Lieber umfangreich frühstücken als üppig zu Abend essen |
Die Kalorienverbrennung ist nach dem Frühstück grundsätzlich höher, als nach dem Abendessen. Zu dieser Erkenntnis kamen Wissenschaftler der Universität zu Lübeck. / Foto: ©karepa - stock.adobe.com
Gemäß der Erkenntnisse einer vor kurzem im »Journal of Clinical Endocrinology and Metabolism« veröffentlichten Studie unter Federführung von Professor Dr. Kerstin Oltmanns, Leiterin der Sektion, ist die Kalorienverbrennung nach einer Mahlzeit am Morgen grundsätzlich deutlich höher als am Abend.
Die Arbeitsgruppe um Oltmanns hat untersucht, inwieweit die nahrungsinduzierte Thermogenese (NIT) bei identischen Mahlzeiten tageszeitlich variiert und ob diese Regulation auch nach kalorienarmen Mahlzeiten im Vergleich zu hochkalorischen erhalten bleibt. Im Rahmen der verblindeten, randomisierten Laborstudie erhielten 16 normalgewichtige Männer über jeweils drei Tage mit anschließenden Unterbrechungen von mindestens zwei Wochen im Humanlabor zum einen ein niederkalorisches Frühstück und ein hochkalorisches Abendessen beziehungsweise umgekehrt ein hochkalorisches Frühstück und ein niederkalorisches Abendessen. Die NIT wurde mittels indirekter Kalorimetrie gemessen, es wurden Parameter des Glukosestoffwechsels bestimmt.
»Die Ergebnisse zeigen, dass eine identische Kalorienzufuhr sowohl nach hoch- als auch nach niederkalorischen Mahlzeiten zu einer 2,5-fach höheren NIT am Morgen im Vergleich zum Abend führt. Der Anstieg des Blutzucker- und Insulinspiegels war nach dem Frühstück im Vergleich zum Abendessen deutlich vermindert«, so die Studienleiterin Juliane Richter im Gespräch mit der PZ. Allerdings hätten die Probanden, die niederkalorisch frühstückten, über verstärkte Hungergefühle und Appetit insbesondere auf Süßigkeiten während des ganzen Tages berichtet.
»Wir folgern aus den Ergebnissen, dass die Kalorienverbrennung nach einer Mahlzeit grundsätzlich am Morgen deutlich höher ist, als am Abend. Dieser genetische Tagesrhythmus bleibt auch bei niederkalorischer Ernährung zum Beispiel in Form einer Diät erhalten – allerdings mit dem negativen Effekt des gehäuften Naschens und Snackings im Tagesverlauf«, so Richter.
Komme es nach dem Abendessen zudem zu einem höheren Anstieg von Glukose und Insulin im Vergleich zum Frühstück, so sollten insbesondere Diabetiker zur Vermeidung von Blutzuckerspitzen eher umfangreich frühstücken als üppig zu Abend essen, sagte sie.
Die Studie zeige, dass der menschliche Energieumsatz morgens grundsätzlich höher ist als abends. Das sei genetisch bedingt und bei jedem Menschen so, erklärt Oltmanns. In einer Folgestudie soll nun das Ergebnis der Studie mit Blick auf Gewichtsreduktion bei Übergewicht und Adipositas untersucht werden. »Übergewichtige lassen häufig das Frühstück weg, weil sie abnehmen möchten, und essen abends eine große Hauptmahlzeit, wenn der Hunger übermächtig wird. Wir wollen nachweisen, dass es schon zu einer Gewichtsabnahme kommt, wenn man dieselbe Kalorienmenge hauptsächlich in der ersten Tageshälfte zu sich nimmt.«
Dass ein ausgiebiges Frühstück tatsächlich eine Gewichtsreduktion unterstützen kann, so Richter, belegt eine 2013 im Journal »Obesity« veröffentlichte Studie, in deren Rahmen übergewichtige Frauen, die 12 Wochen lang eine hypokalorische Diät durchführten, mehr Körpergewicht verloren, wenn sie den größeren Teil der Kalorien zum Frühstück statt zum Abendessen verzehrten. Auch in dieser Studie habe das ausgiebige Frühstück zusätzlich positive Effekte auf den Glukosestoffwechsel gezeigt.