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Digitale Helfer

Mit und zu Apps in der Apotheke beraten

Gesundheits-Apps können nützliche Helfer in der Beratung sein und auch die Kundenbindung stärken. Bei einem Webinar der Apothekerkammer Schleswig-Holstein zeigte Apotheker Dr. Ralf Goebel, was Apothekenteams beachten sollten, und stellte einige »Perlen« vor.
Daniela Hüttemann
18.11.2021  18:00 Uhr

Von Fitnesstrackern und Meditations-Apps über Nährwerttabellen und Kopfschmerztagebücher bis hin zu Psychotherapie und Nebenwirkungsmeldungen: Die Bandbreite an Gesundheits-Apps ist mittlerweile riesig. »Die Appstores haben keine Filterfunktion – einfach mal eine stressreduzierende App zu finden, hat bei mir schon Stress ausgelöst«, berichtete mit einem Augenzwinkern Dr. Ralf Goebel, Fachapotheker für Arzneimittelinformation und Gründer der Pharmasat-Akademie, bei einem Vortrag der Fortbildungsreihe »Digitalisierung in Apotheken« der Apothekerkammer Schleswig-Holstein.

Wie geht es da erst den Patienten, vor allem den älteren Smartphone-Besitzern? Und wo erhalten sie eine vertrauenswürdigere Beratung als in der Apotheke, zumal diese jetzt auch als erste Ansprechpartner und Experten für das digitale Impfzertifikat in der Bevölkerung bekannt sind? »Mittlerweile laden viele Patienten etwas herunter, probieren Apps aus und fragen uns dann nach unserer Meinung«, so Goebel. Hier sieht er eine Chance für die Apotheken vor Ort, den Patienten durch eine fundierte Zusatzempfehlung einen Mehrwert zu bieten.

Genau wie viele Apothekenteams ihre Beratung in der Selbstmedikation abstimmen, empfehle es sich, sich gemeinsam über Gesundheits-Apps Gedanken zu machen – auch angesichts der Tatsache, dass bereits seit Ende 2019 »digitale Gesundheitsanwendungen« (DiGa) von Ärzten und Psychotherapeuten verordnet werden können, sogar auf dem klassischen Muster-16-Rezept. Für diese vom BfArM zertifizierten Apps müssen die Krankenkassen die Kosten übernehmen. Apothekenmitarbeiter sollten unter diga.bfarm.de schauen, welche DiGa bereits zertifiziert sind und können dafür infrage kommende Patienten darauf hinweisen. »Das ist ein guter Service für den Patienten«, ist Goebel überzeugt.

Aber es gibt auch zahlreiche Apps, die das Apothekenpersonal in der Recherche und Beratung unterstützen, vor allem wenn es um das Medikationsmanagement geht. Goebel nannte einige Beispiele: »Embryotox gehört zum Beispiel in jeden digitalen Apotheken-Werkzeugkasten.« Dies gelte ebenso für die BfR-App zu Vergiftungsunfällen bei Kindern. Bei Patienten mit Unverträglichkeiten beliebt sei »WhatsIn« (MyMeds), entwickelt vom deutschen Apotheker Maximilian Wilke. Mit »QxMD« und anderen Rechnern lassen sich Risikoscores oder Dosisanpassungen berechnen, die Browser-App www.easydoac.de  des Uniklinikums Heidelberg biete eine gute Übersicht über die direkten oralen Antikoagulanzien und viele Leitlinien gebe es auch als App-Version. Gut sei beispielsweise auch die App der Ständigen Impfkommission, um die aktuellen Empfehlungen parat zu haben.

Goebel riet Apothekenteams, entsprechende Browser-Anwendungen und Links in einem digitalen Werkzeugkasten auf den Apothekenrechnern zu sammeln oder ein Apotheken-Tablet einzuführen. »Legen Sie Kriterien und Anforderungen zur Auswahl solch digitaler Tools in Ihrem Qualitätsmanagement fest«, so der Referent. »Planen Sie genügend Ressourcen und Zeit für die Implementierung ein und intensivieren Sie die Teamfortbildung zur Entwicklung digitaler Kompetenzen.« Eigentlich selbstverständlich: Dabei sollte die Apotheke immer die aktuellen Datenschutzbestimmungen beachten.

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