Milliarde junger Menschen droht Hörverlust |
Schall wird im Ohr als Impulswelle über das Trommelfell und die Gehörknöchelchen zur Hörschnecke (Cochlea) geleitet. Dort liegt das sogenannte Corti-Organ mit rund 15.000 Haarzellen. Der Schall streicht wie eine Wasserwelle über die Haarzellen, welche den Reiz in bioelektrische Impulse umwandeln und als Hörinformation ans Gehirn leiten. Werden die Haarzellen Lärm ausgesetzt, können sie ermüden – das erklärt, warum man nach einem Konzert oft zunächst nur noch dumpf hört oder gar einen Tinnitus erleidet. Bei anhaltend hoher Schallbelastung oder kurzen, sehr hohen Schallpegelspitzen drohen Dauerfolgen: So wie bei einem Getreidefeld leichte Windböen keinen Schaden anrichten, heftige Windstöße aber Halme abknicken lassen, können einzelne Härchen im Innenohr bei einer starken Welle der Flüssigkeit dauerhaft umgeknickt bleiben und damit ihre Funktion verlieren. Kaputte Härchen wachsen nicht nach, auch im Jugendalter verlorene nicht – lärmbedingte Hörschäden können lebenslang nicht mehr geheilt werden.
Und klar sollte sein: Ob Vereinsamung, höheres Sturzrisiko oder deutlich früher einsetzende Demenz – wer schon früh Hörschäden hatte, ist im Alter gefährdeter, Probleme zu bekommen. Den Ohren sollten darum nach großen Lärmbelästigungen, aber auch grundsätzlich Pausen gegönnt werden, empfiehlt der Deutsche Berufsverband der Hals-Nasen-Ohrenärzte. »Von Zeit zu Zeit sollte man dem Lärm der Umwelt gezielt entgehen. Hierzu ist ein Leseabend genauso geeignet wie ein Spaziergang in der Natur.«
Die WHO rät, Musik über 100 Dezibel nicht länger als eine Viertelstunde am Tag zu hören. Beim Besuch von Veranstaltungen und lauten Orten sollten Ohrstöpsel getragen werden. Bei Kopfhörern solle auf aufliegende anstatt In-Ear-Modelle zurückgegriffen werden, die zudem idealerweise in der Lage sein sollten, Umgebungsgeräusche zu reduzieren. Das Noise-Cancelling erlaube, eine niedrigere Lautstärke einzustellen. Außerdem seien die meisten Smartphones mittlerweile in der Lage, bei bestimmten Kopfhörermodellen die Lautstärke einzuschätzen und zu warnen, wenn die Musik zu laut sei.