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Rote-Hand-Brief

Nekrose im Intimbereich unter SGLT-2-Hemmern

Eine seltene, aber potenziell lebensbedrohliche Nekrose des Damms wurde unter der Behandlung mit SGLT-2-Inhibitoren, den sogenannten Flozinen, in Verbindung gebracht. Darüber informieren die Hersteller der oralen Antidiabetika aktuell in einem Rote-Hand-Brief.
Daniela Hüttemann
21.01.2019  14:02 Uhr

Beim Fournier-Gangrän kommt es zu einer nekrotisierenden Fasziitis des Perineums, also im Bereich zwischen Anus und den äußeren Geschlechtsorganen, auch Damm genannt. Bei dieser Weichteilinfektion sterben Zellen der Haut und Unterhaut ab, wobei auch die Faszie, also das Bindegewebe mit betroffen ist. Dieser Entzündung können urogenitale Infektionen oder Abszesse im Perineum vorausgehen. Fournier-Gangräne sind eher selten, aber eine schwere und potenziell lebensgefährliche Infektion, die normalerweise fast ausschließlich bei Männern auftritt.

Diabetes mellitus selbst stellt einen Risikofaktor für die Entwicklung eines Fournier-Gangräns dar. Es gab jedoch einige Fälle nach Markteinführung der SGLT-2-Inhibitoren 2012, die möglicherweise im Zusammenhang mit der Einnahme dieser oralen Antidiabetika stehen. Laut Rote-Hand-Brief traten solche Gangräne auch bei Frauen auf, die diese Medikamente einnahmen.

SGLT-2-Inhibitoren hemmen die Rückresorption von Glucose aus dem Urin. Dadurch sinkt der Blutzuckerspiegel, doch durch die erhöhte Glucose-Konzentration im Harn ist das Risiko für Harnwegs- und Genitalinfektionen erhöht. Unter diesen Nebenwirkungen leiden mindestens einer und höchstens zehn von 100 Behandelten.

Falls Patienten starke Schmerzen, Druckschmerzen, Erythme oder Schwellungen im Genitalbereich oder im Bereich des Perneums wahrnehmen und diese mit Fieber oder Unwohlsein einhergehen, sollen sie sich umgehend in ärztliche Behandlung begeben, heißt es im Rote-Hand-Brief. Dieser Hinweis wird nun in die Fach- und Gebrauchsinformationen übernommen. Bei Verdacht auf ein Fournier-Gangrän soll der Arzt den SGLT-2-Hemmer umgehend absetzen und eine Antibiotika-Behandlung starten sowie ein Wunddébridement durchführen.

Folgende SGLT-2-Inhibitoren sind derzeit in der EU zugelassen:

• Edistride® (Dapagliflozin)• Forxiga® (Dapagliflozin)• Ebymect® (Dapagliflozin /Metformin)• Xigduo® (Dapagliflozin/Metformin)• Qtern® (Dapagliflozin/Saxagliptin)• lnvokana® (Canagliflozin)• Vokanamet® (Canagliflozin/Metformin)• Jardiance® (Empagliflozin)• Synjardy® (Empagliflozin/Metformin)• Glyxambi® (Empagliflozin/Linagliptin)• Steglatro® (Ertugliflozin)• Segluromet® (Ertugliflozin/Metformin)• Steglujan ® (Ertugliflozin/Sitagliptin)

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