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Lebrikizumab

Neuer Antikörper bei Neurodermitis

Der letzte neue Arzneistoff des Jahres 2023 war der Antikörper Lebrikizumab. Er ist für Erwachsene und Jugendliche eine weitere Therapieoption bei mittelschwerer bis schwerer atopischer Dermatitis. Sein Target ist das Interleukin 13.
AutorKontaktKerstin A. Gräfe
Datum 03.01.2024  07:00 Uhr

Atopische Dermatitis (AD), auch atopisches Ekzem oder Neurodermitis genannt, ist eine immunvermittelte, chronische beziehungsweise chronisch-rezidivierende entzündliche Erkrankung. Die Haut der Patienten zeigt rote Flecken und ist trocken, rissig oder schuppig. Zudem kommt es zu starkem Juckreiz, der besonders nachts auftritt.

Maßgeblich beteiligt an der AD-Pathogenese ist unter anderem Interleukin 13 (IL-13). In der Haut von Betroffenen finden sich erhöhte Konzentrationen des Zytokins. Es fördert die zugrunde liegende Typ-2-Inflammation, die zu einer Dysfunktion der Hautbarriere sowie zu Juckreiz, Hautverdickung und Infektionen führen kann.

Der neue Antikörper Lebrikizumab (Ebglyss® 250 mg Injektionslösung in einer Fertigspritze/im Fertigpen, Almirall) bindet mit hoher Affinität an IL-13 und hemmt so die IL-13-Signalübertragung über den heterodimeren Rezeptorkomplex IL-4-Rezeptor-α/IL-13-Rezeptor-α1. Mit dem IL-13-Antikörper Tralokinumab (Adtralza®) gibt es bereits seit 2021 ein zugelassenes Präparat, das dieses Target adressiert. Lebrikizumab soll anders als Tralokinumab den körpereigenen Abbau von IL-13 über den IL-13-Rezeptor-α2 nicht behindern. Ob dies klinisch relevant ist, lässt sich mangels Vergleichsstudien nicht beurteilen.

Ebglyss wird angewendet zur Behandlung von mittelschwerer bis schwerer atopischer Dermatitis bei Erwachsenen und Jugendlichen ab zwölf Jahren mit einem Körpergewicht von mindestens 40 kg, die für eine systemische Therapie infrage kommen.

Erhaltungsdosis einmal im Monat

Die empfohlene Dosis ist 500 mg (zwei 250-mg-Injektionen) jeweils in Woche 0 und Woche 2, gefolgt von 250 mg, die alle zwei Wochen bis Woche 16 verabreicht werden. Bei Patienten, die nach 16 Wochen Behandlung kein klinisches Ansprechen gezeigt haben, ist ein Abbruch zu erwägen. Einige Patienten mit einem anfänglich partiellen Ansprechen können aber von einer fortgesetzten Behandlung (alle zwei Wochen) bis zu Woche 24 profitieren. Sobald ein klinisches Ansprechen erreicht ist, beträgt die empfohlene Erhaltungsdosis von Lebrikizumab 250 mg alle vier Wochen.

Der Antikörper kann mit oder ohne topische Corticoide (TCS) angewendet werden. Topische Calcineurin-Inhibitoren können ebenfalls zum Einsatz kommen, sollten aber auf die Problemzonen wie Gesicht, Hals, intertriginöse Bereiche (zum Beispiel in der Achselhöhle) und Genitalbereich beschränkt bleiben.

Lebrikizumab wird subkutan in den Oberschenkel oder Bauch gespritzt. Wenn eine andere Person die Injektion verabreicht, kann sie auch in den Oberarm erfolgen. Bei jeder Gabe ist die Injektionsstelle zu wechseln. Der Antikörper sollte nicht in Hautbereiche injiziert werden, die berührungsempfindlich oder geschädigt sind beziehungsweise blaue Flecken oder Narben aufweisen.

Nebenwirkungen am Auge möglich

Vor Beginn der Therapie sollten Patienten alle empfohlenen Impfungen erhalten, da unter der Therapie mit Lebrikizumab keine Lebendimpfstoffe und attenuierten Lebendimpfstoffe gegeben werden sollten. Inaktivierte Impfstoffe oder Totimpfstoffe können Patienten, die mit Lebrikizumab behandelt werden, aber erhalten.

Patienten, die unter der Lebrikizumab-Behandlung eine Konjunktivitis entwickeln, die nach der Standardbehandlung nicht abklingt, sollten einen Augenarzt aufsuchen. Patienten mit vorbestehenden Helminthosen sollten vor dem Therapiestart mit Lebrikizumab behandelt werden. Wenn Patienten während der Lebrikizumab-Therapie infiziert werden und nicht auf eine Behandlung mit Anthelminthika ansprechen, sollte die Antikörper-Therapie unterbrochen werden, bis die Infektion abgeklungen ist.

Als Vorsichtsmaßnahme ist die Anwendung des neuen Medikaments während der Schwangerschaft zu vermeiden. In der Stillzeit ist zu entscheiden, ob das Stillen zu unterbrechen ist oder ob auf die Behandlung mit dem Antikörper verzichtet werden soll. Dabei sind sowohl der Nutzen des Stillens für das Kind als auch der Nutzen der Therapie für die Frau zu berücksichtigen.

Anhaltende Hautbesserung und Juckreizlinderung

Die Zulassung basiert auf den Phase-III-Studien ADvocate 1 und ADvocate 2, in denen Lebrikizumab als Monotherapie untersucht wurde, sowie auf der Phase-III-Studie ADhere, in der Lebrikizumab in Kombination mit TCS geprüft wurde. Insgesamt nahmen 1062 Erwachsene und Jugendliche mit mittelschwerer bis schwerer atopischer Dermatitis teil.

In allen drei Studien erhielten die Patienten eine Anfangsdosis von je 500 mg Lebrikizumab in Woche 0 und 2, gefolgt von 250 mg alle zwei Wochen (Q2W) bis Woche 16 oder entsprechend Placebo. Der zusammengesetzte primäre Endpunkt war ein IGA-Score (Investigator Global Assessment) von 0 (klare Haut) oder 1 (fast klare Haut) mit einer Reduktion von mindestens zwei Punkten gegenüber dem Ausgangswert sowie eine mindestens 75-prozentige Veränderung des Ausgangswerts im Eczema Area and Severity Index (EASI-75) nach 16 Wochen.

In den Monotherapie-Studien erreichten signifikant mehr Patienten unter Verum einen IGA-Score zwischen 0 und 1: 43,1 versus 12,7 Prozent in ADvocate 1 und 33,2 versus 10,8 Prozent in ADvocate 2. Signifikant war auch der Unterschied beim EASI-75: 58,8 Prozent versus 16,2 Prozent in ADvocate 1 beziehungsweise 52,1 versus 18,1 Prozent in ADvocate 2. Signifikante Verbesserungen erzielte Ebglyss zudem in den sekundären Endpunkten Juckreiz und Schlafstörungen.

In der Studie ADhere erreichten im Verumarm 41,2 Prozent einen IGA zwischen 0 und 1 gegenüber 22,1 Prozent in der Placebogruppe. Einen EASI-75 erzielten 69,5 Prozent der Teilnehmenden mit Lebrikizumab plus TCS versus 42,2 Prozent unter Placebo plus TCS. Somit war die Kombination aus Lebrikizumab plus TCS der TCS-Monotherapie signifikantüberlegen, was auch in den sekundären Endpunkten Juckreiz sowie Schlaf- und Lebensqualität galt.

Insgesamt zeigte das klinische Entwicklungsprogramm der Phase III eine anhaltende Hautbesserung und Juckreizlinderung über ein Jahr bei 80 Prozent der Patienten, die in Woche 16 auf die Behandlung mit Lebrikizumab ansprachen, sofern sie die monatliche Erhaltungsdosis erhielten.

Die häufigsten Nebenwirkungen waren Konjunktivitis, Reaktionen an der Injektionsstelle, allergische Konjunktivitis und trockenes Auge.

Ebglyss ist im Kühlschrank bei 2 bis 8 °C zu lagern. Das Präparat sollte 45 Minuten vor der Anwendung aus dem Kühlschrank entnommen werden. Zudem müssen Fertigspritze und Fertigpen vor hohen Temperaturen und direktem Sonnenlicht geschützt werden und dürfen nicht geschüttelt werden.

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