Neue Optionen bei Lungenkrebs |
Juliane Brüggen |
22.01.2025 14:00 Uhr |
Zur Diagnose von Lungenkrebs werden unter anderem Röntgenaufnahmen der Lunge verwendet. Therapie und Prognose richten sich nach Stadium und Tumoreigenschaften. / © Adobe Stock/ utah51
Lungenkrebs ist die häufigste maligne Erkrankung bei Männern, die zweithäufigste bei Frauen. Mit fast 80 Prozent tritt das nicht kleinzellige Bronchialkarzinom (NSCLC) deutlich häufiger auf als das kleinzellige (SCLC). Die Therapie habe sich in den vergangenen Jahren stark diversifiziert, sagte Griesinger. Es gebe unterschiedliche zielgerichtete Therapieoptionen, die bereits in frühen Stadien, das heißt in der kurativen Situation, neoadjuvant und adjuvant eingesetzt werden können.
Dies sind etwa Tyrosinkinase-Inhibitoren oder Checkpoint-Inhibitoren. Damit eine passgenaue Therapie möglich ist, brauche es vorab eine umfassende Testung des Tumors auf wichtige Biomarker wie PD-L1 (Programmed Cell Death Ligand-1), EGFR (epidermaler Wachstumsfaktor-Rezeptor) und ALK (anaplastische Lymphomkinase).
Grundsätzlich richtet sich die Therapie nach verschiedenen Faktoren wie dem Stadium der Erkrankung und den Tumoreigenschaften. In frühen und lokal fortgeschrittenen Stadien des NSCLC sei eine Induktionstherapie vor der Operation mittlerweile Standard, berichtete Griesinger. In fortgeschrittenen Stadien kommen molekular zielgerichtete Therapien zum Einsatz; in der metastasierten Situation ohne genetische Veränderungen eine Checkpoint-Inhibitoren.
Professor Dr. Frank Griesinger, Oldenburg, stellte aktuelle Studiendaten vor. / © PZ/Alois Müller
Ein Studienergebnis, das laut Griesinger zuletzt beeindrucken konnte, betrifft den EGFR-Tyrosinkinase-Inhibitor Osimertinib (Tagrisso®). Dieser wurde in der placebokontrollierten, doppelblinden Studie LAURA bei 216 Patienten mit einem nicht operablen NSCLC im Stadium 3 und EGFR-Mutation gegen Placebo getestet, nachdem eine Radiochemotherapie durchgeführt worden war. Primärer Endpunkt war das progressionsfreie Überleben (PFS). Es zeigte sich ein Vorteil in der Osimertinib-Gruppe: Das mediane PFS betrug 39,1 Monate, während es unter Placebo bei 5,6 Monaten lag. Die Hazard-Ratio (HR) für Progression betrug 0,16, was einer 84-prozentigen relativen Risikoreduktion entspricht. Diese Ergebnisse seien »phänomenal«, sagte Griesinger und in der Onkologie früher nicht vorgekommen. Auch neue Hirnmetastasen traten unter Therapie mit Osimertinib seltener auf als unter Placebo (8 Prozent versus 29 Prozent).
Als »Krönung« seines Vortrags bezeichnete Griesinger die 2024 vorgestellten Fünf-Jahres-Follow-up-Daten zur CROWN-Studie mit dem Tyrosinkinase-Inhibitor Lorlatinib (Lorviqua®). Die ursprüngliche Phase-III-Studie war ein Vergleich von Lorlatinib mit Crizotinib (Xalkori®) bei Patienten mit ALK-positivem fortgeschrittenen und metastasierten NSCLC. Dabei zeigte sich unter Lorlatinib eine signifikante Erhöhung der Remissionsrate und eine Verlängerung des PFS. Vor allem Patienten mit ZNS-Metastasen profitierten von der neuen Therapie. Nun wisse man, dass nach fünf Jahren immer noch 60 Prozent der Patienten unter Lorlatinib rezidivfrei lebten, sagte Griesinger, unter Crizotinib waren es 8 Prozent. Diese Ergebnisse seien beeindruckend.