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Telemedizin

Monitoring mit Ohrsensor schützt Corona-Infizierte

SARS-CoV-2-Infizierte müssen in häusliche Isolation. Wie entdeckt man dort, wenn sich ihr Zustand verschlechtert? Die Technische Universität München hat hierzu ein praktikables telemedizinisches Verfahren entwickelt.
Christina Hohmann-Jeddi
08.10.2021  18:00 Uhr

Viele SARS-CoV-2-Infizierte, die sich in häuslicher Isolation befinden, bemerken zunächst nicht, wenn sich ihr Zustand verschlechtert. Wie rasch sie ins Krankenhaus kommen, bestimmt aber über das weitere Überleben. Eine Methode, Risikopatienten für einen schweren Verlauf gefahrlos zuhause per Telemedizin zu betreuen, stellt nun ein Team um David Wurzer von der TU München im Fachjournal »PLOS One« vor.

Während der zurückliegenden Coronawellen betreuten die Forschenden 153 Patientinnen und Patienten (Durchschnittsalter 59 Jahre) mit Risikofaktoren für einen schweren Verlauf telemedizinisch mit einem Ohrsensor, der ähnlich wie ein Hörgerät im Gehörgang getragen wird. Dieser erfasste alle 15 Minuten wichtige Werte wie Temperatur, Herzschlag, Atmung und Sauerstoffsättigung und übermittelte sie an das telemedizinische Zentrum des Klinikums rechts der Isar. Dort beobachtete das Team permanent die eingehenden Werte. Zusätzlich wurde jeder Teilnehmende mindestens einmal am Tag angerufen und nach seinem Befinden befragt.

Traten Verschlechterungen des Zustands auf, wurden die Patienten und Patientinnen angerufen und gegebenenfalls nach ärztlichem Rat in ein Krankenhaus eingewiesen. 20 Teilnehmende der Untersuchung (13 Prozent) mussten hospitalisiert werden. 90 Prozent von ihnen gaben an, dass sie von der Verschlechterung selbst nichts bemerkt hatten und zu erst einem späteren Zeitpunkt ärztliche Hilfe gesucht hätten, wenn sie nicht an der Studie teilgenommen hätten. Im Verlauf wurden sieben von ihnen auf Intensivstation aufgenommen, ein Patient starb.

Die Studie zeige, dass Covid-19-Risikopatienten effektiv telemedizinisch überwacht und damit bei zukünftigen Infektionswellen unter Umständen Ressourcen eingespart werden können, folgern die Forschenden. »Nach unserer Kenntnis ist dies weltweit die erste Studie, die Patienten in häuslicher Isolation kontinuierlich aus der Ferne überwacht und im Falle einer kritischen Gesundheitsverschlechterung eine sofortige Krankenhauseinweisung veranlasst hat«, sagt Professor Dr. Georg Schmidt, Seniorautor der Studie, in einer Pressemitteilung der TUM. Die Technik sei gut verfügbar und liefere zuverlässige Daten, heißt es in der Publikation. Sie könnte auch bei anderen Indikationen hilfreich sein. 

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