Pharmazeutische Zeitung online
Lasmiditan

Migränemittel mit neuem Wirkmechanismus

Erst vor Kurzem wurde mit Rimegepant ein First-in-Class-Migränemittel zugelassen. Bald könnte eine weitere neue Wirkstoffklasse folgen: die Ditane. Als erster Vertreter hat Lasmiditan eine Zulassungsempfehlung für die EU bekommen.
Daniela Hüttemann
24.06.2022  16:30 Uhr

Lasmiditan ist eine niedermolekulare und damit oral verfügbare Substanz aus der neuen Wirkstoffklasse der Ditane, einer Weiterentwicklung der Triptane. Beide Substanzklassen wirken vasokonstriktorisch über Serotonin-Rezeptoren an den Blutgefäßen. Während Triptane jedoch als Agonisten an den 5-HT1B/5-HT1D-Subtypen andocken und nicht nur an den Blutgefäßen im Gehirn eine Vasokonstriktion bewirken, sondern auch in den peripheren Blutgefäßen, greifen Ditane selektiv am 5-HT1F-Rezeptor an. Lasmiditan soll dadurch wie ein Triptan auf die Migräneattacke wirken, aber ohne eine vasokonstriktive Wirkung in der Peripherie. So darf es auch bei Herz-Kreislauf-Patienten eingesetzt werden; dann wird jedoch die niedrigste Dosis empfohlen.

Indiziert ist Lasmiditan (Rayvow® von Eli Lilly) zur Behandlung akuter Migräne mit oder ohne Aura bei erwachsenen Patienten. Es wird als Filmtabletten in den Wirkstärken 50, 100 und 200 mg zur Verfügung stehen, wenn die EU-Kommission dem Votum des Ausschusses für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Arzneimittelagentur folgt. In den USA ist das Mittel unter dem leicht anders geschriebenen Namen Reyvow™ bereit seit 2020 auf dem Markt.

Ausschlaggebend für die US-Zulassung waren die randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten Studien SAMURAI und SPARTAN mit insgesamt 4439 Migränepatienten. Komplette Schmerzfreiheit innerhalb von zwei Stunden nach der Einnahme erreichten dort 28 bis 39 Prozent unter Lasmiditan versus 15 bis 21 Prozent unter Placebo. Bei 41 bis 49 Prozent der Probanden verschwanden innerhalb von zwei Stunden auch migränespezifische Symptome wie Licht- und Geräuschempfindlichkeit oder Übelkeit komplett gegenüber 30 bis 33 Prozent unter Placebo.

Als Nebenwirkungen traten am häufigsten Benommenheit, Müdigkeit, Hautkribbeln, Sedierung, Übelkeit/Erbrechen und Muskelschwäche auf. In den US-Produktinformationen wird vor einer eingeschränkten Fahrtüchtigkeit gewarnt. Zudem kann Lasmoditan eine Depression, Medikamenten-induzierten Kopfschmerz bei Übergebrauch sowie ein Serotoninsyndrom auslösen.

Mehr von Avoxa