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Fachgesellschaft empfiehlt

Lieber raus ins Freie statt Vitamin D schlucken

Die Diskussion um einen angeblichen Schutz vor Covid-19 durch Vitamin D reißt nicht ab. Jetzt stellt die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie klar: Generell ist die Supplementation nicht zu empfehlen, für Risikopatienten, die nicht ins Freie kommen, aber schon.
Annette Rößler
12.02.2021  15:03 Uhr

Nach Berichten über einen möglichen Zusammenhang zwischen einem niedrigen Vitamin-D-Spiegel und schweren Covid-19-Verläufen fragen sich viele Menschen, ob sie durch die vorbeugende Einnahme eines Vitamin-D-Supplements ihr persönliches Risiko, sich mit SARS-CoV-2 zu infizieren oder schwer an Covid-19 zu erkranken, senken können. Wie die PZ erst kürzlich berichtete, ist die Datenlage bislang aber noch zu dünn, um eine solche Empfehlung auszusprechen, zumal eine Überdosierung des Vitamins nicht ohne Risiken ist. Diese Einschätzung bestätigt nun die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) prinzipiell in einer Stellungnahme, schlägt aber auch einen Kompromiss vor.

»Eine Vitamin D-Gabe allein zur Covid-19-Infektionsprophylaxe oder -therapie ist derzeit nicht angebracht«, lautet die eindeutige Einschätzung der DGE. Die wissenschaftliche Beweislage reiche hierfür nicht aus. Bis belastbare Studien vorlägen, rate sie allerdings Personen in Risikogruppen zur täglichen Einnahme von 400 bis 1000 IE Vitamin D – zur Sicherstellung einer ausreichenden Vitamin-D-Versorgung, nicht zur Covid-19-Prophylaxe. Als Risikogruppen nennt die DGE Ältere, Bewohner von Pflegeeinrichtungen und chronisch kranke Menschen, die sich nur selten im Freien aufhalten. Mit diesem Vorgehen nutze man mögliche Vorteile, ohne das Risiko potenzieller Nachteile in Kauf zu nehmen.

Die Hinweise auf einen möglichen Nutzen von Vitamin D bei Covid-19 stammen bislang hauptsächlich aus Beobachtungsstudien. In einer Pressemitteilung der DGE erklärt deren Mediensprecher Professor Dr. Matthias M. Weber einmal mehr die begrenzte Aussagekraft solcher Studien: »Sie zeigen lediglich, dass zwei Ereignisse zusammen auftreten, aber nicht, dass das eine die Ursache des anderen ist.« Es kann auch genau umgekehrt sein, dass nämlich der Vitamin-D-Spiegel infolge der schweren Infektion sinkt. Auch Patienten, die an anderen Krankheiten litten, hätten häufig einen niedrigen Vitamin-D-Spiegel, so die DGE. Um eine Empfehlung zur Vitamin-D-Gabe abzuleiten, brauche es große placebokontrollierte klinische Studien, ergänzt Weber.

Auf die möglichen negativen Effekte einer Vitamin-D-Überdosierung geht DGE-Vorstandsmitglied Professor Dr. Helmut Schatz ein. »Es gehört zur kleinen Gruppe der fettlöslichen Vitamine. Diese werden nicht mit dem Urin ausgeschieden, wenn ein Zuviel vorhanden ist. Vielmehr sammeln sie sich im Körper an.« Ein Überschuss an Vitamin D könne neben Übelkeit und Erbrechen auch Nierensteine und Nierenschäden auslösen. Darüber hinaus habe eine aktuelle Studie gezeigt, dass Vitamin-D-Gaben von mehr als 1000 IE pro Tag bei älteren, gebrechlichen Menschen das Sturzrisiko erhöhen könnten (»Annals of Internal Medicine«, DOI: 10.7326/M20-3812).

»Gesichert ist jedoch, dass das Vermeiden von Vitamin D-Mangelzuständen besonders bei Risikopatienten hilfreich ist. Dies erreichen wir bereits durch Dosierungen von 400 bis 1000 IE pro Tag«, ergänzt DGE-Präsident Professor Dr. Günter Stalla. Weiterhin gelte: Zur Stärkung der Abwehrkräfte und der allgemeinen Gesundheit seien eine vollwertige und nicht zu üppige Ernährung und vor allem regelmäßige Bewegung im Freien wirksam.

Dass Vitamin D mit einer möglichen Prävention von Covid-19 in Verbindung gebracht wird, ist keine Überraschung. Schon seit Langem wird über einen möglichen Nutzen des Vitamins jenseits der Knochengesundheit erbittert gestritten. Atemwegs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes oder Krebs: Die Palette von Krankheiten, bei denen ein Nutzen vermutet wurde oder wird, ist breit gefächert. Laut DGE war er jedoch in placebokontrollierten Studien bislang noch nicht eindeutig zu belegen.

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