Langzeit-Studie soll weitere Erkenntnisse bringen |
Der Vergleich der Daten von Teilnehmerinnen, die angaben, nie Mobiltelefone zu nutzen, mit denen von Nutzerinnen, die manchmal, häufig oder viel per Handy telefonierten, hat in einer großen britischen Studie keine statistisch signifikanten Unterschiede hinsichtlich der Entstehung gezeigt. / Foto: Getty Images/JGI/Jamie Grill/Blend Images LLC
Auch die Ergebnisse einer nunmehr im »Journal of the National Cancer Institute« veröffentlichten Follow-up-Analyse der »UK Million Women Study« liefern keinen Anhalt für ein höheres Tumorrisiko durch Handystrahlung. International laufen jedoch weitere Untersuchungen zur Identifizierung potentieller Langzeitrisiken.
Die prospektive, 1996 in England und Schottland an 66 Brustkrebs-Screeningzentren des »National Health Service« (NHS) gestartete »UK Million Women Study« sollte primär dazu dienen, mögliche Zusammenhänge zwischen der Entstehung von Brustkrebsrisiken und einer menopausalen Hormontherapie zu identifizieren. Bis 2001 waren in die Untersuchung 1,3 Millionen Frauen eingeschlossen worden. Im selben Jahr wurden bei ihnen mittels entsprechender Fragebogen erstmals auch die Modalitäten der Nutzung von Mobiltelefonen erkundet.
Während der 14-jährigen Nachbeobachtung von 776.156 Frauen, die den Fragebogen von 2001 ausgefüllt hatten, wurden insgesamt 3268 Hirntumore registriert. Ob Gliome, Meningeome, Hypophysen-Tumore oder Akustikus-Neurome: Der Vergleich der Daten von Teilnehmerinnen, die angaben, nie Mobiltelefone zu nutzen, mit denen von Nutzerinnen, die manchmal, häufig oder viel per Handy telefonierten, habe keine statistisch signifikanten Unterschiede hinsichtlich der Entstehung gezeigt. »Unsere Ergebnisse unterstützen die sich häufenden Belege dafür, dass die Nutzung von Mobiltelefonen unter üblichen Bedingungen das Auftreten von Hirntumoren nicht erhöht«, so lautet das Resümee der Studienautoren.
»Auch wenn in dieser Studie ausschließlich Daten zu Frauen erhoben wurden, unterstützen diese die zunehmende Evidenz, dass eine Mobiltelefon-Nutzung unter den üblichen Bedingungen Risiko und Inzidenz für Hirntumoren nicht erhöht«, unterstreicht Professor Dr. Hans-Christoph Diener, in einem Statement der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN). Es gelte jedoch, die Ergebnisse weiterer Studien abzuwarten. So werde die gleichermaßen bereits über mehr als zehn Jahre laufende und 2008 initiierte internationale prospektive »Cohort Study of Mobile Phone Use and Health« (COSMOS) zu den gesundheitlichen Auswirkungen der Mobilfunk-Nutzung bei beiden Geschlechtern weitere Erkenntnisse bringen.
In den vergangenen Jahren hat die Nutzung neuer Kommunikationstechnologien wie Mobiltelefone und drahtloses Internet bekanntlich rasant zugenommen. Da diese Geräte hochfrequente elektromagnetische Felder (HF-EMF) nutzen, hat auch die Exposition des Menschen gegenüber HF-EMF zugenommen. »Es besteht ein umfangreiches öffentliches und wissenschaftliches Interesse an der Möglichkeit, dass die HF-EMF-Exposition das Krankheitsrisiko erhöhen könnte, da dies noch nicht festgestellt wurde«, macht das aus führenden Wissenschaftlern der Niederlande, Dänemark, Finnland, Frankreich, England und Schweden bestehende COSMOS-Konsortium auf seiner Webseite deutlich.
In die Kohorten-Studie mit dem Namen COSMOS wurden 290.000 erwachsene Mobiltelefonnutzer aufgenommen (Großbritannien: 105.000, Niederlande: 90.000, Schweden: 50.000, Dänemark: 30.000, Finnland: 15.000). Frankreich sei durch die entsprechende Finanzierung kürzlich in die Lage versetzt worden, derzeit Teilnehmer für ihre Studie zu rekrutieren.
»Unser Ziel ist es, den Gesundheitszustand der Teilnehmer mithilfe von Fragebögen und Gesundheitsregisterdaten für 20 bis 30 Jahre zu verfolgen. Zu den zu untersuchenden gesundheitlichen Ergebnissen gehören das Risiko von Krebserkrankungen, gutartigen Tumoren, neurologischen und zerebrovaskulären Erkrankungen sowie Veränderungen des Auftretens bestimmter Symptome im Laufe der Zeit wie Kopfschmerzen und Schlafstörungen«, machen die Repräsentanten der beteiligten Forschungsinstitute deutlich.
Die aktuelle »Forschungsagenda für Hochfrequenzfelder (RF)« der WHO bewerte die COSMOS-Studie als eine der wichtigsten Studien, die derzeit auf diesem Gebiet durchgeführt werden. Die Studie werde mit hoher Priorität eingestuft, um potenzielle Langzeitrisiken der Mobiltelefonnutzung identifizieren zu können.