Levodopa vielleicht ein Antidepressivum |
Sven Siebenand |
02.02.2023 12:30 Uhr |
Die Formel von L-Dopa ist bekannt. Auch der Einsatz bei Morbus Parkinson oder Restless Legs ist nichts Neues. Möglicherweise könnte der Wirkstoff aber auch bei bestimmten Menschen mit Depression eine Option sein. / Foto: Shutterstock/felipe caparros
Die Emory School of Medicine in Atlanta weist in einer Nachricht darauf hin, dass Entzündungen zu verminderter Motivation und Anhedonie, einem Kernsymptom von Depressionen, führen, indem sie Belohnungswege des Gehirns beeinträchtigen. Anhedonie bezeichnet den Verlust der Fähigkeit, Freude zu empfinden, in Situationen, die früher Freude bereitet haben.
Frühere Untersuchungen der Hochschule hatten die Auswirkungen von Entzündungen auf das Gehirn mit einer verringerten Freisetzung von Dopamin in Verbindung gebracht. Neue, in »Molecular Psychiatry« von Erstautorin Mandakh Bekhbat veröffentlichte Daten der Universität zeigen, dass Levodopa, das den Dopaminspiegel im Gehirn erhöht, das Potenzial hat, die Auswirkungen von Entzündungen auf die Belohnungsschaltkreise des Gehirns umzukehren und letztendlich die Symptome von Depressionen zu verbessern.
Die Studie umfasste 40 depressive Menschen mit unterschiedlich hohen Blutwerten des Entzündungsmarkers CRP (C-reaktives Protein), die sich bei zwei Besuchen funktionellen Gehirnscans unterzogen, nachdem sie entweder Placebo oder Levodopa erhalten hatten. Das Ergebnis: Levodopa verbesserte die funktionelle Konnektivität in einem bestimmten Belohnungskreislauf des Gehirns, jedoch nur wenn höhere CRP-Spiegel gemessen worden waren. Die gefundene Verbesserung des betreffenden Belohnungsschaltkreises bei depressiven Personen mit höherem CRP korrelierte auch mit reduzierten Symptomen von Anhedonie nach einer Levodopa-Gabe.
Laut Seniorautorin Professor Dr. Jennifer C. Felger sind die Studienergebnisse von Interesse, weil sie nahelegen, dass depressive Menschen mit hohen Entzündungsmarkern spezifisch auf Medikamente ansprechen könnten, die den Dopaminspiegel im Gehirn erhöhen. Weitere Untersuchungen werden sicher folgen, um eines Tages vielleicht ein neues Einsatzgebiet des bisher vor allem bei Morbus Parkinson eingesetzten Wirkstoffs Levodopa zu erschließen.