Mikrobiom stärken, gesünder leben |
Die Dermatologin hat im Rahmen ihrer Forschungstätigkeit nach natürlichen Möglichkeiten gesucht, das Hautmikrobiom von Neurodermitis-Patienten wieder ins Lot zu bringen. Mit Erfolg: Zusammen mit Professor Dr. Matthias Noll hat sie einen Bakterienkomplex entwickelt, der sich aus neun probiotischen Bakterienstämmen zusammensetzt. Die Pulvermischung, die für ein Teilbad gedacht ist, wird in Wasser eingerührt und damit aktiviert. »Durch die Bäder ließ sich in placebokontrollierten Studien die Konzentration von S. aureus innerhalb von 14 Tagen ohne weitere Therapien um 84 Prozent zurückdrängen und gleichzeitig die Vielfalt des Mikrobioms erhöhen. Der Schweregrad der Neurodermitis besserte sich deutlich sichtbar, und zwar umso effektiver, desto stärker der Ausgangsbefund war. Entzündungsparameter nahmen ab, genauso wie Juckreiz und Trockenheitsgefühl.«
Diese probiotische Mixtur wird ab März in zwei Darreichungsformen vom Institut Allergosan (Omnibiotic® Skin) in den Markt eingeführt. Neben dem Granulat, das zur Zubereitung von Bädern in Wasser aufgelöst wird, gibt es eine probiotische Fettsalbe. »Deren Grundlage ist wasserfrei – und damit nicht konserviert – und wurde ursprünglich als Stillsalbe für Brustwarzen entwickelt. Die enthaltenen pflanzlichen Lipide werden deshalb bereits von Säuglingen toleriert. Das Hautmikrobiom wird in seinem Wiederaufbau gestärkt«, erklärt der Mikrobiologe Noll.
Ein stabiles Mikrobiom fängt entzündliche Hautsymptome ab: Probiotische Hautpflege stellt einen vielversprechenden Ansatz in der Neurodermitis-Therapie dar. / © Getty Images/Irina Esau
Grundsätzlich lässt sich mikrobiotische Hautpflege in drei Gruppen unterteilen. So sieht es etwa die Deutsche Gesellschaft für wissenschaftliche und angewandte Kosmetik. Probiotika enthalten per Definition lebende oder lebensfähige Mikroorganismen. »Es gibt nur sehr wenige Präparate, die lebende Bakterien enthalten und somit echte Probiotika sind. Manche Zubereitungen nennen sich zu Unrecht so, da sie nur abgetötete Bakterien enthalten. So etwa Lysate oder Fermente von Bifidobakterien oder Laktobazillen. Sie können sich nicht aktiv ins Mikrobiom integrieren«, ordnet die Expertin ein.
Als Präbiotika werden Substanzen bezeichnet, die bestimmte Mikroorganismen des Hautmikrobioms in ihrem Wachstum oder ihrer Aktivität selektiv beeinflussen, die also Nährstoffe für das Hautmikrobiom darstellen. Laut Axt-Gadermann können das etwa Inulin oder resistente Stärke. Postbiotika sind wiederum Substanzen, die aus Mikroorganismen gewonnen werden oder aus inaktivierten Vertretern bestehen. Typisches Beispiel ist die Milchsäure, die aus Lactobacillus-Arten stammt. Orientierung bietet das Siegel »Microbiome friendly«. Auf der Website www.mymicrobiome.info werden alle entsprechend zertifizierte Produkte gelistet.