Neuer MET-Kinasehemmer bei Lungenkrebs |
Sven Siebenand |
07.04.2022 07:00 Uhr |
Die empfohlene Dosis beträgt 450 mg Tepotinib, also zwei Tabletten, einmal täglich. Die Tabletten sollten zusammen mit einer Mahlzeit im Ganzen eingenommen werden. Eine reduzierte Dosis, die bei bestimmten Nebenwirkungen empfohlen wird, beträgt 225 mg einmal täglich. Weitere Informationen dazu sind in der Fachinformation zu finden.
Tepotinib ist ein weiterer neuer Wirkstoff aus dem Jahr 2022, der bei Krebs zum Einsatz kommt. / Foto: Merck
In dieser sind auch einige Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung des Präparats näher beleuchtet. Unter anderem wird über die Möglichkeit einer interstitiellen Lungenerkrankung (ILD) und Pneumonitis informiert. Die Patienten sind auf pulmonale Symptome, die auf ILD-artige Reaktionen hinweisen können, zu überwachen. Auch sollen die Leberwerte im Blick behalten werden und bei Patienten mit einem Risiko für eine QTc-Verlängerung wird eine Überwachung empfohlen. Nicht empfohlen wird die Einnahme von Tepotinib bei schwerer Leber- oder Nierenfunktionsstörung.
Sehr häufig kommt es unter Tepmetko zur Bildung von Ödemen (77 Prozent), insbesondere zu peripheren Ödemen. Auch Übelkeit (30 Prozent), Hypoalbuminämie (29 Prozent) und ein Anstieg des Kreatinins (27 Prozent) sind sehr häufig. Bei mehr als 20 Prozent der Patienten traten unerwünschte Ereignisse auf, die zu einem dauerhaften Absetzen der Behandlung führten.
Hinsichtlich möglicher Wechselwirkungen ist zu beachten, dass eine gleichzeitige Anwendung mit starken CYP- und P-gp-Induktoren nicht erfolgen sollte, da dies die Wirksamkeit von Tepotinib einschränken könnte. Umgekehrt ist eine gleichzeitige Anwendung von dualen starken CYP3A4- und P-gp-Hemmern zu vermeiden. Denn das könnte die Plasmaspiegel von Tepotinib erhöhen und damit zu mehr und stärkeren Nebenwirkungen führen.
Auf Grundlage von In-vitro-Daten könnte Tepotinib oder sein Metabolit die Exposition gegenüber Substraten der Transporter OCT1 und 2 sowie MATE1 und 2 verändern. Das klinisch relevanteste Beispiel für Substrate solcher Transporter ist Metformin. Eine Überwachung der Wirkung des Biguanids wird bei gleichzeitiger Anwendung mit Tepotinib empfohlen.
Tepotinib kann den Fötus schädigen, wenn es während der Schwangerschaft eingesetzt wird. Es darf daher bei Schwangeren nicht angewendet werden, es sei denn, die Behandlung der Mutter ist unbedingt erforderlich. Frauen im gebärfähigen Alter sollten vor Beginn der Therapie einen Schwangerschaftstest machen. Während der Behandlung mit Tepmetko und bis mindestens eine Woche nach der letzten Dosis wird Frauen im gebärfähigen Alter und Männern mit Partnerinnen in diesem Alter eine zuverlässige Verhütungsmethode empfohlen. Das Stillen soll während der Behandlung und bis mindestens eine Woche nach der letzten Tablette unterbrochen werden.
Das Target von Tepotinib ist nicht ganz neu. Auch die Multikinase-Hemmer Crizotinib und Cabozantinib blockieren unter anderem die MET-Kinase. Dennoch ist Tepotinib vorläufig als Schrittinnovation zu sehen. Denn zumindest in Deutschland ist es der erste selektive orale MET-Kinaseinhibitor – in den USA ist auch schon Capmatinib im Handel, dessen Zulassung in Europa derzeit noch geprüft wird.
Tepotinib ist eine gezielte Behandlungsoption für Patienten mit fortgeschrittenem nicht kleinzelligen Bronchialkarzinom und METex14-Skipping-Mutationen. Immerhin sind diese bei 3 bis 4 Prozent aller NSCLC-Patienten zu finden. Die VISION-Studie brachte für vorbehandelte Patienten überzeugende Ergebnisse, auch bei Patienten mit Hirnmetastasen zeigte sich ein vergleichbares systemisches Ansprechen bei Einsatz dieser personalisierten Therapieoption.
Bislang ist Tepotinib – anders als in den USA – erst ab der Zweitlinie zugelassen. Hier gilt es weitere Ergebnisse abzuwarten. Genauso gespannt darf man auf die Daten einer weiteren Studie sein, die den potenziellen Stellenwert von Tepotinib bei der Behandlung von NSCLC-Patienten und erworbener Resistenz gegen einen EGFR-Kinasehemmer aufgrund von MET-Amplifikation prüft. Hier könnte sich ein weiteres wichtiges Einsatzgebiet des neuen Wirkstoffs ergeben.
Sven Siebenand, Chefredakteur