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Durvalumab

Neuer Checkpoint-Inhibitor zugelassen

Ein Nobelpreis-würdiges Therapieverfahren erhält neuen Zuwachs: Kurz nachdem bekannt wurde, dass den Nobelpreis für Medizin in diesem Jahr die Väter der Checkpoint-Inhibitoren erhalten werden, meldet Astra-Zeneca die EU-Zulassung eines neuen Vertreters dieser Wirkstoffklasse. Der monoklonale Antikörper Durvalumab richtet sich gegen PD-L1, den Liganden des Oberflächenproteins PD-1.
Annette Mende
04.10.2018  16:16 Uhr

Durvalumab (Imfinzi®) ist nach Avelumab (Bavencio®) und Atezolizumab (Tecentriq®) der dritte verfügbare PD-L1-Hemmer. Nicht am PD-L1, sondern direkt an PD-1 greifen Nivolumab (Opdivo®) und Pembrolizumab (Keytruda®) an. Das gemeinsame  Wirkprinzip ist, Tumorzellen, die sich mithilfe von PD-1 dem Angriff des Immunsystems entziehen, zu demaskieren und somit der Elimination durch körpereigene Immunzellen zugänglich zu machen.

Der neue Arzneistoff darf bei Patienten mit lokal fortgeschrittenem, inoperablem nicht kleinzelligem Lungenkarzinom (NSCLC) eingesetzt werden, deren Tumor PD-L1 in mindestens 1 Prozent der Zellen exprimiert. Eine weitere Voraussetzung für den Einsatz von Durvalumab ist, dass die Erkrankung nach platinbasierter Radiochemotherapie nicht progredient war. Zulassungsrelevant war die Phase-III-Studie PACIFIC, deren Ergebnisse zum Gesamtüberleben jetzt im »New England Journal of Medicine« erschienen (DOI: 10.1056/NEJMoa1809697).

Bei den 709 Patienten, die gemäß des Studienprotokolls entweder mit Durvalumab oder Placebo behandelt worden waren, betrug die Ein-Jahres-Überlebensrate in der Verumgruppe 66,3 Prozent und in der Placebogruppe 55,6 Prozent. Das progressionsfreie Überleben lag unter Durvalumab median bei 17,2 Monaten, unter Placebo bei 5,6 Monaten. Schwere Nebenwirkungen der Grade 3 und 4 waren in beiden Gruppen relativ häufig (30,5 beziehungsweise 26,1 Prozent); diese führten in 15,4 beziehungsweise 9,8 Prozent der Fälle zum Therapieabbruch. Häufigster Grund hierfür war eine Pneumonitis. Es handelt sich um Zwischenergebnisse, denn die Studie ist noch nicht beendet.

Laut Astra-Zeneca wird Durvalumab derzeit auch in anderen Indikationen geprüft, nämlich zur Erstlinientherapie bei NSCLC, kleinzelligem Lungenkarzinom, Urothelkarzinom, Kopf-Hals-Tumoren sowie bei weiteren soliden Tumoren. Der Antikörper kommt dabei als Monotherapie sowie in Kombination mit Chemotherapie, Strahlentherapie, zielgerichteter Therapie sowie dem anti-CTLA-4-Inhibitor Tremelimumab zum Einsatz.

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