Norovirus-Impfstoff mit VLP gegen die Stämme GI.1 und GII.4, der schon in Phase-II-Studien geprüft wurde.