Nachsorge ein Leben lang |
Bariatrische Operationen werden zunehmend auch bei Frauen im gebär fähigen Alter vorgenommen, wobei die dadurch bewirkte Gewichtsabnahme oft erst eine Schwangerschaft ermöglicht: Bei Adipösen kommt es häufig zu Zyklusanomalien und einer damit verbundenen Infertilität. Der Gewichtsverlust nach einer bariatrischen Operation ist nicht nur bei Frauen, sondern oft auch bei Männern mit einer verbesserten Fruchtbarkeit verbunden (36).
Durch die Gewichtsreduktion infolge bariatrischer Operationen werden nicht nur metabolische Erkrankungen gemindert, sondern oftmals auch Schwangerschaften ermöglicht. / Foto: Adobe Stock/Nejron Photo
Grundsätzlich gelten Schwangerschaften nach einer Schlauchmagen- oder einer Magenbypass-Operation als sicher und möglich. Doch kann die Vermeidung einer Schwangerschaft in den ersten ein bis zwei Jahren nach einer bariatrischen Operation angezeigt sein, da in dieser Phase des größten Gewichtsverlustes auch das Risiko für einen Mangel an Mikronährstoffen am höchsten ist. Insofern ist es wichtig, dass es vor einer Schwangerschaft zu einer Gewichtsstabilisierung gekommen ist (37).
So oder so: Im Beratungsgespräch in der Apotheke sollte stets darauf hingewiesen werden, dass die Wirkung oraler Kontrazeptiva nach einer Magenbypass-Operation oft nicht gewährleistet ist und bei Verhütungswunsch alternativ auf langwirkende reversible Kontrazeptiva wie Implantate zurückgegriffen werden sollte.
Ob Vitamin B, Zink, Kupfer, Selen, Calcium oder Eisen: Bei einer geplanten Schwangerschaft sollte – wenn nötig – die Supplementation von Mikronährstoffen bereits einige Monate vor der Konzeption eingeleitet werden, um dann konsequent weitergeführt und durch Laborwerte in jedem Trimenon kontrolliert zu werden. Folsäure ist wie bei allen Schwangerschaften Pflicht. Zudem ist auf eine ausreichende Proteinzufuhr von mindestens 60 g/Tag mit genügend essenziellen Aminosäuren zu achten.
Derzeit werden in Deutschland jährlich etwa 20.000 bariatrische Eingriffe durchgeführt. Aufgrund der Indikationskriterien und der sehr guten Erfolge ist zu erwarten, dass die Anzahl der Eingriffe deutlich steigen wird. In Nachbarländern wie der Schweiz und Frankreich sind die bariatrischen Eingriffe bezogen auf die Bevölkerungszahl bereits sehr viel höher (38).
Burkhard Kleuser studierte von 1984 bis 1988 Chemie und Lebensmittelchemie sowie von 1990 bis 1994 Biochemie und Molekularbiologie an den Universitäten Wuppertal und Hamburg. Nach seiner Promotion 1994 und seiner Postdoktorandenzeit am Medical Center, Georgetown University, Washington D.C., USA, war er von 1997 bis 2002 als wissenschaftlicher Assistent und Oberassistent am Institut für Pharmazie der Freien Universität (FU) Berlin tätig, bevor er sich 2002 habilitierte und im selben Jahr auch die Lehrbefähigung für das Fach Pharmakologie und Toxikologie erhielt. Kleuser wurde 2006 zum Professor (W2) für Pharmakologie und Toxikologie an die FU Berlin berufen. Von 2009 bis 2020 bekleidete er den Lehrstuhl für Toxikologie am Institut für Ernährungswissenschaften der Universität Potsdam. Seit August 2020 leitet er die Abteilung Pharmakologie und Toxikologie am Pharmazeutischen Institut der FU Berlin.