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Erkältungshusten

Lösen, stillen oder beides?

Hustenbeschwerden im Rahmen eines akuten Atemwegsinfektes sind meist selbstlimitierend. Bis zum Abklingen können sie die Betroffenen allerdings erheblich beeinträchtigen. Präparate der Selbstmedikation können hier Linderung verschaffen. 
Maria Pues
02.02.2023  18:00 Uhr

Seit wann bestehen die Beschwerden und wie äußern sie sich? Zwar kann Husten im Rahmen zahlreicher Erkrankungen und auch als Nebenwirkung einiger Pharmakotherapien auftreten. Dennoch lässt sich mit diesen beiden Fragen eine erste Eingrenzung vornehmen. So kann ein akuter Husten definitionsgemäß bis zu acht Wochen anhalten. Je nach Art des Infekts gibt es außerdem Erfahrungswerte: Husten durch eine akute Bronchitis klingt meist innerhalb von vier Wochen wieder ab. Besteht kein Verdacht auf eine ernst zu nehmende Erkrankung (Kasten), können die Beschwerden im Rahmen der Selbstmedikation behandelt werden.

Reizhusten oder produktiver Husten? Diese Frage lässt sich häufig nicht eindeutig beantworten – nicht zuletzt, weil die Grenzen zwischen beiden fließend sind. Viele Erkältungsgeplagte entwickeln zunächst einen trockenen Reizhusten, der später in einen produktiven Husten übergeht. So stellt heutzutage eine Behandlung mit der ursprünglich umstrittenen Kombination von antitussiven und sekretolytischen Präparaten kein No-Go mehr dar. Die Wirkung könne eventuell durch die Kombination beider Prinzipien verstärkt werden, indem man tagsüber eine Sekretolyse anstrebt und nachts eine Hustendämpfung, so die Leitlinie.

Hustenreiz stillen

Viele Antitussiva erzielen ihre Hauptwirkung, indem sie Opioid-(μ)-Rezeptoren im Hustenzentrum im Hirnstamm adressieren. Daneben besitzen sie auch periphere Angriffspunkte. Letztes gilt für die in der Selbstmedikation verfügbaren Wirkstoffe Dextromethorphan (etwa Silomat® DMP gegen Reizhusten) oder Pentoxyverin (etwa Sedotussin® Hustenstiller). Laut Fachinformation tritt die Wirkung von Dextromethorphan nach 15 bis 30 Minuten ein und hält etwa drei bis sechs Stunden an. Pentoxyverin wirkt nach oraler Gabe nach rund 10 bis 20 Minuten und für eine Dauer von vier bis sechs Stunden. In Lungenfunktionstests wurde außerdem eine leichte bronchodilatatorische Wirkung gezeigt.

Benproperin (etwa Tussafug® Hustenstiller) hemmt den Hustenreiz im afferenten Teil des Reflexbogens und unterscheidet sich so von zentraldämpfenden Hustenreizstillern. Auch seine Wirkung tritt nach 15 bis 30 Minuten ein und die Wirkung hält rund sechs Stunden an. Bei starkem Husten kann jedoch nach drei bis vier Stunden eine zweite Dosis erforderlich sein.

Über eine »Einhüllung« der im Rachen befindlichen Hustenrezeptoren wirken Demulzenzien. Zu ihnen gehören Dropropizin (zum Beispiel Larylin® Hustenstiller Lutschpastillen) und Levodropropizin (zum Beispiel Quimbo®), aber auch Lutschtabletten, Honig oder Hustenbonbons. In Letzteren wirken als gemeinsame Bestandteile Zucker lokal reizlindernd. Ihre Wirkungsdauer beschränkt sich jedoch auf die Verweildauer des Zuckers am Rezeptor und ist meist auf 20 bis 30 Minuten begrenzt.

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