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Morbus Parkinson

Neue Daten belegen Sicherheit von L-Dopa

Wird Levodopa Parkinson-Patienten im frühen Stadium gegeben, wirkt es sich zwar nicht wie erhofft krankheitsmodifizierend aus. Die langfristige Gabe über knapp zwei Jahre ist jedoch sicher, zeigt eine neue Studie. Damit könne die Toxizitäts-Debatte um L-Dopa beendet werden, meint die Deutsche Gesellschaft für Neurologie.
Daniela Hüttemann
25.01.2019  16:00 Uhr

Als wirksamste medikamentöse Standardtherapie der Parkinson-Erkrankung  gelten Levodopa (L-Dopa) oder die direkt wirkenden Dopamin-Rezeptoragonisten. Zumindest zu Therapiebeginn ist die Behandlung mit L-Dopa sehr wirksam, die Symptome verbessern sich deutlich. Trotzdem werde die Einleitung und rechtzeitige Anpassung von Levodopa von vielen Neurologen und ihren Patienten oft verzögert, schreibt die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN). Ein Grund sind Bedenken zur Toxizität, obwohl dies durch die Ergebnisse klinischer Studien nie belegt worden sei. Ein weiterer Grund sind die unter Levodopa auftretenden Fluktuationen und Dyskinesien. Obwohl das Medikament bereits seit mehr als 40 Jahren eingesetzt wird, ist laut DGN bislang nicht klar gewesen: Hemmt oder beschleunigt Levodopa das Fortschreiten der Krankheit, wirkt es also krankheitsmodifizierend?

Dieser Frage sind Wissenschaftler nun in der LEAP-Studie nachgegangen. An der multizentrischen, doppelblinden, placebokontrollierten Studie nahmen 445 Patienten mit Parkinson im frühen Stadium teil. Der Schweregrad der Erkrankung machte die Einleitung einer Medikation noch nicht zwingend erforderlich. Die Hälfte der Probanden erhielt Levodopa (dreimal täglich 100 mg) plus Carbidopa (25 mg dreimal täglich) über 80 Wochen. Die Kontrollgruppe erhielt zunächst über 40 Wochen Placebo und anschließend über 40 Wochen dieselbe Therapie, startete die Behandlung also verzögert.

Die Auswertung nach 80 Wochen ergab, dass sich im Krankheitsschweregrad, gemessen an der Unified Parkinsons's Disease Rating Scale (UPDRS), in beiden Gruppen kaum Unterschiede zeigte, berichten die Forscher um Erstautor Constant V.M. Verschuur diese Woche im »New England Journal of Medicine« veröffentlicht. Sie fanden also keinen krankheitsmodifizierenden Effekt. Es traten keine vermehrten Dyskinesien oder motorischen Einschränkungen auf. Die Frühstartergruppe war leicht im Vorteil, was die Wirkung von Levodopa auf die Symptome der Krankheit betrifft.

Keine zusätzlichen Risiken

»Die frühzeitige Therapie mit L-Dopa war in dieser randomisierten Studie nicht mit zusätzlichen Risiken behaftet«, kommentiert Seniorprofessor Dr. Günther Deuschl, Parkinson-Experte vom Universitätsklinikum Schleswig-Holstein in Kiel und Mitautor der Studie. Befürchtungen toxischer Effekte seien damit nicht bestätigt worden. »Die klinische Bedeutung der Daten ist enorm, weil damit die Toxizitätsdiskussion um diese Substanz so gut wie beendet ist«, meint Deuschl. »Dass womöglich im weiteren Verlauf Fluktuationen und Dyskinesien früher auftreten, lässt sich durch die Studie allerdings nicht ausschließen. Der Verlust an Lebensqualität in den ersten Jahren der Erkrankung kann aber durch Levodopa am besten behandelt werden.«

Trotzdem mahnt die Fachgesellschaft die Suche nach alternativen Therapiemöglichkeiten für Parkinson-Patienten an. »Wir brauchen klinische Forschung mit hochwertigen randomisierten Studien wie die LEAP-Studie«, sagt die DGN-Präsidentin Professor Dr. Christine Klein. Von besonderer Wichtigkeit sei aber auch die Grundlagenforschung. Erst wenn die Ätiologie grundlegend verstanden sei, könnten zusätzliche innovative Therapieansätze entwickelt werden.

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