Mögliche Gründe für männliche Unfruchtbarkeit |
Christina Hohmann-Jeddi |
23.10.2023 14:25 Uhr |
Lebensstilfaktoren, vor allem Ernährung, Bewegung und Rauchen, haben ebenfalls einen großen Einfluss. So können eine westliche ungesunde Ernährungsweise und deren Folge, eine Adipositas, die Spermatogenese stören. Vor allem schädlich sind große Zuckermengen, etwa aus Süßgetränken, verarbeitetes Fleisch, Sojaprodukte und vollfette Milchprodukte. Rauchen kann die Mutationsraten erhöhen und die Samenqualität mindern. Während ein mäßiger Alkoholgenuss nach bisherigem Kenntnisstand die männliche Fertilität nicht beeinträchtigt, kann sich ein übermäßiger Alkoholkonsum negativ auswirken. Die Daten zu Marihuana sind dem Review zufolge inkonsistent.
Aber auch Exposition des Hodens gegenüber bestimmten Noxen wie Pestizide, Phthalate, Bisphenol A, Lösungsmittel sowie ionisierende Strahlung und gegenüber Hitze etwa in der Sauna kann die Samenproduktion stören. Des Weiteren hat die Medikation einen Einfluss auf die Fertilität: Extern zugeführtes Testosteron und anabole Steroide stören die Hypothalamus-Hypophysen-Achse, verschiedene Krebsmedikamente schädigen die sich schnell teilenden Keimzellen. Aber auch die chronische Anwendung von Opioiden, Sulfasalazin und Sirolimus sowie die Einnahme von 5-α-Reduktasehemmern können die Spermatogenese stören.
Oft unterschätzt wird, dass auch das Alter für die männliche Fruchtbarkeit eine Rolle spielt. Männer produzieren zwar während des gesamten Erwachsenenlebens Spermien, doch ihre reproduktive Gesundheit nimmt dennoch ab. Ab dem Alter von 30 bis 40 Jahren sinkt der Testosteronspiegel, was zu einem Hypogonadismus führen kann. Damit verbunden ist eine Abnahme aller Samenparameter.
Komplikationen in der Schwangerschaft und bei der Geburt, etwa niedriges Geburtsgewicht, Frühgeburten und späte Totgeburten, sind bei Partnerinnen älterer Männer häufiger auf als bei denen jüngerer Männer. Dies liegt laut der Publikation an häufigeren Mutationen: So hatten Nachkommen von 40-jährigen Vätern in Studien doppelt so viele Mutationen in kodierenden Regionen von Genen wie Nachkommen von 20-jährigen Vätern.