Nachsorge ein Leben lang |
Die lebenslange Nachsorge nach einer bariatrischen Operation nimmt einen zentralen Stellenwert ein. Leitlinien gemäß werden Nachsorgeuntersuchungen mit Messung unter anderem der relevanten Leber-, Nieren-, Vitamin- und Mineralstoffwerte als Basis entsprechender Supplementationsempfehlungen (Tabelle) nach 1, 3, 6, 12, 18 und 24 Monaten und dann im jährlichen Rhythmus empfohlen.
Mikronährstoff | Vorkommen, Defizit | Empfohlene Supplementation |
---|---|---|
Vitamin A | ||
Schlauchmagen | 5,2 % | 1500 Retinolaktivitätsäquivalent |
Roux-Y-Magenbypass | 7,7 % | 1500–3000 |
Vitamin B1 (Thiamin) | ||
Schlauchmagen | 1–49 %, Risikofaktoren sind Alkoholkonsum, Erbrechen | 12 mg/Tag |
Roux-Y-Magenbypass | 1–49 %, Risikofaktoren sind Alkoholkonsum, Erbrechen | 12 mg/Tag |
Calcium | ||
Schlauchmagen | hohe Prävalenz | 1200–1500 mg/Tag als Calciumcitrat |
Roux-Y-Magenbypass | hohe Prävalenz | 1200–1500 mg/Tag als Calciumcitrat |
Vitamin D | ||
Schlauchmagen | fast bei allen Patienten | 3000 IE/Tag |
Roux-Y-Magenbypass | fast bei allen Patienten | 3000 IE/Tag |
Eisen(Messung Ferritin) | ||
Schlauchmagen | <18 % | 50 mg/Tag |
Roux-Y-Magenbypass | 20–55 % | 50 mg/Tag |
Folsäure | ||
Schlauchmagen | bis zu 65 % | 600 μg/Tag |
Roux-Y-Magenbypass | bis zu 65 % | 600 μg/Tag |
Vitamin B12 | ||
Schlauchmagen | 4–20 % | 1000 μg/Tag oral oder 1000–3000 μg i.m. alle 3–6 Monate |
Roux-Y-Magenbypass | <20 % | 1001 μg/Tag oral oder 1000–3000 μg i.m. alle 3–6 Monate |
Vitamin E undVitamin K | ||
Schlauchmagen | geringe Defizite | 15 mg Vitamin E/Tag90–120 μg Vitamin K/Tag |
Roux-Y-Magenbypass | geringe Defizite | 16 mg Vitamin E/Tag |
Kupfer | ||
Schlauchmagen | geringe Defizite | 1 mg/Tag |
Roux-Y-Magenbypass | 10–20 % | 2 mg/Tag |
Zink | ||
Schlauchmagen | 19 % | 8–11 mg/Tag |
Roux-Y-Magenbypass | 40 % | 8–11 mg/Tag |
Eine bariatrische Operation macht zudem die Kontrolle der bisherigen und zukünftigen Medikation von Grund- und Begleiterkrankungen erforderlich, nicht nur mit Blick auf den Typ-2-Diabetes, sondern insbesondere auch auf die Remission der arteriellen Hypertonie. Gegebenenfalls kann komplett auf die Medikation verzichtet werden. Vor allem die Gabe von SGLT2-Inhibitoren sollte in den ersten sechs bis zwölf Monaten gemieden werden, da es ansonsten zu einer erhöhten Ketoazidosegefahr kommen kann.
Bei Patienten mit vorbestehenden Gichterkrankungen unter einer Allopurinol-Therapie hingegen sollte die Behandlung bis zu mindestens sechs Monaten nach der Operation fortgeführt werden. Denn gerade in der Phase des hohen anfänglichen Gewichtsverlustes können Gichtanfälle häufiger auftreten (30). Die pharmakokinetischen Effekte einer bariatrischen Operation auf die vom Patienten wegen weiterer Grunderkrankungen eingenommenen Medikamente sind zumeist nicht vorhersagbar. Gerade in frühen postoperativen Phasen müssen die Arzneistoffwirkungen genau beobachtet werden. Häufig ist eine Dosisanpassung notwendig, das gilt auch und gerade für Psychopharmaka.
Last, but not least können Schlauchmagen- und Roux-Y-Operationen zu unterschiedlichen Defiziten an Mikronährstoffen führen. Geht die Sleeve-Gastrektomie nicht zuletzt mit einer verringerten Azidität einher, so kann diese einen direkten Einfluss auf die Resorption von Eisen und Calcium nehmen. Die Minderung der Bildung des Intrinsic-Factors im Magen kann einen Vitamin B₁₂-Mangel nach sich ziehen.
Beim Roux-Y-Magenbypass steht die teilweise Ausschaltung des Duodenums und des proximalen Jejunums von der Nahrungspassage im Vordergrund. In diesen Dünndarmabschnitten ist jedoch die höchste Dichte an Transportern für die Calcium-, Eisen-, Zink- und Kupferaufnahme zu verzeichnen, sodass es zu einem Defizit insbesondere dieser Mikronährstoffe kommen kann.