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TLR7/8-Hemmung

Neues Wirkprinzip wird bei Covid-19 getestet

Auf der Suche nach wirksamen Therapeutika bei Covid-19 schickt Merck jetzt die bislang noch wenig bekannte Substanz M5049 ins Rennen. Der erste Vertreter der neuen Wirkstoffklasse der TLR7/8-Inhibitoren soll in einer Phase-II-Studie getestet werden.
Annette Rößler
26.06.2020  08:00 Uhr

Angriffspunkte von M5049 sind die sogenannten Toll-ähnlichen Rezeptoren (Toll-like Receptors) TLR7 und TLR8. M5049 ist ein niedermolekularer Wirkstoff, der diese beiden Rezeptoren blockiert. Sie gehören zu einer Gruppe von Sensoren des angeborenen Immunsystems, die die Einzelstrang-RNA von Viren wie SARS-CoV-2 erkennen können.

Wie Merck in einer Pressemitteilung informiert, kommt es infolge der Aktivierung von TLR7/8 zu einer Mobilisierung von Immunzellen und einer Entzündung, die bei unzureichender Regulierung zu schweren Störungen des Immunsystems führen kann. Da bei Covid-19-Patienten mit schwerer Erkrankung die auch als Zytokinsturm bezeichnete überschießende Immunreaktion für lebensbedrohliche Komplikationen verantwortlich gemacht wird, soll in der jetzt genehmigten Phase-II-Studie getestet werden, ob sich die Gabe von M5049 vorteilhaft auswirkt.

Im Rahmen der Studie sollen Covid-19-Patienten mit Lungenentzündung in einem kritischen Krankheitsstadium mit dem Arzneistoffkandidaten behandelt werden. Es sollen insgesamt 150 Teilnehmer in den USA und in Brasilien rekrutiert werden, die zusätzlich zur Standardbehandlung entweder M5049 in einer von zwei Dosierungen oder Placebo erhalten. Mit den Ergebnissen der Studie rechnet Merck Ende des Jahres 2020.

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