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Westfalen-Lippe

Mehr Studienplätze sichern Arzneimittelversorgung

Ein neues Gutachten sieht die Arzneimittelversorgung in einigen Regionen Westfalen-Lippes in den nächsten 20 Jahren gefährdet, wenn nicht jetzt neue Studienplätze für Pharmazie geschaffen werden. Bielefeld sei dafür aus mehreren Gründen prädestiniert.
Daniela Hüttemann
22.06.2020  16:20 Uhr

Der Apothekerverband Westfalen-Lippe (AVWL) stellte heute gemeinsam mit dem Institut für Arbeit und Technik (IAT) der Westfälischen Hochschule Gelsenkirchen-Bocholt-Recklinghausen die Studie »Zukunft der Apotheken in Westfalen-Lippe« vor. Die Prognose zeigt, dass die flächendeckende Versorgung durch Apotheken vor Ort in den kommenden Jahren in Westfalen-Lippe nicht gesichert ist, vor allem in ländlichen Gegenden.

»Die Apothekenlandschaft steht vor einem großen Umbruch«, warnte Dr. Peter Enste, Direktor des Forschungsschwerpunktes Gesundheitswirtschaft und Lebensqualität am IAT, in einer gemeinsamen Online-Pressekonferenz des Instituts und des AVWL. Der Apothekerverband hatte die Studie vor rund einem Jahr in Auftrag gegeben. Auf der einen Seite steht ein jetzt schon spürbarer Rückgang an Apotheken. So mussten in Westfalen-Lippe in den vergangenen zwölf Jahren rund 400 Apotheken schließen – ein Minus von 17 Prozent. In absoluten Zahlen: Von 2232 Apotheken im Jahr 2008 sind derzeit noch 1859 geöffnet. Von den verbliebenen 1457 Inhabern sind 30 Prozent mindestens 60 Jahre alt, es ist also damit zu rechnen, dass in den kommenden zehn Jahren fast jeder Dritte Inhaber in den Ruhestand geht. Landapotheker seien dabei in der Tendenz älter als die Kollegen in der Stadt, so Enste.

Der demografische Wandel macht sich aber auch deutlich auf anderer Ebene bemerkbar: Der Anteil der Über-65-Jährigen in der Bevölkerung werde um 33 Prozent zunehmen. Eine Apotheke in Westfalen-Lippe werde im Jahr 2040 durchschnittlich 257 ältere Patienten mehr zu versorgen haben als heute. Aber nicht nur die Zahl der Patienten wird steigen, sondern auch die Zahl der definierten Arzneimittel-Tagesdosen (DDD): Bis 2040 sollen es laut Studie 500 Millionen mehr DDD sein, das entspricht einem Plus von 12 Prozent. »Damit wird auch der Bedarf an pharmazeutischer Beratung und zusätzlichen Dienstleistungen größer«, betont der AVWL. 

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