Nachlassende Organfunktionen im Alter bei Therapie beachten |
Die Organfunktionen sollten bei der Arzneimitteldosierung berücksichtigt werden. Oft wird die Dosis von Medikamenten aber nicht reduziert, etwa bei Niereninsuffizienz. Jaehde stellte die Ergebnisse einer Untersuchung bei Heimbewohnern vor. Mehr als die Hälfte der Bewohner mit einer Kreatinin-Clearance unter 60 ml/min wies nicht an die Nierenfunktion angepasste Dosierungen auf. Neben einer Hyperpolymedikation mit zehn und mehr Arzneistoffen sei eine ungeeignete Dosierung aufgrund der Nierenleistung der wichtigste Risikofaktor für UAW in Heimen. Erstgenannte erhöhe das Risiko um den Faktor 3, zweitgenannte sei aber mit dem Faktor 2,5 beinahe ebenso risikoträchtig. Unter dosing.de finden sich unter anderem Angaben zur Arzneimitteldosierung bei Niereninsuffizienz.
Im Netz finden sich auch Informations-Datenbanken zur Anpassung der Dosis an die Leberfunktion, etwa unter www.drugsinlivercirrhosis.org. Jaehde betonte, dass es besonders wichtig sei, zwischen sogenannten Low- und High-Extraction-Drugs zu unterscheiden. Eine Leberfunktionsstörung wirkt sich bei Letzteren stärker aus. Der First-pass-Effekt fällt weg oder ist eingeschränkt, sodass sich die Bioverfügbarkeit deutlich erhöhen kann. Beispielsweise beträgt die Bioverfügbarkeit von Morphin 47 Prozent bei lebergesunden Personen. Bei Zirrhosepatienten liegt sie dagegen bei 100 Prozent. Das heißt, die Dosis von Substanzen mit ausgeprägtem First-pass-Effekt muss reduziert werden.
Abschließend betonte Jaehde, dass es wichtig sei, die Wirkungen der Medikamente regelmäßig in Arztpraxis und Apotheke zu überprüfen. Neu auftretende Symptome, über die Patienten in der Offizin berichten, sollten auch auf einen möglichen Zusammenhang mit der Arzneimitteltherapie überprüft werden.