Neue Subtypen BA.4 und BA.5 bald dominant |
In der Kalenderwoche 21 machte die Omikron-Variante BA.5 bereits 10 Prozent der in Deutschland durchgeführten Virusgenom-Sequenzierungen aus. / Foto: Getty Images/photoman
Die Covid-19-Infektionszahlen in Deutschland nehmen derzeit wieder zu: Am gestrigen Donnerstag lag die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz bei 276,9 Fällen pro 100.000 Einwohner und Woche (Vortag: 238,1, Vorwoche: 221,4). Aktuell steigt der Anteil der Omikron-Subtypen BA.4 und BA.5 am stärksten. Das geht aus dem aktuellen wöchentlichen Lagebericht des Robert-Koch-Instituts (RKI) zu Covid-19 hervor, der jeden Donnerstag erscheint.
Demnach könnten die beiden Unterformen der Omikron-Variante, die seit etwa fünf Monaten in Deutschland dominiert, bereits in wenigen Wochen die vorherrschenden Virustypen sein. In der Kalenderwoche 21 machte die Variante BA.5 bereits 10 Prozent aller vorgenommenen Sequenzierungen aus (Vorwoche 5,0 Prozent), die BA.4-Variante 2,1 Prozent (Vorwoche 1,2 Prozent). Damit setzt sich der bisherige Trend fort, dass sich die Anteile der beiden Subtypen an den Infektionsfällen pro Woche in etwa verdoppeln.
Das RKI geht zudem davon aus, dass die Infektiosität dieser Varianten erhöht ist, sodass generell steigende Zahlen zu erwarten seien. Auch wenn sich das Coronavirus in den Sommermonaten der vergangenen zwei Pandemiejahre weniger stark ausgebreitet hat als in den kalten Wintermonaten, ist ein »Corona-Sommer« dieses Jahr nicht ausgeschlossen.
Dem stimmt auch der Berliner Virologe Professor Dr. Christian Drosten von der Charité zu. Für ihn ist die Entwicklung der Unterformen BA.4 und BA.5 wenig überraschend, wie er auf Anfrage der Deutschen Presseagentur mitteilt: »Meine zu Frühlingsbeginn geäußerte Erwartung hat sich bestätigt. Wir erleben dieses Jahr keinen infektionsfreien Sommer, was aber zunächst nicht bedrohlich ist.« Ihn beunruhige jedoch, dass in Portugal derzeit im Zusammenhang mit der Variante BA.5 die Rate der Todesfälle wieder steigt: »Dafür gibt es keine offensichtlichen Erklärungen, denn auch andere europäische Länder haben BA.5-Anstiege ohne Zunahme der Letalität. In einem Monat werden wir wissen, ob sich etwas Ähnliches auch in Deutschland einstellt.«
Das RKI geht derzeit jedoch nicht von einer erhöhten Gefahr aus, wie es im Lagebericht mitteilt. Die bisherigen Daten ließen nicht darauf schließen, dass Infektionen mit BA.4 oder BA.5 schwerere Krankheitsverläufe oder anteilig mehr Todesfälle verursachten als Infektionen mit den Vorgängervarianten BA.1 und BA.2.
Einer aktuellen Untersuchung zufolge ist die Bevölkerung trotz inzwischen hohen Immunisierungsgrads durch Impfungen und natürliche Infektionen nicht gut gegen Infektionen mit BA.4 und BA.5 geschützt: Wie Forschende des Pharmaunternehmens Biontech im Fachjournal »Science Immunology« berichten, erhöht eine Durchbruchinfektion mit den Omikron-Subtypen BA.1 und BA.2 bei vollständig Geimpften beziehungsweise Geboosterten den Schutz vor Infektionen mit den beiden neuen Subtypen nicht ausreichend (DOI: 10.1126/sciimmunol.abq2427).
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