Neue Klassifikation der Interaktionen |
In einigen Kassensystemen erscheint neuerdings bei der Abgabe der Kombination aus Amlodipin und Simvastatin eine rote Warnmeldung. Bisher lieferte der Interaktions-Check hier den Hinweis, dass eine Überwachung beziehungsweise Anpassung notwendig ist. Hinter dieser Veränderung steckt die neue Klassifikation in der ABDADatenbank². / Foto: Pharmatechnik IXOS Kasse
Interaktions-Meldungen in der Apothekensoftware sind bislang Maßnahmen-orientiert. Ihnen liegt die Überlegung zugrunde, ob und wie Folgen einer Interaktion vermeidbar sind. Die Meldungen lassen sich als Handlungsempfehlungen für den Umgang mit der Wechselwirkung verstehen.
Diese Einteilung wird in diesem Jahr durch eine neue Klassifikation abgelöst, die Wechselwirkungen anhand ihrer klinischen Relevanz beurteilt. Hintergrund ist eine Weiterentwicklung der ABDA-Datenbank. Mit der ABDADatenbank² steht ein vollständiges AMTS-System zur Verfügung, das zahlreiche neue AMTS-Prüfungen innerhalb der Apothekensoftware ermöglicht. Langfristig werden alle Risiken anhand eines gemeinsamen Bewertungssystems überprüft. Dabei soll die klinische Relevanz das übergreifende Kriterium sein.
Die neue Klassifikation stellt die Bedeutung und den Schweregrad einer Interaktion in den Mittelpunkt (siehe Kasten 1). Maßnahmen, mit denen sich die Auswirkungen einer Interaktion abmildern oder vermeiden lassen, sind nun nicht mehr Teil der Einschätzung, sondern finden sich in einer eigenen Rubrik.
Auch wenn sich die Art der Bewertung unterscheidet – alte und neue Warnmeldungen treffen letztlich dieselben Aussagen. Das Beispiel Amlodipin und Simvastatin zeigt: Bisher war die Interaktion unter »Überwachung beziehungsweise Anpassung nötig« eingeordnet, jetzt wird sie als »schwerwiegend« klassifiziert. Als Maßnahme wird jedoch nach wie vor empfohlen, eine Dosis von 20 mg Simvastatin nicht zu überschreiten (siehe Kasten 2).
Die neuen Warnmeldungen stellen dem Anwender alle Informationen in übersichtlicher Form zur Verfügung. Somit lässt sich eine Interaktion schnell und einfach unter verschiedenen Aspekten beurteilen. Zum Beispiel sind die Nebenwirkungen und Symptome, die durch eine Interaktion ausgelöst werden können, auf einen Blick erkennbar. Darüber hinaus findet sich eine Reihe neuer Kriterien. Zu diesen zählt die Quellenbewertung. Sie beschreibt die Qualität der Daten, die einer Interaktions-Meldung zugrunde liegt, und ergänzt die klinische Relevanz. Kasten 3 verdeutlicht, welche Maßstäbe für diese Einordnung angelegt werden. Dabei ist die jeweils beschriebene Studienlage als Beispiel zu verstehen, da die Qualität der Daten für jede Interaktion individuell bewertet wird. Als weitere Neuerung findet sich in der Meldung die Angabe, wie häufig eine Interaktion auftritt. Auch diese Information liefert entscheidende Hinweise, um die klinische Relevanz einzuordnen. Zusätzlich steht Expertenwissen in Form von ausführlichen Erklärungen unter anderem zu den pharmakologischen Effekten und dem Mechanismus der Interaktion bereit.
In der Apotheke gilt es, die vielfältigen Informationen aus der Interaktionsmeldung zu einem Gesamtbild zusammenzusetzen. So ermöglicht die gemeinsame Betrachtung von klinischer Relevanz, Quellenbewertung und Häufigkeit eine grundlegende Einschätzung der Interaktion. Für eine spezifische Beurteilung spielen zusätzlich die Besonderheiten des Patienten und seine individuelle Situation eine Rolle. Strukturierte Handlungsempfehlungen finden sich in der Kategorie »Maßnahmen« (siehe Kasten 4). Bei der Entscheidung für das konkrete Vorgehen sollten darüber hinaus alle Informationen der Interaktions-Meldung inklusive des Expertenwissens sowie die Fachinformationen aus dem Plus X-Modul und – nicht zuletzt – der pharmazeutische Sachverstand berücksichtigt werden.
Derzeit arbeiten die Apotheken-Softwarehäuser daran, die neuen Warnmeldungen in ihre Systeme zu integrieren. In einigen Kassenprogrammen werden sie bereits angezeigt.