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Bariatrische Chirurgie

Nachsorge ein Leben lang

Die bariatrische Chirurgie gilt als effektivste Therapieoption zur Reduktion des Körpergewichts bei Adipositas sowie signifikanten Remission von Begleiterkrankungen wie Diabetes mellitus Typ 2 oder arterielle Hypertonie. In der Folge ist eine lebenslange Nachsorge und damit auch professionelle Beratung in der Apotheke erforderlich.
Burkhard Kleuser
02.04.2023  08:00 Uhr

Mängel beheben

Unabhängig von der Operationsmethode ist bei fast allen Patienten des Weiteren ein Vitamin-D-Mangel zu beobachten, der mit einer Knochendemineralisation verknüpft sein kann – dieses ganz abgesehen davon, dass infolge der geringeren mechanischen körperlichen Belastung aufgrund des Gewichtsverlustes der Demineralisationsprozess noch gesteigert sein kann. Eine Vitamin-D- und Calciumgabe ist daher obligatorisch.

Bei der Calciumsubstitution ist die verringerte Resorptionskapazität zu berücksichtigen, weswegen eine mehrmalige tägliche Gabe sinnvoll erscheint. Dabei sollte Calciumcitrat verwendet werden, das unter Berücksichtigung der verringerten Azidität besser als die Carbonatverbindung resorbiert wird.

Bei der Supplementation von Zink und Eisen ist die parallele Gabe zu vermeiden, da kompetitive Aufnahmewege existieren. Ebenso sollte auf den gleichzeitigen Konsum von Kaffee und schwarzem Tee verzichtet werden, da es zur Komplexbildung und damit einer verminderten Resorption kommen kann. Aufgrund der häufig schlechten gastrointestinalen Verträglichkeit von Eisen gilt die Infusion als bevorzugte Applikationsform.

Zur Vorbeugung der gefürchteten Wernicke-Enzephalopathie ist zudem auf die ausreichende Vitamin B₁ (Thiamin-)Supplementation zu achten (31). Oft deuten Doppelbilder, Sprechstörungen und Gangunsicherheiten auf eine beginnende degenerative Enzephalopathie hin. Diesen Symptomen muss große Bedeutung zugemessen und rechtzeitig mit hoch dosierter Vitamin-B₁-Gabe entgegengewirkt werden (32).

Können unter anderem Acetylsalicylsäure, Ibuprofen und Diclofenac die Magenschleimhaut schädigen, so sollte im Beratungsgespräch in der Apotheke deutlich gemacht werden, dass die Einnahme direkt nach einer bariatrischen Intervention möglichst zu vermeiden ist. Paracetamol und Metamizol sind wesentlich unproblematischer.

Ernährung anpassen

Ein Problem, das vor allem nach Roux-Y-Operationen auftritt, ist das sogenannte Dumping, von dem circa 20 bis 40 Prozent der Patienten nach einer Magenbypass-Operation betroffen sind. Unter dem Dumping-Syndrom versteht man die Sturzentleerung flüssiger und fester Nahrung vom Magen in den Dünndarm. Dabei muss zwischen einem Früh- und einem Spätdumping unterschieden werden.

Direkt im Anschluss an die Nahrungsaufnahme treten beim Frühdumping krampfartige Schmerzen, Erbrechen oder Übelkeit auf. Ursache ist, dass der hyperosmolare Nahrungsbrei aufgrund der eingeschränkten Pylorusfunktion bolusartig vom Magen in den Dünndarm abgegeben wird. Die Hyperosmolarität bedingt einen massiven Flüssigkeitseinstrom aus dem Interstitium in das Darmlumen. Aufgrund der Dehnung der Darmwand erhöht sich der Vagustonus, was die Beschwerden erklärt (33).

Das Spätdumping tritt etwa eine bis drei Stunden nach der Nahrungsaufnahme auf. Man nimmt an, dass eine unverzügliche und schnelle Resorption der Glucose nach Übertritt in den Dünndarm erfolgt. Dies wiederum führt zu hohen Insulinspiegeln und verursacht letztendlich eine Hypoglykämie. Symptome sind Schwitzen, Hungergefühl, Schwäche und Verwirrtheit. Ein oraler Glucose-Toleranztest oder die kontinuierliche Blutzuckermessung können die Diagnose bestätigen (34).

Nicht selten treten Früh- und Spätdumping in Kombination auf, weil der rasche Übertritt des Nahrungsbreis in das Darmlumen die Ursache ist. Häufig führt bereits eine Ernährungsumstellung zur Besserung der Symptome. Kleine Portionen, kohlenhydratarme Lebensmittel und die strikte Trennung von Flüssigem und Festem sind Bestandteil der Ernährungstherapie.

In einem weiteren Schritt könnten Acarbose und GLP-Agonisten eingesetzt werden, um die Glucoseaufnahme zu verlangsamen und die Magenmotilität zu hemmen. In therapierefraktären Fällen kann auch der Einsatz von Somatostatinanaloga erwogen werden, da diese inhibierend auf die Insulinfreisetzung wirken und damit der Hypoglykämie entgegen wirken (35).

Chirurgisch kann versucht werden, den Magenpouch zu verkleinern und mit einem Silikonring zu umschließen, um den Magenausgang einzuengen. Letztendlich muss bei anhaltenden Beschwerden auch an einen Rückbau des Magenbypasses gedacht werden.

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