Neue Option bei fortgeschrittenem Brustkrebs |
Die häufigsten Nebenwirkungen waren Übelkeit und Erbrechen, Erschöpfung und Alopezie. Ebenfalls sehr häufig waren Obstipation, verminderter Appetit, hämatologische Nebenwirkungen wie Anämie, Neutropenie, Thrombozytopenie und Leukopenie sowie Diarrhö, Husten und Kopfschmerzen. Die häufigsten Grad-3/4-Nebenwirkungen waren Neutropenie, Anämie und Übelkeit.
Auffällig war die hohe Rate an interstitieller Lungenerkrankung und/oder Pneumonitis, die 13,6 Prozent der Patientinnen erlitten (Grad 3/4: 0,5 Prozent und Grad 5: 2,2 Prozent). Bei 2,6 Prozent führte dies zum Tod. Die Studienautoren fordern daher, die Lungenfunktion sorgfältig zu überwachen. Den Patientinnen ist zu raten, Husten, Dyspnoe, Fieber sowie neue oder sich verschlechternde Atemwegsbeschwerden sofort dem Arzt zu melden.
Bei mehr als einem Viertel der Patientinnen musste die Therapie aufgrund von Nebenwirkungen unterbrochen und bei 15 Prozent die Dosis reduziert werden. Bei 12 Prozent wurde die Behandlung aufgrund von Nebenwirkungen abgebrochen.
Gebärfähige Frauen müssen während der Therapie und für mindestens sieben Monate nach der letzten Dosis eine Empfängnis zuverlässig verhüten. Männer mit gebärfähigen Partnerinnen müssen dies während der Therapie und für mindestens vier Monate nach der letzten Dosis tun.
Trastuzumab-Deruxtecan ist ein weiteres Antikörper-Wirkstoff-Konjugat zur Behandlung des fortgeschrittenen HER2-positiven Brustkrebses. Der Wirkmechanismus bringt keinen Fortschritt gegenüber Trastuzumab-Emtansin. Dennoch kann man Trastuzumab-Deruxtecan vorläufig als Schrittinnovation einstufen. Das liegt insbesondere an Ergebnissen der DESTINY-Breast03-Studie, einer direkten Vergleichsstudie der beiden Antikörper-Wirkstoff-Konjugate beim metastasierten HER2-positiven Mammakarzinom, das zuvor mit Trastuzumab und einem Taxan behandelt wurde. In der Primäranalyse zeigte Trastuzumab-Deruxtecan eine signifikante Verbesserung des progressionsfreien Überlebens (PFS) gegenüber Trastuzumab-Emtansin. Eine Subgruppenanalyse ergab ferner, dass auch Patientinnen und Patienten mit Hirnmetastasen stärker von Enhertu profitieren.
Ebenfalls positiv sind Ergebnisse der DESTINY-Breast04-Studie. Sie testete mit Enhertu eine gegen HER2 gerichtete Therapie bei Brustkrebserkrankungen mit einem HER2-Status im niedrigen Bereich und zeigte für das Antikörper-Wirkstoff-Konjugat einen statistisch signifikanten Vorteil beim PFS und beim Gesamtüberleben im Vergleich zur Standardbehandlung mit Chemotherapie. Das könnte die Therapiealgorithmen bei Brustkrebs nachhaltig verändern.
Das neue Antikörper-Wirkstoff-Konjugat wird auch bei anderen Tumoren getestet, etwa beim Magen-, Bronchial- oder Kolorektalkarzinom. Man darf also gespannt sein, wie die weitere Karriere des Medikaments verlaufen wird. Gut möglich, dass noch weitere positive Nachrichten bevorstehen.
Sven Siebenand, Chefredakteur