Levodropropizin ab Sommer rezeptfrei erhältlich |
Mit Levodropropizin haben Apotheker und PTA ab Sommer eine neue Beratungsoption für die Behandlung von Reizhusten. / Foto: Getty Images/Drazen Zigic
Mit der geänderten Arzneimittelverschreibungsverordnung im März dieses Jahres switchte Levodropropizin in die Selbstmedikation. Zuvor hatte sich der Sachverständigenrat für Verschreibungspflicht beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) dafür ausgesprochen, den antitussiven Wirkstoff in das OTC-Segment zu überführen. Zugelassen sind ausschließlich Quimbo Sirup und Tropfen. Damit folgen sie Dropropizin, das bereits seit Jahren ohne Rezept abgegeben werden darf.
Im Sommer soll es dann in der Praxis losgehen. »Im August wird die OTC-Variante der Quimbo-Packungen in die Apotheken ausgeliefert und quasi gegen die Rx-Packungen ausgetauscht«, informiert Dr. Simon Braun, Produktmanager bei Infectopharm/Pädia, auf Nachfrage der PZ. Ab August haben dann Apotheker und PTA eine neue Beratungsoption für die Behandlung von trockenem Husten. Levodropropizin ist zugelassen ab einem Alter von zwei Jahren. Die Anwendungsdauer sollte einen Zeitraum von sieben Tagen nicht überschreiten.
Levodropropizin ist das (S)-Enantiomer von Dropropizin. Es zählt zu den nicht opioiden Antitussiva. Dabei ist seine hustenhemmende Wirkung im Gegensatz zu den anderen zentral wirkenden Arzneistoffen peripherer Natur. Es hemmt die afferenten C-Fasern im Rachen, im Kehlkopf und in der Luftröhre, die für die Reizweiterleitung an das Hustenzentrum im Gehirn verantwortlich sind. Der genaue Wirkmechanismus ist nicht vollumfänglich geklärt.
Durch die peripher vermittelte Wirkung ist dem Hersteller zufolge von einem deutlich besseren Sicherheitsprofil sowie einer schnell eintretenden Wirkung auszugehen. In der Tat sind Nebenwirkungen des seit 1993 zugelassenen Arzneimittels sehr selten. In der Fachinformation wird keine Nebenwirkung häufiger als »sehr selten« (also < 1:10.000) genannt.
Als besonderer Hinweis ist ein verändertes Reaktionsvermögen aufgeführt: »Das Arzneimittel kann auch bei bestimmungsgemäßem Gebrauch das Reaktionsvermögen so weit verändern, dass die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr oder zum Bedienen von Maschinen beeinträchtigt wird. Dies gilt in verstärktem Maße im Zusammenwirken mit Alkohol.« Während der Schwangerschaft und Stillzeit ist Levodropropizin kontraindiziert.
Die Wirksamkeit bei Reizhusten wurde in mehreren Studien untersucht. 2015 erschien im Fachjournal »Multidisciplinary Respiratory Medicine« eine Metaanalyse von sieben klinischen Studien mit insgesamt 1178 Teilnehmern. Erfasst wurde die Wirksamkeit als Reduktion von Hustenintensität und -häufigkeit sowie nächtlichem Erwachen.
Dabei zeigte Levodropropizin einen statistisch signifikanten Unterschied in der antitussiven Wirksamkeit gegenüber Kontrollbehandlungen mit Codein, Cloperastin und Dextromethorphan. Im Vergleich zu den untersuchten zentral wirkenden Behandlungsoptionen sei die Wirksamkeit des peripher wirkenden Antitussivums bei Kindern und Erwachsenen höher, schlussfolgern die Autoren. Kontrollierte klinische Studien, die einen Vergleich mit Pentoxyverin ziehen, existieren nicht.